griffe sind, und demnach auf die eine oder andre von diesen Arten müssen erwiesen werden. Denn wenn sich gleich aus einem solchen Begriffe viele wahre Sä- tze herleiten lassen, so ist dieses dennoch nur, in so ferne in der Zusammensetzung desselben eine Möglich- keit theilsweise statt findet. Ob sie sich aber auf den ganzen Begriff erstrecke, wird dadurch nicht erwiesen.
§. 69.
Läßt sich aber ein willkührlich zusammengesetzter Begriff erweisen, so kömmt auch hier wiederum eben das vor was wir in Ansehung der Erfahrung (§. 65.) erinnert haben. Man kann eben so wohl auch bey dem Beweise anfangen, und dadurch auf den zusammen- gesetzten Begriff geleitet werden, ohne daß etwas willkührliches damit unterlaufe Es kömmt hiebey nur auf die Anlässe an, und es ist allerdings natür- licher, wenn man durch den Beweis auf den Be- griff geleitet wird, als wenn man diesen willkührlich erdichtete und erst nachgehends suchte, ob er sich be- weisen lasse?
§. 70.
Es giebt verschiedene Wege, wodurch man mit einem male einen zusammengesetzten Begriff und seinen Beweis findet, und diese Wege sind desto vortheil- hafter, weil sie auch da noch dienen, wo man ent- weder nur den willkührlich zusammengesetzten Begriff, oder nur noch den Beweis hat. Denn im ersten Fall dienen sie zu Erfindungen des Beweises, im andern aber zeigen sie, wie man sich des Beweises bedienen solle, um den Begriff, der daraus folgt oder darinn noch verborgen liegt, heraus zu bringen.
§. 71.
von den Begriffen und Erklaͤrungen.
griffe ſind, und demnach auf die eine oder andre von dieſen Arten muͤſſen erwieſen werden. Denn wenn ſich gleich aus einem ſolchen Begriffe viele wahre Saͤ- tze herleiten laſſen, ſo iſt dieſes dennoch nur, in ſo ferne in der Zuſammenſetzung deſſelben eine Moͤglich- keit theilsweiſe ſtatt findet. Ob ſie ſich aber auf den ganzen Begriff erſtrecke, wird dadurch nicht erwieſen.
§. 69.
Laͤßt ſich aber ein willkuͤhrlich zuſammengeſetzter Begriff erweiſen, ſo koͤmmt auch hier wiederum eben das vor was wir in Anſehung der Erfahrung (§. 65.) erinnert haben. Man kann eben ſo wohl auch bey dem Beweiſe anfangen, und dadurch auf den zuſammen- geſetzten Begriff geleitet werden, ohne daß etwas willkuͤhrliches damit unterlaufe Es koͤmmt hiebey nur auf die Anlaͤſſe an, und es iſt allerdings natuͤr- licher, wenn man durch den Beweis auf den Be- griff geleitet wird, als wenn man dieſen willkuͤhrlich erdichtete und erſt nachgehends ſuchte, ob er ſich be- weiſen laſſe?
§. 70.
Es giebt verſchiedene Wege, wodurch man mit einem male einen zuſammengeſetzten Begriff und ſeinen Beweis findet, und dieſe Wege ſind deſto vortheil- hafter, weil ſie auch da noch dienen, wo man ent- weder nur den willkuͤhrlich zuſammengeſetzten Begriff, oder nur noch den Beweis hat. Denn im erſten Fall dienen ſie zu Erfindungen des Beweiſes, im andern aber zeigen ſie, wie man ſich des Beweiſes bedienen ſolle, um den Begriff, der daraus folgt oder darinn noch verborgen liegt, heraus zu bringen.
