Um diese öfters sehr große Vielfältigkeit ohne Verwirrung zu betrachten, werden wir ein Merk- maal der Gattung anfänglich allein vornehmen. Al- lein betrachtet kann es unstreitig vielerley Bestim- mungen leiden, und diese sind entweder schlechthin Grade, oder es sind Qualitäten. Jn beyden Fällen aber ist nothwendig, daß keine andre Be- stimmungen zusammen genommen werden, als solche, die beysammen seyn können. Die Abwechslung, die hierinn möglich bleibt, legt den Grund zur Einthei- lung, weil man dadurch so viele Species dieses Merk- maals bekömmt, als Abwechslungen möglich sind.
§. 84.
Hierüber läßt sich anmerken, daß man in Anse- hung der Grade vornehmlich solche zum Grunde der Eintheilung legt, die vor andern etwas voraus ha- ben. So machen unter den Triangeln die rechtwink- lichten eine vorzügliche Art aus, weil sie bey allen übrigen gute Dienste thun. So betrachtet man in der Mechanik die einförmige Bewegung besonders, weil jede Veränderung auf diese bezogen wird.
§. 85.
Ferner sind die Grade an sich schon einander so entgegengesetzt, daß nicht mehrere zugleich in einem Indiuiduo existiren können, weil dadurch die Ver- hältniß zur Einheit völlig bestimmt ist.
§. 86.
Eben so läßt sich anmerken, daß man, wo Gra- de zum Grunde der Eintheilung gelegt werden, so viele Klassen machen könne, als man zu andern Absichten nöthig erachtet. Die Abtheilung der Geschichte kann z. E. in Absicht auf die Zeit, nach den Jahren, nach
Perio-
D 3
von den Eintheilungen.
§. 83.
Um dieſe oͤfters ſehr große Vielfaͤltigkeit ohne Verwirrung zu betrachten, werden wir ein Merk- maal der Gattung anfaͤnglich allein vornehmen. Al- lein betrachtet kann es unſtreitig vielerley Beſtim- mungen leiden, und dieſe ſind entweder ſchlechthin Grade, oder es ſind Qualitaͤten. Jn beyden Faͤllen aber iſt nothwendig, daß keine andre Be- ſtimmungen zuſammen genommen werden, als ſolche, die beyſammen ſeyn koͤnnen. Die Abwechslung, die hierinn moͤglich bleibt, legt den Grund zur Einthei- lung, weil man dadurch ſo viele Species dieſes Merk- maals bekoͤmmt, als Abwechslungen moͤglich ſind.
§. 84.
Hieruͤber laͤßt ſich anmerken, daß man in Anſe- hung der Grade vornehmlich ſolche zum Grunde der Eintheilung legt, die vor andern etwas voraus ha- ben. So machen unter den Triangeln die rechtwink- lichten eine vorzuͤgliche Art aus, weil ſie bey allen uͤbrigen gute Dienſte thun. So betrachtet man in der Mechanik die einfoͤrmige Bewegung beſonders, weil jede Veraͤnderung auf dieſe bezogen wird.
§. 85.
Ferner ſind die Grade an ſich ſchon einander ſo entgegengeſetzt, daß nicht mehrere zugleich in einem Indiuiduo exiſtiren koͤnnen, weil dadurch die Ver- haͤltniß zur Einheit voͤllig beſtimmt iſt.
§. 86.
