für sich erkennbar seyn. Damit stößt man aber die Bedingung des Vorgebens um. Es ist demnach nothwendig etwas für sich Erkennbares zu admittiren, das keinen fernern Grunda priorihat.
§. 237.
Man wird aus den bisherigen Betrachtungen (§. 234. seqq.) sehen, daß, wenn wir dem für sich Er- kennbaren einen Grund zugeben, der Begriff eines Grundes dadurch allgemeiner genommen werde, als man ihn insgemein nimmt, weil man den Grund als etwas von dem Gegründeten verschiedenes ansieht, und in sofern die Gründe in solche, die a priori, und in solche, die a posteriori sind, eintheilt. Zwischen diesen zwoen Arten haben wir bey dem für sich Erkenn- baren das Mitel, welches gleichsam die gemeinsame Gränzlinie zwischen beyden ist. Hat der Verstand Schritte zu thun, wenn er a priori oder a posteriori geht, so findet er bey dem für sich Erkennbaren einen Ruheplatz, weil dieses in der That keiner fernern Grün- de bedarf, weil es der Anfang der Gründe a priori ist, und weil man auch a posteriori endlich zu | diesem Anfange kömmt. Das für sich Erkennbare ist dem- nach gleichsam sich selbst sein Grund, denn es ist aller- dings erkennbar, weil es für sich erkennbar ist. Jndes- sen, wenn wir im folgenden von Gründen reden wer- den, so werden wir Gründe a priori dadurch verstehen, und sie so wohl den Gründen a posteriori, als auch dem für sich erkennbaren dadurch entgegen setzen, daß wir, wo es vorkömmt, beyde letztern mit ihren eigenen Namen, erstere aber schlechthin Gründe nennen werden.
§. 238.
Was nicht unbedingt noch allgemein mög- lich ist, hat einen Grund seiner Möglichkeit und deren Gränzen. Denn was nicht unbedingt oder allgemein möglich ist, das läßt sich nicht schlecht-
hin
des Wahren und Jrrigen.
fuͤr ſich erkennbar ſeyn. Damit ſtoͤßt man aber die Bedingung des Vorgebens um. Es iſt demnach nothwendig etwas fuͤr ſich Erkennbares zu admittiren, das keinen fernern Grunda priorihat.
§. 237.
Man wird aus den bisherigen Betrachtungen (§. 234. ſeqq.) ſehen, daß, wenn wir dem fuͤr ſich Er- kennbaren einen Grund zugeben, der Begriff eines Grundes dadurch allgemeiner genommen werde, als man ihn insgemein nimmt, weil man den Grund als etwas von dem Gegruͤndeten verſchiedenes anſieht, und in ſofern die Gruͤnde in ſolche, die a priori, und in ſolche, die a poſteriori ſind, eintheilt. Zwiſchen dieſen zwoen Arten haben wir bey dem fuͤr ſich Erkenn- baren das Mitel, welches gleichſam die gemeinſame Graͤnzlinie zwiſchen beyden iſt. Hat der Verſtand Schritte zu thun, wenn er a priori oder a poſteriori geht, ſo findet er bey dem fuͤr ſich Erkennbaren einen Ruheplatz, weil dieſes in der That keiner fernern Gruͤn- de bedarf, weil es der Anfang der Gruͤnde a priori iſt, und weil man auch a poſteriori endlich zu | dieſem Anfange koͤmmt. Das fuͤr ſich Erkennbare iſt dem- nach gleichſam ſich ſelbſt ſein Grund, denn es iſt aller- dings erkennbar, weil es fuͤr ſich erkennbar iſt. Jndeſ- ſen, wenn wir im folgenden von Gruͤnden reden wer- den, ſo werden wir Gruͤnde a priori dadurch verſtehen, und ſie ſo wohl den Gruͤnden a poſteriori, als auch dem fuͤr ſich erkennbaren dadurch entgegen ſetzen, daß wir, wo es vorkoͤmmt, beyde letztern mit ihren eigenen Namen, erſtere aber ſchlechthin Gruͤnde neñen werden.
§. 238.
Was nicht unbedingt noch allgemein moͤg- lich iſt, hat einen Grund ſeiner Moͤglichkeit und deren Graͤnzen. Denn was nicht unbedingt oder allgemein moͤglich iſt, das laͤßt ſich nicht ſchlecht-
hin
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des Wahren und Jrrigen.
fuͤr ſich erkennbar ſeyn. Damit ſtoͤßt man aber die
Bedingung des Vorgebens um. Es iſt demnach
nothwendig etwas fuͤr ſich Erkennbares zu
admittiren, das keinen fernern Grund a priori hat.
§. 237.
Man wird aus den bisherigen Betrachtungen
(§. 234. ſeqq.) ſehen, daß, wenn wir dem fuͤr ſich Er-
kennbaren einen Grund zugeben, der Begriff eines
Grundes dadurch allgemeiner genommen werde, als
man ihn insgemein nimmt, weil man den Grund als
etwas von dem Gegruͤndeten verſchiedenes anſieht, und
in ſofern die Gruͤnde in ſolche, die a priori, und in
ſolche, die a poſteriori ſind, eintheilt. Zwiſchen
dieſen zwoen Arten haben wir bey dem fuͤr ſich Erkenn-
baren das Mitel, welches gleichſam die gemeinſame
Graͤnzlinie zwiſchen beyden iſt. Hat der Verſtand
Schritte zu thun, wenn er a priori oder a poſteriori
geht, ſo findet er bey dem fuͤr ſich Erkennbaren einen
Ruheplatz, weil dieſes in der That keiner fernern Gruͤn-
de bedarf, weil es der Anfang der Gruͤnde a priori iſt,
und weil man auch a poſteriori endlich zu | dieſem
Anfange koͤmmt. Das fuͤr ſich Erkennbare iſt dem-
nach gleichſam ſich ſelbſt ſein Grund, denn es iſt aller-
dings erkennbar, weil es fuͤr ſich erkennbar iſt. Jndeſ-
ſen, wenn wir im folgenden von Gruͤnden reden wer-
den, ſo werden wir Gruͤnde a priori dadurch verſtehen,
und ſie ſo wohl den Gruͤnden a poſteriori, als auch
dem fuͤr ſich erkennbaren dadurch entgegen ſetzen, daß
wir, wo es vorkoͤmmt, beyde letztern mit ihren eigenen
Namen, erſtere aber ſchlechthin Gruͤnde neñen werden.
§. 238.
Was nicht unbedingt noch allgemein moͤg-
lich iſt, hat einen Grund ſeiner Moͤglichkeit
und deren Graͤnzen. Denn was nicht unbedingt
oder allgemein moͤglich iſt, das laͤßt ſich nicht ſchlecht-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/597>, abgerufen am 21.12.2024.
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