Die Eintheilungen dienen überhaupt zur Voll- ständigkeit unsrer Erkenntniß, und in Ansehung der Ausübung versichern sie uns, daß alle Fälle, die bey einer vorgegebenen Verrichtung vorkommen können, in unsrer Gewalt sind. Daher dienen sie auch, die Möglichkeit der Ausübung vollständig zu machen. Sie sind folglich überhaupt betrachtet nicht unerheb- lich, und wenn es die Theorie oder Ausübung for- dert, jede Arten einer Gattung oder jede mögliche Fälle zu kennen; so lohnt es sich der Mühe, eine vollständige Eintheilung vorzunehmen. Hiezu ha- ben wir die Mittel angegeben, die die Natur der Eintheilung überhaupt betrachtet darbeut. Man hat nämlich auf den Unterschied der Arten zu sehen. Besteht dieser nur in Graden, so hat ihre Bestim- mung keine Schwürigkeit. Besteht er aber in der Combination einer gewissen Anzahl von Bestimmun- gen oder Merkmaalen, so muß man sich diese alle be- kannt machen, und die Combination erfolgt wiederum ohne Mühe. Jn den übrigen Fällen, wo man näm- lich diese Merkmaale nicht alle aus der Theorie der Gattung finden kann, kömmt es schlechthin auf die Erfahrung an, und man muß alle Arten aufsuchen.
Drittes Hauptstück. Von den Urtheilen und Fragen.
§. 118.
Die Begriffe sind bloße Vorstellungen (§. 7.) und bey der klaren Vorstellung der Sache findet sich das confuse Bewußtseyn ihrer Merkmaale, die deut-
liche
III. Hauptſtuͤck,
§. 117.
Die Eintheilungen dienen uͤberhaupt zur Voll- ſtaͤndigkeit unſrer Erkenntniß, und in Anſehung der Ausuͤbung verſichern ſie uns, daß alle Faͤlle, die bey einer vorgegebenen Verrichtung vorkommen koͤnnen, in unſrer Gewalt ſind. Daher dienen ſie auch, die Moͤglichkeit der Ausuͤbung vollſtaͤndig zu machen. Sie ſind folglich uͤberhaupt betrachtet nicht unerheb- lich, und wenn es die Theorie oder Ausuͤbung for- dert, jede Arten einer Gattung oder jede moͤgliche Faͤlle zu kennen; ſo lohnt es ſich der Muͤhe, eine vollſtaͤndige Eintheilung vorzunehmen. Hiezu ha- ben wir die Mittel angegeben, die die Natur der Eintheilung uͤberhaupt betrachtet darbeut. Man hat naͤmlich auf den Unterſchied der Arten zu ſehen. Beſteht dieſer nur in Graden, ſo hat ihre Beſtim- mung keine Schwuͤrigkeit. Beſteht er aber in der Combination einer gewiſſen Anzahl von Beſtimmun- gen oder Merkmaalen, ſo muß man ſich dieſe alle be- kannt machen, und die Combination erfolgt wiederum ohne Muͤhe. Jn den uͤbrigen Faͤllen, wo man naͤm- lich dieſe Merkmaale nicht alle aus der Theorie der Gattung finden kann, koͤmmt es ſchlechthin auf die Erfahrung an, und man muß alle Arten aufſuchen.
Drittes Hauptſtuͤck. Von den Urtheilen und Fragen.
§. 118.
