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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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oder für sich gedenkbaren Begriffen.
es möglich bliebe, ihre Existenz durch die übrigen
Sinnen zu empfinden, so würden wir sie doch nicht
als die Materie des Lichtes erkennen. So z. E.
können wir dermalen noch nicht sagen, ob oder wiefern
diese Materie mit der magnetischen Materie, mit der
Schwere, der Electricität einerley oder verwandt ist,
und besonders giebt sich die magnetische Materie
nur durch eine mechanische Wirkung zu erkennen, die
sie in dem Magnet, Eisen und Stahl zeigt, so daß wir
wenn kein Magnet, kein Eisen, kein Stahl in der Welt,
oder wenigstens uns unbekannt wäre, diese mechani-
sche Wirkung uns ebenfalls unbekannt seyn würde.

§. 56.

Da man nicht beweisen kann, daß wir alle mög-
liche Sinnen haben, und es sehr vermuthlich ist, daß
noch mehrere seyn können, so ist auch vermuthlich,
daß uns eine Menge specialer klarer Begriffe fehlt.
Wir können diese nun so wenig, als Blinde die Be-
griffe der Farben erlangen. Und was uns hierinn
mangelt, das zieht zugleich einen Mangel von em-
pfindbaren Merkmaalen vieler Materien, und allem
Ansehen nach öfters auch den Mangel des Begriffes
der Existenz dieser Materien nach sich. Es entsteht
daher sehr natürlich die Frage, wiefern sich solche
Lücken bemerken lassen?

§. 57.

Hierüber haben wir bereits oben (§. 18 seqq.)
angemerkt, was in Ansehung des Begriffes der Ma-
terie überhaupt noch zu beweisen bleibt, und wie viel
noch unempfundne und vielleicht uns unempfindbare
Materie in der Welt seyn müsse, wenn wir jeden
Raum, darinn sich kein Widerstand bemerken läßt,
wollen ausgefüllt wissen. So lange aber eine Ma-
terie eine Wirkung äußert, die uns empfindbar ist,

so
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oder fuͤr ſich gedenkbaren Begriffen.
es moͤglich bliebe, ihre Exiſtenz durch die uͤbrigen
Sinnen zu empfinden, ſo wuͤrden wir ſie doch nicht
als die Materie des Lichtes erkennen. So z. E.
koͤnnen wir dermalen noch nicht ſagen, ob oder wiefern
dieſe Materie mit der magnetiſchen Materie, mit der
Schwere, der Electricitaͤt einerley oder verwandt iſt,
und beſonders giebt ſich die magnetiſche Materie
nur durch eine mechaniſche Wirkung zu erkennen, die
ſie in dem Magnet, Eiſen und Stahl zeigt, ſo daß wir
wenn kein Magnet, kein Eiſen, kein Stahl in der Welt,
oder wenigſtens uns unbekannt waͤre, dieſe mechani-
ſche Wirkung uns ebenfalls unbekannt ſeyn wuͤrde.

§. 56.

Da man nicht beweiſen kann, daß wir alle moͤg-
liche Sinnen haben, und es ſehr vermuthlich iſt, daß
noch mehrere ſeyn koͤnnen, ſo iſt auch vermuthlich,
daß uns eine Menge ſpecialer klarer Begriffe fehlt.
Wir koͤnnen dieſe nun ſo wenig, als Blinde die Be-
griffe der Farben erlangen. Und was uns hierinn
mangelt, das zieht zugleich einen Mangel von em-
pfindbaren Merkmaalen vieler Materien, und allem
Anſehen nach oͤfters auch den Mangel des Begriffes
der Exiſtenz dieſer Materien nach ſich. Es entſteht
daher ſehr natuͤrlich die Frage, wiefern ſich ſolche
Luͤcken bemerken laſſen?

§. 57.

Hieruͤber haben wir bereits oben (§. 18 ſeqq.)
angemerkt, was in Anſehung des Begriffes der Ma-
terie uͤberhaupt noch zu beweiſen bleibt, und wie viel
noch unempfundne und vielleicht uns unempfindbare
Materie in der Welt ſeyn muͤſſe, wenn wir jeden
Raum, darinn ſich kein Widerſtand bemerken laͤßt,
wollen ausgefuͤllt wiſſen. So lange aber eine Ma-
terie eine Wirkung aͤußert, die uns empfindbar iſt,

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[489/0511] oder fuͤr ſich gedenkbaren Begriffen. es moͤglich bliebe, ihre Exiſtenz durch die uͤbrigen Sinnen zu empfinden, ſo wuͤrden wir ſie doch nicht als die Materie des Lichtes erkennen. So z. E. koͤnnen wir dermalen noch nicht ſagen, ob oder wiefern dieſe Materie mit der magnetiſchen Materie, mit der Schwere, der Electricitaͤt einerley oder verwandt iſt, und beſonders giebt ſich die magnetiſche Materie nur durch eine mechaniſche Wirkung zu erkennen, die ſie in dem Magnet, Eiſen und Stahl zeigt, ſo daß wir wenn kein Magnet, kein Eiſen, kein Stahl in der Welt, oder wenigſtens uns unbekannt waͤre, dieſe mechani- ſche Wirkung uns ebenfalls unbekannt ſeyn wuͤrde. §. 56. Da man nicht beweiſen kann, daß wir alle moͤg- liche Sinnen haben, und es ſehr vermuthlich iſt, daß noch mehrere ſeyn koͤnnen, ſo iſt auch vermuthlich, daß uns eine Menge ſpecialer klarer Begriffe fehlt. Wir koͤnnen dieſe nun ſo wenig, als Blinde die Be- griffe der Farben erlangen. Und was uns hierinn mangelt, das zieht zugleich einen Mangel von em- pfindbaren Merkmaalen vieler Materien, und allem Anſehen nach oͤfters auch den Mangel des Begriffes der Exiſtenz dieſer Materien nach ſich. Es entſteht daher ſehr natuͤrlich die Frage, wiefern ſich ſolche Luͤcken bemerken laſſen? §. 57. Hieruͤber haben wir bereits oben (§. 18 ſeqq.) angemerkt, was in Anſehung des Begriffes der Ma- terie uͤberhaupt noch zu beweiſen bleibt, und wie viel noch unempfundne und vielleicht uns unempfindbare Materie in der Welt ſeyn muͤſſe, wenn wir jeden Raum, darinn ſich kein Widerſtand bemerken laͤßt, wollen ausgefuͤllt wiſſen. So lange aber eine Ma- terie eine Wirkung aͤußert, die uns empfindbar iſt, ſo H h 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/511>, abgerufen am 21.12.2024.