Eben ſo laͤßt ſich anmerken, daß man, wo Gra- de zum Grunde der Eintheilung gelegt werden, ſo viele Klaſſen machen koͤnne, als man zu andern Abſichten noͤthig erachtet. Die Abtheilung der Geſchichte kann z. E. in Abſicht auf die Zeit, nach den Jahren, nach
Perio-
D 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0075"n="53"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Eintheilungen.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 83.</head><lb/><p>Um dieſe oͤfters ſehr große Vielfaͤltigkeit ohne<lb/>
Verwirrung zu betrachten, werden wir ein Merk-<lb/>
maal der Gattung anfaͤnglich allein vornehmen. Al-<lb/>
lein betrachtet kann es unſtreitig vielerley Beſtim-<lb/>
mungen leiden, und dieſe ſind entweder ſchlechthin<lb/><hirendition="#fr">Grade,</hi> oder es ſind <hirendition="#fr">Qualitaͤten.</hi> Jn beyden<lb/>
Faͤllen aber iſt nothwendig, daß keine andre Be-<lb/>ſtimmungen zuſammen genommen werden, als ſolche,<lb/>
die beyſammen ſeyn koͤnnen. Die Abwechslung, die<lb/>
hierinn moͤglich bleibt, legt den Grund zur Einthei-<lb/>
lung, weil man dadurch ſo viele Species dieſes Merk-<lb/>
maals bekoͤmmt, als Abwechslungen moͤglich ſind.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 84.</head><lb/><p>Hieruͤber laͤßt ſich anmerken, daß man in Anſe-<lb/>
hung der Grade vornehmlich ſolche zum Grunde der<lb/>
Eintheilung legt, die vor andern etwas voraus ha-<lb/>
ben. So machen unter den Triangeln die rechtwink-<lb/>
lichten eine vorzuͤgliche Art aus, weil ſie bey allen<lb/>
uͤbrigen gute Dienſte thun. So betrachtet man in<lb/>
der Mechanik die einfoͤrmige Bewegung beſonders,<lb/>
weil jede Veraͤnderung auf dieſe bezogen wird.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 85.</head><lb/><p>Ferner ſind die Grade an ſich ſchon einander ſo<lb/>
entgegengeſetzt, daß nicht mehrere zugleich in einem<lb/><hirendition="#aq">Indiuiduo</hi> exiſtiren koͤnnen, weil dadurch die Ver-<lb/>
haͤltniß zur Einheit voͤllig beſtimmt iſt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 86.</head><lb/><p>Eben ſo laͤßt ſich anmerken, daß man, wo Gra-<lb/>
de zum Grunde der Eintheilung gelegt werden, ſo viele<lb/>
Klaſſen machen koͤnne, als man zu andern Abſichten<lb/>
noͤthig erachtet. Die Abtheilung der Geſchichte kann<lb/>
z. E. in Abſicht auf die Zeit, nach den Jahren, nach<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Perio-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[53/0075]
von den Eintheilungen.
§. 83.
Um dieſe oͤfters ſehr große Vielfaͤltigkeit ohne
Verwirrung zu betrachten, werden wir ein Merk-
maal der Gattung anfaͤnglich allein vornehmen. Al-
lein betrachtet kann es unſtreitig vielerley Beſtim-
mungen leiden, und dieſe ſind entweder ſchlechthin
Grade, oder es ſind Qualitaͤten. Jn beyden
Faͤllen aber iſt nothwendig, daß keine andre Be-
ſtimmungen zuſammen genommen werden, als ſolche,
die beyſammen ſeyn koͤnnen. Die Abwechslung, die
hierinn moͤglich bleibt, legt den Grund zur Einthei-
lung, weil man dadurch ſo viele Species dieſes Merk-
maals bekoͤmmt, als Abwechslungen moͤglich ſind.
§. 84.
Hieruͤber laͤßt ſich anmerken, daß man in Anſe-
hung der Grade vornehmlich ſolche zum Grunde der
Eintheilung legt, die vor andern etwas voraus ha-
ben. So machen unter den Triangeln die rechtwink-
lichten eine vorzuͤgliche Art aus, weil ſie bey allen
uͤbrigen gute Dienſte thun. So betrachtet man in
der Mechanik die einfoͤrmige Bewegung beſonders,
weil jede Veraͤnderung auf dieſe bezogen wird.
§. 85.
Ferner ſind die Grade an ſich ſchon einander ſo
entgegengeſetzt, daß nicht mehrere zugleich in einem
Indiuiduo exiſtiren koͤnnen, weil dadurch die Ver-
haͤltniß zur Einheit voͤllig beſtimmt iſt.
§. 86.
Eben ſo laͤßt ſich anmerken, daß man, wo Gra-
de zum Grunde der Eintheilung gelegt werden, ſo viele
Klaſſen machen koͤnne, als man zu andern Abſichten
noͤthig erachtet. Die Abtheilung der Geſchichte kann
z. E. in Abſicht auf die Zeit, nach den Jahren, nach
Perio-
D 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/75>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.