§. 71.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0067"n="45"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Begriffen und Erklaͤrungen.</hi></fw><lb/>
griffe ſind, und demnach auf die eine oder andre von<lb/>
dieſen Arten muͤſſen erwieſen werden. Denn wenn<lb/>ſich gleich aus einem ſolchen Begriffe viele wahre Saͤ-<lb/>
tze herleiten laſſen, ſo iſt dieſes dennoch nur, in ſo<lb/>
ferne in der Zuſammenſetzung deſſelben eine Moͤglich-<lb/>
keit theilsweiſe ſtatt findet. Ob ſie ſich aber auf den<lb/>
ganzen Begriff erſtrecke, wird dadurch nicht erwieſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 69.</head><lb/><p>Laͤßt ſich aber ein willkuͤhrlich zuſammengeſetzter<lb/>
Begriff erweiſen, ſo koͤmmt auch hier wiederum eben<lb/>
das vor was wir in Anſehung der Erfahrung (§. 65.)<lb/>
erinnert haben. Man kann eben ſo wohl auch bey dem<lb/>
Beweiſe anfangen, und dadurch auf den zuſammen-<lb/>
geſetzten Begriff geleitet werden, ohne daß etwas<lb/>
willkuͤhrliches damit unterlaufe Es koͤmmt hiebey<lb/>
nur auf die Anlaͤſſe an, und es iſt allerdings natuͤr-<lb/>
licher, wenn man durch den Beweis auf den Be-<lb/>
griff geleitet wird, als wenn man dieſen willkuͤhrlich<lb/>
erdichtete und erſt nachgehends ſuchte, ob er ſich be-<lb/>
weiſen laſſe?</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 70.</head><lb/><p>Es giebt verſchiedene Wege, wodurch man mit<lb/>
einem male einen zuſammengeſetzten Begriff und ſeinen<lb/>
Beweis findet, und dieſe Wege ſind deſto vortheil-<lb/>
hafter, weil ſie auch da noch dienen, wo man ent-<lb/>
weder nur den willkuͤhrlich zuſammengeſetzten Begriff,<lb/>
oder nur noch den Beweis hat. Denn im erſten Fall<lb/>
dienen ſie zu Erfindungen des Beweiſes, im andern<lb/>
aber zeigen ſie, wie man ſich des Beweiſes bedienen<lb/>ſolle, um den Begriff, der daraus folgt oder darinn<lb/>
noch verborgen liegt, heraus zu bringen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 71.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[45/0067]
von den Begriffen und Erklaͤrungen.
griffe ſind, und demnach auf die eine oder andre von
dieſen Arten muͤſſen erwieſen werden. Denn wenn
ſich gleich aus einem ſolchen Begriffe viele wahre Saͤ-
tze herleiten laſſen, ſo iſt dieſes dennoch nur, in ſo
ferne in der Zuſammenſetzung deſſelben eine Moͤglich-
keit theilsweiſe ſtatt findet. Ob ſie ſich aber auf den
ganzen Begriff erſtrecke, wird dadurch nicht erwieſen.
§. 69.
Laͤßt ſich aber ein willkuͤhrlich zuſammengeſetzter
Begriff erweiſen, ſo koͤmmt auch hier wiederum eben
das vor was wir in Anſehung der Erfahrung (§. 65.)
erinnert haben. Man kann eben ſo wohl auch bey dem
Beweiſe anfangen, und dadurch auf den zuſammen-
geſetzten Begriff geleitet werden, ohne daß etwas
willkuͤhrliches damit unterlaufe Es koͤmmt hiebey
nur auf die Anlaͤſſe an, und es iſt allerdings natuͤr-
licher, wenn man durch den Beweis auf den Be-
griff geleitet wird, als wenn man dieſen willkuͤhrlich
erdichtete und erſt nachgehends ſuchte, ob er ſich be-
weiſen laſſe?
§. 70.
Es giebt verſchiedene Wege, wodurch man mit
einem male einen zuſammengeſetzten Begriff und ſeinen
Beweis findet, und dieſe Wege ſind deſto vortheil-
hafter, weil ſie auch da noch dienen, wo man ent-
weder nur den willkuͤhrlich zuſammengeſetzten Begriff,
oder nur noch den Beweis hat. Denn im erſten Fall
dienen ſie zu Erfindungen des Beweiſes, im andern
aber zeigen ſie, wie man ſich des Beweiſes bedienen
ſolle, um den Begriff, der daraus folgt oder darinn
noch verborgen liegt, heraus zu bringen.
§. 71.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/67>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.