wissen, den Begriff der Gattung aus den verschie- densten der bekannten Arten hergeleitet hat, so wer- den die eigenen Merkmaale der Gattung zum Kenn- zeichen gemacht, woran sich in jeden Fällen erkennen läßt, ob eine vorkommende Sache unter diese Gat- tung gehöre? Dieses Mittel geht unstreitig immer an, so lange noch nicht alle Arten oder Theile des Begriffes der Gattung bekannt sind. Wir merken nur an, daß wenn die Arten für sich schon existiren, es in diesen Fällen fast bey dem bloßen Bemerken bleibt, es sey denn, daß sich die neuentdeckten Arten gut gebrauchen lassen, oder daß ihre eigenen Merk- maale eine besondere Untersuchung fordern. Wenn aber die Arten, so man findet, erst noch müssen zur Existenz gebracht werden, wie in den vorigen Bey- spielen von den Maschinen und Wissenschaften, so hat die Entdeckung der neuen Art mehr auf sich, weil die Frage dabey vorkömmt, dieselbe zu Stande zu bringen. Man sieht hieraus, daß man in den Wis- senschaften allerdings auf solche Kennzeichen zu sehen hat, so oft man noch nicht alle Arten weis.
Zweytes Hauptstück. Von den Eintheilungen.
§. 79.
Wir haben im vorhergehenden Hauptstücke die Begriffe betrachtet, in so ferne ihre innere Merkmaale entwickelt, ihr Umfang bestimmt, ihre Er- klärung sowohl durch ihre Merkmaale, als auch durch ih- re Verhältnisse gefunden, und aus ihrer Zusammense- tzung neue Begriffe gebildet werden können. Bey dieser letzten Untersuchung blieben wir noch so weit zurück, daß
wir
II. Hauptſtuͤck,
wiſſen, den Begriff der Gattung aus den verſchie- denſten der bekannten Arten hergeleitet hat, ſo wer- den die eigenen Merkmaale der Gattung zum Kenn- zeichen gemacht, woran ſich in jeden Faͤllen erkennen laͤßt, ob eine vorkommende Sache unter dieſe Gat- tung gehoͤre? Dieſes Mittel geht unſtreitig immer an, ſo lange noch nicht alle Arten oder Theile des Begriffes der Gattung bekannt ſind. Wir merken nur an, daß wenn die Arten fuͤr ſich ſchon exiſtiren, es in dieſen Faͤllen faſt bey dem bloßen Bemerken bleibt, es ſey denn, daß ſich die neuentdeckten Arten gut gebrauchen laſſen, oder daß ihre eigenen Merk- maale eine beſondere Unterſuchung fordern. Wenn aber die Arten, ſo man findet, erſt noch muͤſſen zur Exiſtenz gebracht werden, wie in den vorigen Bey- ſpielen von den Maſchinen und Wiſſenſchaften, ſo hat die Entdeckung der neuen Art mehr auf ſich, weil die Frage dabey vorkoͤmmt, dieſelbe zu Stande zu bringen. Man ſieht hieraus, daß man in den Wiſ- ſenſchaften allerdings auf ſolche Kennzeichen zu ſehen hat, ſo oft man noch nicht alle Arten weis.
Zweytes Hauptſtuͤck. Von den Eintheilungen.
§. 79.
Wir haben im vorhergehenden Hauptſtuͤcke die Begriffe betrachtet, in ſo ferne ihre innere Merkmaale entwickelt, ihr Umfang beſtimmt, ihre Er- klaͤrung ſowohl durch ihre Merkmaale, als auch durch ih- re Verhaͤltniſſe gefunden, und aus ihrer Zuſammenſe- tzung neue Begriffe gebildet werden koͤnnen. Bey dieſer letzten Unterſuchung blieben wir noch ſo weit zuruͤck, daß
wir
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II. Hauptſtuͤck,
wiſſen, den Begriff der Gattung aus den verſchie-
denſten der bekannten Arten hergeleitet hat, ſo wer-
den die eigenen Merkmaale der Gattung zum Kenn-
zeichen gemacht, woran ſich in jeden Faͤllen erkennen
laͤßt, ob eine vorkommende Sache unter dieſe Gat-
tung gehoͤre? Dieſes Mittel geht unſtreitig immer
an, ſo lange noch nicht alle Arten oder Theile des
Begriffes der Gattung bekannt ſind. Wir merken
nur an, daß wenn die Arten fuͤr ſich ſchon exiſtiren,
es in dieſen Faͤllen faſt bey dem bloßen Bemerken
bleibt, es ſey denn, daß ſich die neuentdeckten Arten
gut gebrauchen laſſen, oder daß ihre eigenen Merk-
maale eine beſondere Unterſuchung fordern. Wenn
aber die Arten, ſo man findet, erſt noch muͤſſen zur
Exiſtenz gebracht werden, wie in den vorigen Bey-
ſpielen von den Maſchinen und Wiſſenſchaften, ſo
hat die Entdeckung der neuen Art mehr auf ſich, weil
die Frage dabey vorkoͤmmt, dieſelbe zu Stande zu
bringen. Man ſieht hieraus, daß man in den Wiſ-
ſenſchaften allerdings auf ſolche Kennzeichen zu ſehen
hat, ſo oft man noch nicht alle Arten weis.
Zweytes Hauptſtuͤck.
Von den Eintheilungen.
§. 79.
Wir haben im vorhergehenden Hauptſtuͤcke die
Begriffe betrachtet, in ſo ferne ihre innere
Merkmaale entwickelt, ihr Umfang beſtimmt, ihre Er-
klaͤrung ſowohl durch ihre Merkmaale, als auch durch ih-
re Verhaͤltniſſe gefunden, und aus ihrer Zuſammenſe-
tzung neue Begriffe gebildet werden koͤnnen. Bey dieſer
letzten Unterſuchung blieben wir noch ſo weit zuruͤck, daß
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/72>, abgerufen am 16.07.2024.
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