Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

ten Stadium des Gambitangriffes lässt sich kurz in folgen-
den Zügen andeuten. Der gemeine Angriff gewinnt den
Gambitbauer selten zurück, nöthigt aber den Gegner zu lange
andauernder Vertheidigung und die freizumachende Gambit-
linie bildet hier die Hauptbasis der Angriffscombinationen.
Der directe Angriff auf den Gambitbauer gewinnt letzteren
gewöhnlich zurück, gleicht aber die Positionen schnell aus.
Der gemischte Angriff endlich gewinnt entweder schliesslich
den Bauer mit Verlust des Angriffs zurück oder führt bei
Aufgabe des Bauers zu einer bequemen Angriffscombination.

§. 237. Die Gambitcombinationen werden sonach die
mannichfachsten Schattirungen in Angriff und Vertheidigung
darbieten, und ihr genaueres Studium kann dem Schachspie-
ler, als tüchtiges formelles Bildungsmittel für Kenntniss und
Behandlung aller nur möglichen Combinationen des Spieles
überhaupt, nur empfohlen werden. Darin aber liegt wieder
der grosse Werth der klassischen Königsbauereröffnung, welche
die Möglichkeit solcher mehr oder weniger künstlichen An-
griffe gestattet, wenn auch ihre einfacheren Varianten der
reinen Angriffssysteme zuweilen grössere Gediegenheit und
Sicherheit der Combination versprechen.


I. Das Mittelgambit.

Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Einleitung.

§. 238. Das Charactermoment im Mittelgambit ist d 2
--d 4. Das Hülfsmoment besteht im Zuge des Springers
g 1--f 3, welcher einmal den Angriff auf den Punkt e 5 di-
rect unterstützt und sodann später nach dem Zuge e 5--d 4:
zugleich den feindlichen Königsbauer auf dem Felde d 4 wie-
derholt bedroht. Das Hülfsmoment hat wegen dieser gün-
stigen Eigenschaften einen besonderen Werth für das Mittel-
gambit und geht deshalb auch bei Constituirung der stärksten

ten Stadium des Gambitangriffes lässt sich kurz in folgen-
den Zügen andeuten. Der gemeine Angriff gewinnt den
Gambitbauer selten zurück, nöthigt aber den Gegner zu lange
andauernder Vertheidigung und die freizumachende Gambit-
linie bildet hier die Hauptbasis der Angriffscombinationen.
Der directe Angriff auf den Gambitbauer gewinnt letzteren
gewöhnlich zurück, gleicht aber die Positionen schnell aus.
Der gemischte Angriff endlich gewinnt entweder schliesslich
den Bauer mit Verlust des Angriffs zurück oder führt bei
Aufgabe des Bauers zu einer bequemen Angriffscombination.

§. 237. Die Gambitcombinationen werden sonach die
mannichfachsten Schattirungen in Angriff und Vertheidigung
darbieten, und ihr genaueres Studium kann dem Schachspie-
ler, als tüchtiges formelles Bildungsmittel für Kenntniss und
Behandlung aller nur möglichen Combinationen des Spieles
überhaupt, nur empfohlen werden. Darin aber liegt wieder
der grosse Werth der klassischen Königsbauereröffnung, welche
die Möglichkeit solcher mehr oder weniger künstlichen An-
griffe gestattet, wenn auch ihre einfacheren Varianten der
reinen Angriffssysteme zuweilen grössere Gediegenheit und
Sicherheit der Combination versprechen.


I. Das Mittelgambit.

Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Einleitung.

