Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
von den Eintheilungen.
§. 104.

Wir kehren daher wiederum zu den Sachen selbst,
und den Begriffen zurück, um die Fälle aufzusuchen,
wo die Eintheilung in der Sache selbst schon da ist,
oder aus dem bezeichneten Umfange des Begriffes
gefunden werden kann. Der erste dieser Fälle ist,
wo die Sachen, so unter eine Art oder Gattung ge-
hören, nur den Graden nach verschieden sind. Denn
da wählt man in der Eintheilung solche Fälle, die
etwas besonderes, z. E. leichteres, kenntlicheres, ein-
facheres etc. an sich haben. Z. E Man will eine Ein-
theilung von Sonnenuhren machen, und zwar nur
von derjenigen Gattung, welche auf eine ebene Fläche
gezeichnet werden, und wo der Zeiger mit der Erdachse
parallel ist. Hier bleibt nichts mehr zu bestimmen
übrig, als die Lage der Fläche, und diese läßt sich
mit der Vertikal- und Mittagslinie vergleichen. Die
Fläche ist demnach entweder gegen die Verticallinie
perpendicular oder nicht. Jm erstern Fall ist ihre
Lage vollkommen bestimmt, und die Uhr wird eine
Horizontaluhr. Jm andern Fall ist die Fläche mit
der Vertikallinie entweder parallel, oder sie neigt sich
gegen dieselbe. Die Parallelen sind nun in so weit
bestimmt, daß sie alle aufrecht stehen. Da sie aber
gegen alle Weltgegenden gewendet seyn können, so
nimmt man hier die vier Hauptgegenden besonders
heraus, und hat folglich mittägliche, mitternächtli-
che, Morgen- und Abend- vertikale Sonnenuhren.
Die übrigen Stellungen werden auf diese bezogen, in-
dem man bestimmt, ob sie von Mittag gegen Morgen,
oder gegen Abend, oder von Mitternacht gegen Mor-
gen oder gegen Abend abweichen. Jst aber die Fläche
gegen die Vertikallinie geneigt, so unterscheidet man
hiebey nur zween speciale Fälle, wenn nämlich die Flä-
che auf die Erdachse perpendieular ist, und dieses giebt

Aequi-
Lamb. Org. I. Band. E
von den Eintheilungen.
§. 104.

Wir kehren daher wiederum zu den Sachen ſelbſt,
und den Begriffen zuruͤck, um die Faͤlle aufzuſuchen,
wo die Eintheilung in der Sache ſelbſt ſchon da iſt,
oder aus dem bezeichneten Umfange des Begriffes
gefunden werden kann. Der erſte dieſer Faͤlle iſt,
wo die Sachen, ſo unter eine Art oder Gattung ge-
hoͤren, nur den Graden nach verſchieden ſind. Denn
da waͤhlt man in der Eintheilung ſolche Faͤlle, die
etwas beſonderes, z. E. leichteres, kenntlicheres, ein-
facheres ꝛc. an ſich haben. Z. E Man will eine Ein-
theilung von Sonnenuhren machen, und zwar nur
von derjenigen Gattung, welche auf eine ebene Flaͤche
gezeichnet werden, und wo der Zeiger mit der Erdachſe
parallel iſt. Hier bleibt nichts mehr zu beſtimmen
uͤbrig, als die Lage der Flaͤche, und dieſe laͤßt ſich
mit der Vertikal- und Mittagslinie vergleichen. Die
Flaͤche iſt demnach entweder gegen die Verticallinie
perpendicular oder nicht. Jm erſtern Fall iſt ihre
Lage vollkommen beſtimmt, und die Uhr wird eine
Horizontaluhr. Jm andern Fall iſt die Flaͤche mit
der Vertikallinie entweder parallel, oder ſie neigt ſich
gegen dieſelbe. Die Parallelen ſind nun in ſo weit
beſtimmt, daß ſie alle aufrecht ſtehen. Da ſie aber
gegen alle Weltgegenden gewendet ſeyn koͤnnen, ſo
nimmt man hier die vier Hauptgegenden beſonders
heraus, und hat folglich mittaͤgliche, mitternaͤchtli-
che, Morgen- und Abend- vertikale Sonnenuhren.
Die uͤbrigen Stellungen werden auf dieſe bezogen, in-
dem man beſtimmt, ob ſie von Mittag gegen Morgen,
oder gegen Abend, oder von Mitternacht gegen Mor-
gen oder gegen Abend abweichen. Jſt aber die Flaͤche
gegen die Vertikallinie geneigt, ſo unterſcheidet man
hiebey nur zween ſpeciale Faͤlle, wenn naͤmlich die Flaͤ-
che auf die Erdachſe perpendieular iſt, und dieſes giebt

