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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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III. Hauptstück,
§. 151.

Die Wörter, wodurch man zusammengesetzte Be-
griffe vorstellt, sind bey solchen, die von willkührli-
chem Umfange sind, eigentlich nur Abkürzungen, und
in sofern um desto nützlicher, je häufiger der Begriff
vorkömmt, weil man dadurch überhoben wird, ganze
Redensarten oder jede Namen der einzelnen Merk-
maale zu gebrauchen. Da dieses besonders in den
Wissenschaften sehr bequem ist, so mag es angehen,
daß man solche Abkürzungen gebrauche, und eigent-
lich sollen die Namen zusammengesetzter Begriffe auch
nicht anders als Abkürzungen darinn vorkommen.
Demnach müssen die einzelnen Merkmaale voraus
angezeigt, zusammengesetzt und erwiesen werden, da-
mit daraus erhelle, daß die Wörter, so man dafür
gebraucht, reale Dinge und Begriffe vorstellen.

§. 152.

Man benennt aber besonders diejenigen Begriffe,
die vor den übrigen etwas voraus haben. So z. E.
giebt es unzühlige vierseitige Figuren, man nimmt
aber die Quadrate, Rectangel, Rhombos und Rhom-
boides
besonders, weil sie einfachere Eigenschaften
haben. So ist unter den krummen Linien der Zirkel
viel zu brauchbar, als daß er nicht besonders sollte
benennt werden. Auf eine ähnliche Art werden in
der Logik die allgemeinen Sätze besonders genommen,
weil sie vor den Particularsätzen vieles voraus haben,
und aus gleichem Grunde werden aus den allgemei-
nen Sätzen die identischen besonders benennt, weil
sie doppelt weiter reichen, als die, so nicht identisch
sind.

§. 153.

Sofern man nun in Aufführung eines Lehrge-
bäudes, worinn Begriffe von willkührlichem Umfan-

ge
III. Hauptſtuͤck,
§. 151.

Die Woͤrter, wodurch man zuſammengeſetzte Be-
griffe vorſtellt, ſind bey ſolchen, die von willkuͤhrli-
chem Umfange ſind, eigentlich nur Abkuͤrzungen, und
in ſofern um deſto nuͤtzlicher, je haͤufiger der Begriff
vorkoͤmmt, weil man dadurch uͤberhoben wird, ganze
Redensarten oder jede Namen der einzelnen Merk-
maale zu gebrauchen. Da dieſes beſonders in den
Wiſſenſchaften ſehr bequem iſt, ſo mag es angehen,
daß man ſolche Abkuͤrzungen gebrauche, und eigent-
lich ſollen die Namen zuſammengeſetzter Begriffe auch
nicht anders als Abkuͤrzungen darinn vorkommen.
Demnach muͤſſen die einzelnen Merkmaale voraus
angezeigt, zuſammengeſetzt und erwieſen werden, da-
mit daraus erhelle, daß die Woͤrter, ſo man dafuͤr
gebraucht, reale Dinge und Begriffe vorſtellen.

§. 152.

Man benennt aber beſonders diejenigen Begriffe,
die vor den uͤbrigen etwas voraus haben. So z. E.
giebt es unzuͤhlige vierſeitige Figuren, man nimmt
aber die Quadrate, Rectangel, Rhombos und Rhom-
boides
beſonders, weil ſie einfachere Eigenſchaften
haben. So iſt unter den krummen Linien der Zirkel
viel zu brauchbar, als daß er nicht beſonders ſollte
benennt werden. Auf eine aͤhnliche Art werden in
der Logik die allgemeinen Saͤtze beſonders genommen,
weil ſie vor den Particularſaͤtzen vieles voraus haben,
und aus gleichem Grunde werden aus den allgemei-
nen Saͤtzen die identiſchen beſonders benennt, weil
ſie doppelt weiter reichen, als die, ſo nicht identiſch
ſind.

§. 153.

Sofern man nun in Auffuͤhrung eines Lehrge-
baͤudes, worinn Begriffe von willkuͤhrlichem Umfan-

ge
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[532/0554] III. Hauptſtuͤck, §. 151. Die Woͤrter, wodurch man zuſammengeſetzte Be- griffe vorſtellt, ſind bey ſolchen, die von willkuͤhrli- chem Umfange ſind, eigentlich nur Abkuͤrzungen, und in ſofern um deſto nuͤtzlicher, je haͤufiger der Begriff vorkoͤmmt, weil man dadurch uͤberhoben wird, ganze Redensarten oder jede Namen der einzelnen Merk- maale zu gebrauchen. Da dieſes beſonders in den Wiſſenſchaften ſehr bequem iſt, ſo mag es angehen, daß man ſolche Abkuͤrzungen gebrauche, und eigent- lich ſollen die Namen zuſammengeſetzter Begriffe auch nicht anders als Abkuͤrzungen darinn vorkommen. Demnach muͤſſen die einzelnen Merkmaale voraus angezeigt, zuſammengeſetzt und erwieſen werden, da- mit daraus erhelle, daß die Woͤrter, ſo man dafuͤr gebraucht, reale Dinge und Begriffe vorſtellen. §. 152. Man benennt aber beſonders diejenigen Begriffe, die vor den uͤbrigen etwas voraus haben. So z. E. giebt es unzuͤhlige vierſeitige Figuren, man nimmt aber die Quadrate, Rectangel, Rhombos und Rhom- boides beſonders, weil ſie einfachere Eigenſchaften haben. So iſt unter den krummen Linien der Zirkel viel zu brauchbar, als daß er nicht beſonders ſollte benennt werden. Auf eine aͤhnliche Art werden in der Logik die allgemeinen Saͤtze beſonders genommen, weil ſie vor den Particularſaͤtzen vieles voraus haben, und aus gleichem Grunde werden aus den allgemei- nen Saͤtzen die identiſchen beſonders benennt, weil ſie doppelt weiter reichen, als die, ſo nicht identiſch ſind. §. 153. Sofern man nun in Auffuͤhrung eines Lehrge- baͤudes, worinn Begriffe von willkuͤhrlichem Umfan- ge

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/554>, abgerufen am 23.11.2024.