§. 238. Das Charactermoment im Mittelgambit ist d 2
d 4. Das Hülfsmoment besteht im Zuge des Springers
g 1—f 3, welcher einmal den Angriff auf den Punkt e 5 di-
rect unterstützt und sodann später nach dem Zuge e 5—d 4:
zugleich den feindlichen Königsbauer auf dem Felde d 4 wie-
derholt bedroht. Das Hülfsmoment hat wegen dieser gün-
stigen Eigenschaften einen besonderen Werth für das Mittel-
gambit und geht deshalb auch bei Constituirung der stärksten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0158" n="146"/>
ten Stadium des Gambitangriffes lässt sich kurz in folgen-<lb/>
den Zügen andeuten. Der gemeine Angriff gewinnt den<lb/>
Gambitbauer selten zurück, nöthigt aber den Gegner zu lange<lb/>
andauernder Vertheidigung und die freizumachende Gambit-<lb/>
linie bildet hier die Hauptbasis der Angriffscombinationen.<lb/>
Der directe Angriff auf den Gambitbauer gewinnt letzteren<lb/>
gewöhnlich zurück, gleicht aber die Positionen schnell aus.<lb/>
Der gemischte Angriff endlich gewinnt entweder schliesslich<lb/>
den Bauer mit Verlust des Angriffs zurück oder führt bei<lb/>
Aufgabe des Bauers zu einer bequemen Angriffscombination.</p><lb/>
                    <p>§. 237. Die Gambitcombinationen werden sonach die<lb/>
mannichfachsten Schattirungen in Angriff und Vertheidigung<lb/>
darbieten, und ihr genaueres Studium kann dem Schachspie-<lb/>
ler, als tüchtiges formelles Bildungsmittel für Kenntniss und<lb/>
Behandlung aller nur möglichen Combinationen des Spieles<lb/>
überhaupt, nur empfohlen werden. Darin aber liegt wieder<lb/>
der grosse Werth der klassischen Königsbauereröffnung, welche<lb/>
die Möglichkeit solcher mehr oder weniger künstlichen An-<lb/>
griffe gestattet, wenn auch ihre einfacheren Varianten der<lb/>
reinen Angriffssysteme zuweilen grössere Gediegenheit und<lb/>
Sicherheit der Combination versprechen.</p>
                  </div><lb/>
                  <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                  <div n="7">
                    <head>I. <hi rendition="#g">Das Mittelgambit</hi>.</head><lb/>
                    <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                    <div n="8">
                      <head><hi rendition="#b">Fünfundzwanzigstes Kapitel.</hi><lb/>
Einleitung.</head><lb/>
                      <p>§. 238. Das Charactermoment im Mittelgambit ist <hi rendition="#i">d</hi> 2<lb/>
&#x2014;<hi rendition="#i">d</hi> 4. Das Hülfsmoment besteht im Zuge des Springers<lb/><hi rendition="#i">g</hi> 1&#x2014;<hi rendition="#i">f</hi> 3, welcher einmal den Angriff auf den Punkt <hi rendition="#i">e</hi> 5 di-<lb/>
rect unterstützt und sodann später nach dem Zuge <hi rendition="#i">e</hi> 5&#x2014;<hi rendition="#i">d</hi> 4:<lb/>
zugleich den feindlichen Königsbauer auf dem Felde <hi rendition="#i">d</hi> 4 wie-<lb/>
derholt bedroht. Das Hülfsmoment hat wegen dieser gün-<lb/>
stigen Eigenschaften einen besonderen Werth für das Mittel-<lb/>
gambit und geht deshalb auch bei Constituirung der stärksten<lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0158] ten Stadium des Gambitangriffes lässt sich kurz in folgen- den Zügen andeuten. Der gemeine Angriff gewinnt den Gambitbauer selten zurück, nöthigt aber den Gegner zu lange andauernder Vertheidigung und die freizumachende Gambit- linie bildet hier die Hauptbasis der Angriffscombinationen. Der directe Angriff auf den Gambitbauer gewinnt letzteren gewöhnlich zurück, gleicht aber die Positionen schnell aus. Der gemischte Angriff endlich gewinnt entweder schliesslich den Bauer mit Verlust des Angriffs zurück oder führt bei Aufgabe des Bauers zu einer bequemen Angriffscombination. §. 237. Die Gambitcombinationen werden sonach die mannichfachsten Schattirungen in Angriff und Vertheidigung darbieten, und ihr genaueres Studium kann dem Schachspie- ler, als tüchtiges formelles Bildungsmittel für Kenntniss und Behandlung aller nur möglichen Combinationen des Spieles überhaupt, nur empfohlen werden. Darin aber liegt wieder der grosse Werth der klassischen Königsbauereröffnung, welche die Möglichkeit solcher mehr oder weniger künstlichen An- griffe gestattet, wenn auch ihre einfacheren Varianten der reinen Angriffssysteme zuweilen grössere Gediegenheit und Sicherheit der Combination versprechen. I. Das Mittelgambit. Fünfundzwanzigstes Kapitel. Einleitung. §. 238. Das Charactermoment im Mittelgambit ist d 2 —d 4. Das Hülfsmoment besteht im Zuge des Springers g 1—f 3, welcher einmal den Angriff auf den Punkt e 5 di- rect unterstützt und sodann später nach dem Zuge e 5—d 4: zugleich den feindlichen Königsbauer auf dem Felde d 4 wie- derholt bedroht. Das Hülfsmoment hat wegen dieser gün- stigen Eigenschaften einen besonderen Werth für das Mittel- gambit und geht deshalb auch bei Constituirung der stärksten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/158
Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/158>, abgerufen am 21.12.2024.