Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.IV. Hauptstück, von dem Unterschiede ein Prädicat von A ist. So viel man demnach ge-meinsame Merkmaale C findet, so viele einzelne Har- monien wird auch der Satz: A ist B, in solchen Schluß- sätzen haben, obwohl er dessen unerachtet falsch seyn kann, (vermöge des erwiesenen.) Auf eine ähnliche Art lassen sich für den Fall verneinender Obersätze gar wohl Merkmaale oder Begriffe C finden, die weder dem A noch dem B zukommen, wenn auch A nicht B ist, z. E. die eigenen Merkmaale der Arten und Gattun- gen, unter welche A und B nicht gehören. Demnach wird der Schluß: B ist nicht C A ist B A ist nicht C. eben so viele an sich wahre Schlußsätze geben, so viele §. 183. Man sieht demnach hieraus, daß eine gewisse che
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede ein Praͤdicat von A iſt. So viel man demnach ge-meinſame Merkmaale C findet, ſo viele einzelne Har- monien wird auch der Satz: A iſt B, in ſolchen Schluß- ſaͤtzen haben, obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn kann, (vermoͤge des erwieſenen.) Auf eine aͤhnliche Art laſſen ſich fuͤr den Fall verneinender Oberſaͤtze gar wohl Merkmaale oder Begriffe C finden, die weder dem A noch dem B zukommen, wenn auch A nicht B iſt, z. E. die eigenen Merkmaale der Arten und Gattun- gen, unter welche A und B nicht gehoͤren. Demnach wird der Schluß: B iſt nicht C A iſt B A iſt nicht C. eben ſo viele an ſich wahre Schlußſaͤtze geben, ſo viele §. 183. Man ſieht demnach hieraus, daß eine gewiſſe che
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IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
ein Praͤdicat von A iſt. So viel man demnach ge-
meinſame Merkmaale C findet, ſo viele einzelne Har-
monien wird auch der Satz: A iſt B, in ſolchen Schluß-
ſaͤtzen haben, obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn
kann, (vermoͤge des erwieſenen.) Auf eine aͤhnliche
Art laſſen ſich fuͤr den Fall verneinender Oberſaͤtze gar
wohl Merkmaale oder Begriffe C finden, die weder
dem A noch dem B zukommen, wenn auch A nicht B iſt,
z. E. die eigenen Merkmaale der Arten und Gattun-
gen, unter welche A und B nicht gehoͤren. Demnach
wird der Schluß:
B iſt nicht C
A iſt B
A iſt nicht C.
eben ſo viele an ſich wahre Schlußſaͤtze geben, ſo viele
Merkmaale C man von beſagter Bedingung findet.
Und auf eben ſo viele Arten wird der Satz: A iſt B,
in ſolchen Schlußſaͤtzen mit Wahrheiten harmoniren,
obwohl er deſſen unerachtet falſch ſeyn kann.
§. 183.
Man ſieht demnach hieraus, daß eine gewiſſe
Anzahl ſolcher Harmonien den Satz: A iſt B, noch
nicht beweiſet, es ſey denn, daß ſie complet gemacht
werde, das will ſagen, daß man alle Saͤtze abzaͤhlen
koͤnne, die ſich aus demſelben muͤſſen koͤnnen herleiten
laſſen. Denn wenn A nicht B iſt, ſo werden unter
dieſen Saͤtzen nothwendig einige ſeyn, von welchen das
Gegentheil aus dem Satze: A iſt B, folgen wuͤrde.
(§. 172. 173.) und dadurch wuͤrde die Harmonie
durch Diſſonanzen unterbrochen, und der Satz: A iſt
B, umgeſtoßen. Es erhellet demnach hieraus, daß
die Harmonie vollzaͤhlig ſeyn muͤſſe, wenn ſie
bis an die Wahrheit reichen, oder den Satz
beweiſen ſoll. Und in ſo fern iſt dieſe Harmonie
eine abſolute Einheit, deren Theile Bruͤche ſind, wel-
che
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