merken nur an, daß die Masse die Kraft vergrössert, die Geschwindigkeit aber verstärkt. Und in sofern hat die Kraft zwo Dimensionen.
§. 103.
Da wir hier weiter nichts als die ersten Grund- sätze anführen, so uns die einfachen Begriffe ange- ben: so werden wir auch diese Betrachtung der Kräf- te hier nicht weiter verfolgen. Man kann aus den vorhin (§. 21. 96.) gemachten Anmerkungen sehen, daß wenn diese Lehre a priori solle hergeleitet werden, verschiedene Fragen noch zu erörtern bleiben. Jn- dessen, wenn wir nicht weiter gehen wollen, als die wirklich in der Natur vorhandene Kräfte reichen, so sind wir allerdings an die vorhin angeführten Grund- sätze (§. 98. seqq.) so gewöhnt, daß es uns schwer fällt, andre Möglichkeiten zu gedenken, und noch schwerer sie zu beweisen. Jn sofern bleibt es demnach noch dahin gestellt, was uns andre Sinnen ferner zeigen würden, und was in andern Welten würde möglich seyn. Da wir aber die gegenwärtige zu ge- brauchen haben, so sind solche Möglichkeiten gewisser- massen für uns gleichgültig.
§. 104.
Die Theorie der Kräfte heißt die Dynamik, und diese Wissenschaft ift transcendent, sofern sie das All- gemeine der Kräfte des Verstandes, des Willens und der Bewegung überhaupt betrachtet. (§. 48.) Den Grund der Vergleichung dieser dreyerley Kräfte, und überhaupt der Körperwelt und Jntellectualwelt ha- ben wir bereits (§. 45 -- 53.) angegeben. Wir wol- len zum Behufe dieser transcendenten Dynamik ein einiges Beyspiel anführen, daraus erhellen wird, daß wir auch dem Verstande eine Vim inertiae beylegen können. Denn wir finden, daß wir keinen Satz für
wahr
II. Hauptſt. von den Grundſaͤtzen u. Forder.
merken nur an, daß die Maſſe die Kraft vergroͤſſert, die Geſchwindigkeit aber verſtaͤrkt. Und in ſofern hat die Kraft zwo Dimenſionen.
§. 103.
Da wir hier weiter nichts als die erſten Grund- ſaͤtze anfuͤhren, ſo uns die einfachen Begriffe ange- ben: ſo werden wir auch dieſe Betrachtung der Kraͤf- te hier nicht weiter verfolgen. Man kann aus den vorhin (§. 21. 96.) gemachten Anmerkungen ſehen, daß wenn dieſe Lehre a priori ſolle hergeleitet werden, verſchiedene Fragen noch zu eroͤrtern bleiben. Jn- deſſen, wenn wir nicht weiter gehen wollen, als die wirklich in der Natur vorhandene Kraͤfte reichen, ſo ſind wir allerdings an die vorhin angefuͤhrten Grund- ſaͤtze (§. 98. ſeqq.) ſo gewoͤhnt, daß es uns ſchwer faͤllt, andre Moͤglichkeiten zu gedenken, und noch ſchwerer ſie zu beweiſen. Jn ſofern bleibt es demnach noch dahin geſtellt, was uns andre Sinnen ferner zeigen wuͤrden, und was in andern Welten wuͤrde moͤglich ſeyn. Da wir aber die gegenwaͤrtige zu ge- brauchen haben, ſo ſind ſolche Moͤglichkeiten gewiſſer- maſſen fuͤr uns gleichguͤltig.
§. 104.
Die Theorie der Kraͤfte heißt die Dynamik, und dieſe Wiſſenſchaft ift tranſcendent, ſofern ſie das All- gemeine der Kraͤfte des Verſtandes, des Willens und der Bewegung uͤberhaupt betrachtet. (§. 48.) Den Grund der Vergleichung dieſer dreyerley Kraͤfte, und uͤberhaupt der Koͤrperwelt und Jntellectualwelt ha- ben wir bereits (§. 45 — 53.) angegeben. Wir wol- len zum Behufe dieſer tranſcendenten Dynamik ein einiges Beyſpiel anfuͤhren, daraus erhellen wird, daß wir auch dem Verſtande eine Vim inertiae beylegen koͤnnen. Denn wir finden, daß wir keinen Satz fuͤr
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II. Hauptſt. von den Grundſaͤtzen u. Forder.
merken nur an, daß die Maſſe die Kraft vergroͤſſert,
die Geſchwindigkeit aber verſtaͤrkt. Und in ſofern
hat die Kraft zwo Dimenſionen.
§. 103.
Da wir hier weiter nichts als die erſten Grund-
ſaͤtze anfuͤhren, ſo uns die einfachen Begriffe ange-
ben: ſo werden wir auch dieſe Betrachtung der Kraͤf-
te hier nicht weiter verfolgen. Man kann aus den
vorhin (§. 21. 96.) gemachten Anmerkungen ſehen,
daß wenn dieſe Lehre a priori ſolle hergeleitet werden,
verſchiedene Fragen noch zu eroͤrtern bleiben. Jn-
deſſen, wenn wir nicht weiter gehen wollen, als die
wirklich in der Natur vorhandene Kraͤfte reichen, ſo
ſind wir allerdings an die vorhin angefuͤhrten Grund-
ſaͤtze (§. 98. ſeqq.) ſo gewoͤhnt, daß es uns ſchwer
faͤllt, andre Moͤglichkeiten zu gedenken, und noch
ſchwerer ſie zu beweiſen. Jn ſofern bleibt es demnach
noch dahin geſtellt, was uns andre Sinnen ferner
zeigen wuͤrden, und was in andern Welten wuͤrde
moͤglich ſeyn. Da wir aber die gegenwaͤrtige zu ge-
brauchen haben, ſo ſind ſolche Moͤglichkeiten gewiſſer-
maſſen fuͤr uns gleichguͤltig.
§. 104.
Die Theorie der Kraͤfte heißt die Dynamik, und
dieſe Wiſſenſchaft ift tranſcendent, ſofern ſie das All-
gemeine der Kraͤfte des Verſtandes, des Willens und
der Bewegung uͤberhaupt betrachtet. (§. 48.) Den
Grund der Vergleichung dieſer dreyerley Kraͤfte, und
uͤberhaupt der Koͤrperwelt und Jntellectualwelt ha-
ben wir bereits (§. 45 — 53.) angegeben. Wir wol-
len zum Behufe dieſer tranſcendenten Dynamik ein
einiges Beyſpiel anfuͤhren, daraus erhellen wird, daß
wir auch dem Verſtande eine Vim inertiae beylegen
koͤnnen. Denn wir finden, daß wir keinen Satz fuͤr
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/532>, abgerufen am 21.11.2024.
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