lein die klaren Begriffe, die durch solche Sinnen kön- nen veranlaßt werden, die Körper und Materien, die sie uns in der Welt zeigen würden etc. bleiben bey uns nothwendig zurück. So leer und öde aber ist die Welt nicht, als sie unsre wenige Sinnen vorstellen, und als sie noch vielmehr den Blinden vorkommen muß. Wir müssen demnach die Lehre daraus ziehen, daß wir mehrern Möglichkeiten Raum lassen können, als uns unsre Erkenntniß a priori und die a posteriori angeben, und daß zwischen beyden Arten unsrer Er- kenntniß in mehrern Absichten ein Abstand ist, den wir durch kein bekanntes Maaß ausdrücken oder uns vorstellen können, ungeachtet es uns in vielen Fällen möglich bleibt, beyde durch schlüßige Ketten von mehr oder minder Gliedern zusammen zu hängen.
Zweytes Hauptstück. Von den Grundsätzen und Forderungen, so die einfachen Begriffe angeben.
§. 67.
Wir haben im vorhergehenden Hauptstücke einige einfache Begriffe aufgesucht, und die Beschaf- senheit der einfachen Begriffe überhaupt betrachtet. Wir werden nun beydes nochmals und zwar in der Absicht vornehmen, daß wir sehen, welche Grund- sätze und Postulata diese einfache Begriffe uns ange- ben, und besonders auch, wiefern die andern Be- griffe und Worte, die wir zu solcher Betrachtung ge- brauchen, und die erst nachgehends aus diesen einfa-
chen
Lamb. Org. I. Band. J i
oder fuͤr ſich gedenkbaren Begriffen.
lein die klaren Begriffe, die durch ſolche Sinnen koͤn- nen veranlaßt werden, die Koͤrper und Materien, die ſie uns in der Welt zeigen wuͤrden ꝛc. bleiben bey uns nothwendig zuruͤck. So leer und oͤde aber iſt die Welt nicht, als ſie unſre wenige Sinnen vorſtellen, und als ſie noch vielmehr den Blinden vorkommen muß. Wir muͤſſen demnach die Lehre daraus ziehen, daß wir mehrern Moͤglichkeiten Raum laſſen koͤnnen, als uns unſre Erkenntniß a priori und die a poſteriori angeben, und daß zwiſchen beyden Arten unſrer Er- kenntniß in mehrern Abſichten ein Abſtand iſt, den wir durch kein bekanntes Maaß ausdruͤcken oder uns vorſtellen koͤnnen, ungeachtet es uns in vielen Faͤllen moͤglich bleibt, beyde durch ſchluͤßige Ketten von mehr oder minder Gliedern zuſammen zu haͤngen.
Zweytes Hauptſtuͤck. Von den Grundſaͤtzen und Forderungen, ſo die einfachen Begriffe angeben.
§. 67.
Wir haben im vorhergehenden Hauptſtuͤcke einige einfache Begriffe aufgeſucht, und die Beſchaf- ſenheit der einfachen Begriffe uͤberhaupt betrachtet. Wir werden nun beydes nochmals und zwar in der Abſicht vornehmen, daß wir ſehen, welche Grund- ſaͤtze und Poſtulata dieſe einfache Begriffe uns ange- ben, und beſonders auch, wiefern die andern Be- griffe und Worte, die wir zu ſolcher Betrachtung ge- brauchen, und die erſt nachgehends aus dieſen einfa-
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Lamb. Org. I. Band. J i
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oder fuͤr ſich gedenkbaren Begriffen.
lein die klaren Begriffe, die durch ſolche Sinnen koͤn-
nen veranlaßt werden, die Koͤrper und Materien,
die ſie uns in der Welt zeigen wuͤrden ꝛc. bleiben bey
uns nothwendig zuruͤck. So leer und oͤde aber iſt die
Welt nicht, als ſie unſre wenige Sinnen vorſtellen,
und als ſie noch vielmehr den Blinden vorkommen
muß. Wir muͤſſen demnach die Lehre daraus ziehen,
daß wir mehrern Moͤglichkeiten Raum laſſen koͤnnen,
als uns unſre Erkenntniß a priori und die a poſteriori
angeben, und daß zwiſchen beyden Arten unſrer Er-
kenntniß in mehrern Abſichten ein Abſtand iſt, den
wir durch kein bekanntes Maaß ausdruͤcken oder uns
vorſtellen koͤnnen, ungeachtet es uns in vielen Faͤllen
moͤglich bleibt, beyde durch ſchluͤßige Ketten von mehr
oder minder Gliedern zuſammen zu haͤngen.
Zweytes Hauptſtuͤck.
Von
den Grundſaͤtzen und Forderungen,
ſo die einfachen Begriffe angeben.
§. 67.
Wir haben im vorhergehenden Hauptſtuͤcke einige
einfache Begriffe aufgeſucht, und die Beſchaf-
ſenheit der einfachen Begriffe uͤberhaupt betrachtet.
Wir werden nun beydes nochmals und zwar in der
Abſicht vornehmen, daß wir ſehen, welche Grund-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/519>, abgerufen am 23.02.2025.
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