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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Urtheilen und Fragen.
liche Vorstellung aber fordert das klare Bewußtseyn
derselben. (§. 9.) Der Gedanke, daß die Merk-
maale der Sache zukommen, oder daß andre der-
selben nicht zukommen, enthält schon etwas mehr,
als die bloße Vorstellung, und dieses mehrere nennen
wir urtheilen. Wir urtheilen demnach, wenn wir
denken, A ist B, oder A ist nicht B. Wird dieses
Urtheil mit Worten ausgedruckt, so nennen wir es
einen Satz. Da die Worte statt der Begriffe sind,
so gilt daher von den Sätzen, was von den Urthei-
len. Wir werden demnach untersuchen, was von
beyden zu bemerken ist.

§ 119.

Das Urtheil ist die Verbindung oder Trennung
zweener Begriffe; demnach kommen bey jedem Ur-
theile nothwendig wenigstens drey Stücke vor Ein-
mal die zween Begriffe, welche mit einander vergli-
chen werden, sodann das Bewußtseyn oder die Vor-
stellung, daß der eine dem andern zukomme oder nicht.
Das Zukommen heißt man bejahen, das nicht
zukommen
aber verneinen, und das Wort, welches
das Bejahen oder Verneinen ausdrücket, heißt das
Bindewörtgen, Copula. Der Begriff, von wel-
chem bejaht oder verneint wird, heißt das Subject,
und der andre, der von ihm bejaht oder verneint
wird, das Prädicat. Das Prädicat, die Copula
und das Subject machen daher die drey Theile eines
Urtheils oder Satzes aus. Z. E. in dem Satz:
Ein Stein ist schwer, ist der Begriff Stein
das Subject, weil von ihm bejaht wird, schwer ist
das Prädicat, weil es von ihm bejaht wird, und
das Wort ist heißt das Bindewörtgen, weil es die
Bejahung anzeigt. Hinwiederum in dem Satze:
Gold ist nicht Eisen, ist Gold das Subject, Ei-

sen

von den Urtheilen und Fragen.
liche Vorſtellung aber fordert das klare Bewußtſeyn
derſelben. (§. 9.) Der Gedanke, daß die Merk-
maale der Sache zukommen, oder daß andre der-
ſelben nicht zukommen, enthaͤlt ſchon etwas mehr,
als die bloße Vorſtellung, und dieſes mehrere nennen
wir urtheilen. Wir urtheilen demnach, wenn wir
denken, A iſt B, oder A iſt nicht B. Wird dieſes
Urtheil mit Worten ausgedruckt, ſo nennen wir es
einen Satz. Da die Worte ſtatt der Begriffe ſind,
ſo gilt daher von den Saͤtzen, was von den Urthei-
len. Wir werden demnach unterſuchen, was von
beyden zu bemerken iſt.

§ 119.

Das Urtheil iſt die Verbindung oder Trennung
zweener Begriffe; demnach kommen bey jedem Ur-
theile nothwendig wenigſtens drey Stuͤcke vor Ein-
mal die zween Begriffe, welche mit einander vergli-
chen werden, ſodann das Bewußtſeyn oder die Vor-
ſtellung, daß der eine dem andern zukomme oder nicht.
Das Zukommen heißt man bejahen, das nicht
zukommen
aber verneinen, und das Wort, welches
das Bejahen oder Verneinen ausdruͤcket, heißt das
Bindewoͤrtgen, Copula. Der Begriff, von wel-
chem bejaht oder verneint wird, heißt das Subject,
und der andre, der von ihm bejaht oder verneint
wird, das Praͤdicat. Das Praͤdicat, die Copula
und das Subject machen daher die drey Theile eines
Urtheils oder Satzes aus. Z. E. in dem Satz:
Ein Stein iſt ſchwer, iſt der Begriff Stein
das Subject, weil von ihm bejaht wird, ſchwer iſt
das Praͤdicat, weil es von ihm bejaht wird, und
das Wort iſt heißt das Bindewoͤrtgen, weil es die
Bejahung anzeigt. Hinwiederum in dem Satze:
Gold iſt nicht Eiſen, iſt Gold das Subject, Ei-

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[77/0099] von den Urtheilen und Fragen. liche Vorſtellung aber fordert das klare Bewußtſeyn derſelben. (§. 9.) Der Gedanke, daß die Merk- maale der Sache zukommen, oder daß andre der- ſelben nicht zukommen, enthaͤlt ſchon etwas mehr, als die bloße Vorſtellung, und dieſes mehrere nennen wir urtheilen. Wir urtheilen demnach, wenn wir denken, A iſt B, oder A iſt nicht B. Wird dieſes Urtheil mit Worten ausgedruckt, ſo nennen wir es einen Satz. Da die Worte ſtatt der Begriffe ſind, ſo gilt daher von den Saͤtzen, was von den Urthei- len. Wir werden demnach unterſuchen, was von beyden zu bemerken iſt. § 119. Das Urtheil iſt die Verbindung oder Trennung zweener Begriffe; demnach kommen bey jedem Ur- theile nothwendig wenigſtens drey Stuͤcke vor Ein- mal die zween Begriffe, welche mit einander vergli- chen werden, ſodann das Bewußtſeyn oder die Vor- ſtellung, daß der eine dem andern zukomme oder nicht. Das Zukommen heißt man bejahen, das nicht zukommen aber verneinen, und das Wort, welches das Bejahen oder Verneinen ausdruͤcket, heißt das Bindewoͤrtgen, Copula. Der Begriff, von wel- chem bejaht oder verneint wird, heißt das Subject, und der andre, der von ihm bejaht oder verneint wird, das Praͤdicat. Das Praͤdicat, die Copula und das Subject machen daher die drey Theile eines Urtheils oder Satzes aus. Z. E. in dem Satz: Ein Stein iſt ſchwer, iſt der Begriff Stein das Subject, weil von ihm bejaht wird, ſchwer iſt das Praͤdicat, weil es von ihm bejaht wird, und das Wort iſt heißt das Bindewoͤrtgen, weil es die Bejahung anzeigt. Hinwiederum in dem Satze: Gold iſt nicht Eiſen, iſt Gold das Subject, Ei- ſen

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/99>, abgerufen am 21.11.2024.