A und nichtA nirgends gedenken läßt, so fallen auch alle diese Begriffe und Sätze nothwendig weg.
§. 273.
Wir haben in diesem Satze die Verhältnisse mit unter die Sätze und Begriffe gerechnet, die mit dem Begriffe wegfallen, dessen Möglichkeit geläugnet wird. Man wird für die Existenz leicht einen ähnlichen Satz finden. Denn läugnet man, daß ein Ding A existi- re, so fallen auch die Verhältnisse weg, die es zu andern existirenden Dingen hat, oder haben würde, wenn es existirte. Man sehe auch hierüber die Er- innerung §. 269.
§. 274.
Wer eine Wahrheit läugnet, denkt sie nicht complet. Denn er stellt sie sich unter dem Bilde von etwas Widersprechenden vor. Nun aber ist in keiner Wahrheit etwas Widersprechendes. Demnach ist auch die Vorstellung des Läugnenden mit der Wahrheit nicht durchgehends einstimmig, und es geht ihrer Einheit mehr oder minder etwas ab. (§. 205.) Die Redens- art: Eines für das andre ansehen, ist gemeinig- lich diejenige, welche ein Jrrender gebraucht, wenn er anfängt einzusehen, daß, und worinn er sich ge- irret habe. Zuweilen findet sich auch, daß ein Um- stand aus der Acht gelassen worden, welcher die Vor- stellung ganz ändert, oder die darinn gebliebene Lücke bessert und ausfüllt. Uebrigens ist für sich klar, daß in diesem Satze das Wort läugnen in dem engern Verstande genommen wird, in dem es vorkömmt, wenn jemand deswegen läugnet, weil er in der That andrer Meynung ist, oder die Wahrheit, die er läugnet, wirklich nicht für wahr ansieht.
Ende des ersten Bandes.
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede ꝛc.
A und nichtA nirgends gedenken laͤßt, ſo fallen auch alle dieſe Begriffe und Saͤtze nothwendig weg.
§. 273.
Wir haben in dieſem Satze die Verhaͤltniſſe mit unter die Saͤtze und Begriffe gerechnet, die mit dem Begriffe wegfallen, deſſen Moͤglichkeit gelaͤugnet wird. Man wird fuͤr die Exiſtenz leicht einen aͤhnlichen Satz finden. Denn laͤugnet man, daß ein Ding A exiſti- re, ſo fallen auch die Verhaͤltniſſe weg, die es zu andern exiſtirenden Dingen hat, oder haben wuͤrde, wenn es exiſtirte. Man ſehe auch hieruͤber die Er- innerung §. 269.
§. 274.
Wer eine Wahrheit laͤugnet, denkt ſie nicht complet. Denn er ſtellt ſie ſich unter dem Bilde von etwas Widerſprechenden vor. Nun aber iſt in keiner Wahrheit etwas Widerſprechendes. Demnach iſt auch die Vorſtellung des Laͤugnenden mit der Wahrheit nicht durchgehends einſtimmig, und es geht ihrer Einheit mehr oder minder etwas ab. (§. 205.) Die Redens- art: Eines fuͤr das andre anſehen, iſt gemeinig- lich diejenige, welche ein Jrrender gebraucht, wenn er anfaͤngt einzuſehen, daß, und worinn er ſich ge- irret habe. Zuweilen findet ſich auch, daß ein Um- ſtand aus der Acht gelaſſen worden, welcher die Vor- ſtellung ganz aͤndert, oder die darinn gebliebene Luͤcke beſſert und ausfuͤllt. Uebrigens iſt fuͤr ſich klar, daß in dieſem Satze das Wort laͤugnen in dem engern Verſtande genommen wird, in dem es vorkoͤmmt, wenn jemand deswegen laͤugnet, weil er in der That andrer Meynung iſt, oder die Wahrheit, die er laͤugnet, wirklich nicht fuͤr wahr anſieht.
Ende des erſten Bandes.
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IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede ꝛc.
A und nicht A nirgends gedenken laͤßt, ſo fallen auch
alle dieſe Begriffe und Saͤtze nothwendig weg.
§. 273.
Wir haben in dieſem Satze die Verhaͤltniſſe mit
unter die Saͤtze und Begriffe gerechnet, die mit dem
Begriffe wegfallen, deſſen Moͤglichkeit gelaͤugnet wird.
Man wird fuͤr die Exiſtenz leicht einen aͤhnlichen Satz
finden. Denn laͤugnet man, daß ein Ding A exiſti-
re, ſo fallen auch die Verhaͤltniſſe weg, die es zu
andern exiſtirenden Dingen hat, oder haben wuͤrde,
wenn es exiſtirte. Man ſehe auch hieruͤber die Er-
innerung §. 269.
§. 274.
Wer eine Wahrheit laͤugnet, denkt ſie nicht
complet. Denn er ſtellt ſie ſich unter dem Bilde
von etwas Widerſprechenden vor. Nun aber iſt in keiner
Wahrheit etwas Widerſprechendes. Demnach iſt auch
die Vorſtellung des Laͤugnenden mit der Wahrheit nicht
durchgehends einſtimmig, und es geht ihrer Einheit
mehr oder minder etwas ab. (§. 205.) Die Redens-
art: Eines fuͤr das andre anſehen, iſt gemeinig-
lich diejenige, welche ein Jrrender gebraucht, wenn
er anfaͤngt einzuſehen, daß, und worinn er ſich ge-
irret habe. Zuweilen findet ſich auch, daß ein Um-
ſtand aus der Acht gelaſſen worden, welcher die Vor-
ſtellung ganz aͤndert, oder die darinn gebliebene Luͤcke
beſſert und ausfuͤllt. Uebrigens iſt fuͤr ſich klar, daß
in dieſem Satze das Wort laͤugnen in dem engern
Verſtande genommen wird, in dem es vorkoͤmmt,
wenn jemand deswegen laͤugnet, weil er in der That
andrer Meynung iſt, oder die Wahrheit, die
er laͤugnet, wirklich nicht fuͤr wahr
anſieht.
Ende des erſten Bandes.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/614>, abgerufen am 21.11.2024.
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