unzählige über und unter sich hat. So sind bey den Kegelschnitten unzählig mal mehr Ellipse und Hy- perbeln als Parabeln und Zirkel möglich, weil letztere nur von einer erstern, aber von zwoen Bestimmungen abhängen.
§. 102.
Wir bleiben demnach bey den angeführten Sätzen, welche uns die Natur einer zweygliedrigen Einthei- lung angeben, weil sie nothwendig statt finden, sobald die Eintheilung richtig ist. Unter diesen Sätzen wer- den die drey letzten nothwendig erhalten, wenn so wohl B als C eigene Merkmaale haben, oder wenn C eine bloße Negation von B ist. Denn auf diese Art kann weder B dem C, noch C dem B zukommen. Die beyden ersten Sätze werden erhalten, wenn B und C alle Indiuidua begreifen, die unter A gehören. Um sich hievon zu versichern, muß man entweder die In- diuidua, die unter A gehören, abzählen, um zu sehen, ob sie alle zu B oder C gerechnet werden können, oder man muß von B und C die gemeinsamen Merk- maale abstrahiren, und untersuchen, ob sie mit A von gleichem Umfange und Ausdehnung sind. Hat man dieses gefunden, so muß man ferner sehen, ob diese gemeinsamen Merkmaale keine andre Bestim- mungen leiden, als die, so sie in B und in C haben. Denn leiden sie noch andre, so giebt es außer B und C noch mehrere Arten, die zu A gehören.
§. 103.
Hier fängt nun das willkührliche in den Worten, und theils auch in dem Umfange unsrer Begriffe an, von dem nothwendigen abzugehen, und es wird schwer seyn, die Gränzlinie zwischen beyden genau zu be- zeichnen. Unsre allgemeine Begriffe haben allerdings einen gewissen Umfang, und bey einigen läßt sichs deut-
lich
von den Eintheilungen.
unzaͤhlige uͤber und unter ſich hat. So ſind bey den Kegelſchnitten unzaͤhlig mal mehr Ellipſe und Hy- perbeln als Parabeln und Zirkel moͤglich, weil letztere nur von einer erſtern, aber von zwoen Beſtimmungen abhaͤngen.
§. 102.
Wir bleiben demnach bey den angefuͤhrten Saͤtzen, welche uns die Natur einer zweygliedrigen Einthei- lung angeben, weil ſie nothwendig ſtatt finden, ſobald die Eintheilung richtig iſt. Unter dieſen Saͤtzen wer- den die drey letzten nothwendig erhalten, wenn ſo wohl B als C eigene Merkmaale haben, oder wenn C eine bloße Negation von B iſt. Denn auf dieſe Art kann weder B dem C, noch C dem B zukommen. Die beyden erſten Saͤtze werden erhalten, wenn B und C alle Indiuidua begreifen, die unter A gehoͤren. Um ſich hievon zu verſichern, muß man entweder die In- diuidua, die unter A gehoͤren, abzaͤhlen, um zu ſehen, ob ſie alle zu B oder C gerechnet werden koͤnnen, oder man muß von B und C die gemeinſamen Merk- maale abſtrahiren, und unterſuchen, ob ſie mit A von gleichem Umfange und Ausdehnung ſind. Hat man dieſes gefunden, ſo muß man ferner ſehen, ob dieſe gemeinſamen Merkmaale keine andre Beſtim- mungen leiden, als die, ſo ſie in B und in C haben. Denn leiden ſie noch andre, ſo giebt es außer B und C noch mehrere Arten, die zu A gehoͤren.
§. 103.
Hier faͤngt nun das willkuͤhrliche in den Worten, und theils auch in dem Umfange unſrer Begriffe an, von dem nothwendigen abzugehen, und es wird ſchwer ſeyn, die Graͤnzlinie zwiſchen beyden genau zu be- zeichnen. Unſre allgemeine Begriffe haben allerdings einen gewiſſen Umfang, und bey einigen laͤßt ſichs deut-
lich
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[63/0085]
von den Eintheilungen.
unzaͤhlige uͤber und unter ſich hat. So ſind bey den
Kegelſchnitten unzaͤhlig mal mehr Ellipſe und Hy-
perbeln als Parabeln und Zirkel moͤglich, weil letztere
nur von einer erſtern, aber von zwoen Beſtimmungen
abhaͤngen.
§. 102.
Wir bleiben demnach bey den angefuͤhrten Saͤtzen,
welche uns die Natur einer zweygliedrigen Einthei-
lung angeben, weil ſie nothwendig ſtatt finden, ſobald
die Eintheilung richtig iſt. Unter dieſen Saͤtzen wer-
den die drey letzten nothwendig erhalten, wenn ſo
wohl B als C eigene Merkmaale haben, oder wenn C
eine bloße Negation von B iſt. Denn auf dieſe Art
kann weder B dem C, noch C dem B zukommen. Die
beyden erſten Saͤtze werden erhalten, wenn B und C
alle Indiuidua begreifen, die unter A gehoͤren. Um
ſich hievon zu verſichern, muß man entweder die In-
diuidua, die unter A gehoͤren, abzaͤhlen, um zu
ſehen, ob ſie alle zu B oder C gerechnet werden koͤnnen,
oder man muß von B und C die gemeinſamen Merk-
maale abſtrahiren, und unterſuchen, ob ſie mit A
von gleichem Umfange und Ausdehnung ſind. Hat
man dieſes gefunden, ſo muß man ferner ſehen, ob
dieſe gemeinſamen Merkmaale keine andre Beſtim-
mungen leiden, als die, ſo ſie in B und in C haben. Denn
leiden ſie noch andre, ſo giebt es außer B und C
noch mehrere Arten, die zu A gehoͤren.
§. 103.
Hier faͤngt nun das willkuͤhrliche in den Worten,
und theils auch in dem Umfange unſrer Begriffe an,
von dem nothwendigen abzugehen, und es wird ſchwer
ſeyn, die Graͤnzlinie zwiſchen beyden genau zu be-
zeichnen. Unſre allgemeine Begriffe haben allerdings
einen gewiſſen Umfang, und bey einigen laͤßt ſichs deut-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/85>, abgerufen am 23.11.2024.
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