Die Begriffe ſind bloße Vorſtellungen (§. 7.) und bey der klaren Vorſtellung der Sache findet ſich das confuſe Bewußtſeyn ihrer Merkmaale, die deut-
liche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0098"n="76"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Hauptſtuͤck,</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 117.</head><lb/><p>Die Eintheilungen dienen uͤberhaupt zur Voll-<lb/>ſtaͤndigkeit unſrer Erkenntniß, und in Anſehung der<lb/>
Ausuͤbung verſichern ſie uns, daß alle Faͤlle, die bey<lb/>
einer vorgegebenen Verrichtung vorkommen koͤnnen,<lb/>
in unſrer Gewalt ſind. Daher dienen ſie auch, die<lb/>
Moͤglichkeit der Ausuͤbung vollſtaͤndig zu machen.<lb/>
Sie ſind folglich uͤberhaupt betrachtet nicht unerheb-<lb/>
lich, und wenn es die Theorie oder Ausuͤbung for-<lb/>
dert, jede Arten einer Gattung oder jede moͤgliche<lb/>
Faͤlle zu kennen; ſo lohnt es ſich der Muͤhe, eine<lb/>
vollſtaͤndige Eintheilung vorzunehmen. Hiezu ha-<lb/>
ben wir die Mittel angegeben, die die Natur der<lb/>
Eintheilung uͤberhaupt betrachtet darbeut. Man<lb/>
hat naͤmlich auf den Unterſchied der Arten zu ſehen.<lb/>
Beſteht dieſer nur in Graden, ſo hat ihre Beſtim-<lb/>
mung keine Schwuͤrigkeit. Beſteht er aber in der<lb/>
Combination einer gewiſſen Anzahl von Beſtimmun-<lb/>
gen oder Merkmaalen, ſo muß man ſich dieſe alle be-<lb/>
kannt machen, und die Combination erfolgt wiederum<lb/>
ohne Muͤhe. Jn den uͤbrigen Faͤllen, wo man naͤm-<lb/>
lich dieſe Merkmaale nicht alle aus der Theorie der<lb/>
Gattung finden kann, koͤmmt es ſchlechthin auf die<lb/>
Erfahrung an, und man muß alle Arten aufſuchen.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Drittes Hauptſtuͤck.<lb/>
Von den Urtheilen und Fragen.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 118.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Begriffe ſind bloße Vorſtellungen (§. 7.) und<lb/>
bey der klaren Vorſtellung der Sache findet ſich<lb/>
das confuſe Bewußtſeyn ihrer Merkmaale, die deut-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">liche</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[76/0098]
III. Hauptſtuͤck,
§. 117.
Die Eintheilungen dienen uͤberhaupt zur Voll-
ſtaͤndigkeit unſrer Erkenntniß, und in Anſehung der
Ausuͤbung verſichern ſie uns, daß alle Faͤlle, die bey
einer vorgegebenen Verrichtung vorkommen koͤnnen,
in unſrer Gewalt ſind. Daher dienen ſie auch, die
Moͤglichkeit der Ausuͤbung vollſtaͤndig zu machen.
Sie ſind folglich uͤberhaupt betrachtet nicht unerheb-
lich, und wenn es die Theorie oder Ausuͤbung for-
dert, jede Arten einer Gattung oder jede moͤgliche
Faͤlle zu kennen; ſo lohnt es ſich der Muͤhe, eine
vollſtaͤndige Eintheilung vorzunehmen. Hiezu ha-
ben wir die Mittel angegeben, die die Natur der
Eintheilung uͤberhaupt betrachtet darbeut. Man
hat naͤmlich auf den Unterſchied der Arten zu ſehen.
Beſteht dieſer nur in Graden, ſo hat ihre Beſtim-
mung keine Schwuͤrigkeit. Beſteht er aber in der
Combination einer gewiſſen Anzahl von Beſtimmun-
gen oder Merkmaalen, ſo muß man ſich dieſe alle be-
kannt machen, und die Combination erfolgt wiederum
ohne Muͤhe. Jn den uͤbrigen Faͤllen, wo man naͤm-
lich dieſe Merkmaale nicht alle aus der Theorie der
Gattung finden kann, koͤmmt es ſchlechthin auf die
Erfahrung an, und man muß alle Arten aufſuchen.
Drittes Hauptſtuͤck.
Von den Urtheilen und Fragen.
§. 118.
Die Begriffe ſind bloße Vorſtellungen (§. 7.) und
bey der klaren Vorſtellung der Sache findet ſich
das confuſe Bewußtſeyn ihrer Merkmaale, die deut-
liche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/98>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.