Aequi-
Lamb. Org. I. Band. E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0087" n="65"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den Eintheilungen.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 104.</head><lb/>
            <p>Wir kehren daher wiederum zu den Sachen &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
und den Begriffen zuru&#x0364;ck, um die Fa&#x0364;lle aufzu&#x017F;uchen,<lb/>
wo die Eintheilung in der Sache &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon da i&#x017F;t,<lb/>
oder aus dem bezeichneten Umfange des Begriffes<lb/>
gefunden werden kann. Der er&#x017F;te die&#x017F;er Fa&#x0364;lle i&#x017F;t,<lb/>
wo die Sachen, &#x017F;o unter eine Art oder Gattung ge-<lb/>
ho&#x0364;ren, nur den Graden nach ver&#x017F;chieden &#x017F;ind. Denn<lb/>
da wa&#x0364;hlt man in der Eintheilung &#x017F;olche Fa&#x0364;lle, die<lb/>
etwas be&#x017F;onderes, z. E. leichteres, kenntlicheres, ein-<lb/>
facheres &#xA75B;c. an &#x017F;ich haben. Z. E Man will eine Ein-<lb/>
theilung von Sonnenuhren machen, und zwar nur<lb/>
von derjenigen Gattung, welche auf eine ebene Fla&#x0364;che<lb/>
gezeichnet werden, und wo der Zeiger mit der Erdach&#x017F;e<lb/>
parallel i&#x017F;t. Hier bleibt nichts mehr zu be&#x017F;timmen<lb/>
u&#x0364;brig, als die Lage der Fla&#x0364;che, und die&#x017F;e la&#x0364;ßt &#x017F;ich<lb/>
mit der Vertikal- und Mittagslinie vergleichen. Die<lb/>
Fla&#x0364;che i&#x017F;t demnach entweder gegen die Verticallinie<lb/>
perpendicular oder nicht. Jm er&#x017F;tern Fall i&#x017F;t ihre<lb/>
Lage vollkommen be&#x017F;timmt, und die Uhr wird eine<lb/>
Horizontaluhr. Jm andern Fall i&#x017F;t die Fla&#x0364;che mit<lb/>
der Vertikallinie entweder parallel, oder &#x017F;ie neigt &#x017F;ich<lb/>
gegen die&#x017F;elbe. Die Parallelen &#x017F;ind nun in &#x017F;o weit<lb/>
be&#x017F;timmt, daß &#x017F;ie alle aufrecht &#x017F;tehen. Da &#x017F;ie aber<lb/>
gegen alle Weltgegenden gewendet &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, &#x017F;o<lb/>
nimmt man hier die vier Hauptgegenden be&#x017F;onders<lb/>
heraus, und hat folglich mitta&#x0364;gliche, mitterna&#x0364;chtli-<lb/>
che, Morgen- und Abend- vertikale Sonnenuhren.<lb/>
Die u&#x0364;brigen Stellungen werden auf die&#x017F;e bezogen, in-<lb/>
dem man be&#x017F;timmt, ob &#x017F;ie von Mittag gegen Morgen,<lb/>
oder gegen Abend, oder von Mitternacht gegen Mor-<lb/>
gen oder gegen Abend abweichen. J&#x017F;t aber die Fla&#x0364;che<lb/>
gegen die Vertikallinie geneigt, &#x017F;o unter&#x017F;cheidet man<lb/>
hiebey nur zween &#x017F;peciale Fa&#x0364;lle, wenn na&#x0364;mlich die Fla&#x0364;-<lb/>
che auf die Erdach&#x017F;e perpendieular i&#x017F;t, und die&#x017F;es giebt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Lamb. Org. <hi rendition="#aq">I.</hi> Band. E</fw><fw place="bottom" type="catch">Aequi-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0087] von den Eintheilungen. §. 104. Wir kehren daher wiederum zu den Sachen ſelbſt, und den Begriffen zuruͤck, um die Faͤlle aufzuſuchen, wo die Eintheilung in der Sache ſelbſt ſchon da iſt, oder aus dem bezeichneten Umfange des Begriffes gefunden werden kann. Der erſte dieſer Faͤlle iſt, wo die Sachen, ſo unter eine Art oder Gattung ge- hoͤren, nur den Graden nach verſchieden ſind. Denn da waͤhlt man in der Eintheilung ſolche Faͤlle, die etwas beſonderes, z. E. leichteres, kenntlicheres, ein- facheres ꝛc. an ſich haben. Z. E Man will eine Ein- theilung von Sonnenuhren machen, und zwar nur von derjenigen Gattung, welche auf eine ebene Flaͤche gezeichnet werden, und wo der Zeiger mit der Erdachſe parallel iſt. Hier bleibt nichts mehr zu beſtimmen uͤbrig, als die Lage der Flaͤche, und dieſe laͤßt ſich mit der Vertikal- und Mittagslinie vergleichen. Die Flaͤche iſt demnach entweder gegen die Verticallinie perpendicular oder nicht. Jm erſtern Fall iſt ihre Lage vollkommen beſtimmt, und die Uhr wird eine Horizontaluhr. Jm andern Fall iſt die Flaͤche mit der Vertikallinie entweder parallel, oder ſie neigt ſich gegen dieſelbe. Die Parallelen ſind nun in ſo weit beſtimmt, daß ſie alle aufrecht ſtehen. Da ſie aber gegen alle Weltgegenden gewendet ſeyn koͤnnen, ſo nimmt man hier die vier Hauptgegenden beſonders heraus, und hat folglich mittaͤgliche, mitternaͤchtli- che, Morgen- und Abend- vertikale Sonnenuhren. Die uͤbrigen Stellungen werden auf dieſe bezogen, in- dem man beſtimmt, ob ſie von Mittag gegen Morgen, oder gegen Abend, oder von Mitternacht gegen Mor- gen oder gegen Abend abweichen. Jſt aber die Flaͤche gegen die Vertikallinie geneigt, ſo unterſcheidet man hiebey nur zween ſpeciale Faͤlle, wenn naͤmlich die Flaͤ- che auf die Erdachſe perpendieular iſt, und dieſes giebt Aequi- Lamb. Org. I. Band. E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/87
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/87>, abgerufen am 21.11.2024.