cken, reißen, brennen, stechen, wehe thun etc. aus, und in Ansehung der Wärme und Kälte begnü- gen wir uns mit den Worten, temperirt, warm, schwül, kalt, frostig, schauernd etc.
§. 29.
Locke hat in seinem Werke von dem menschli- chen Verstande die Anatomie unsrer Begriffe zum Hauptwerke gemacht, und darinn sowohl die einfa- chen Begriffe, als ihre Modificationen und Zusam- mensetzung, so weit es ihm möglich war, deutlich auseinander zu setzen gesucht. Wir hätten daher hier sein Werk großentheils auszuschreiben, wenn wir gleiche Absicht hätten. Locke begnügte sich nämlich, sein ganzes Werk auf Erfahrungssätze zu bauen, und geht demnach durchaus a posteriori, weil er schlecht- hin die Sachen nimmt, wie sie sind. Wir nennen daher sein System eine Anatomie unsrer Begriffe und Erkenntniß, weil er ungefehr eben so verfährt, wie die Anatomici sich einen Begriff der innern und ein- fachern Theile des Leibes und ihrer Verbindung zu machen suchen. Dieses ist nun hier unsre Absicht nicht. Wir haben in der Dianoiologie gesehen, was die wissenschaftliche Erkenntniß, und so weit sie a priori gehen kann, vor der gemeinen und bloß historischen Erkenntniß voraus habe. Diesen Vortheilen wür- den wir nicht näher kommen, wenn wir uns schlecht- hin bey der Anatomie unsrer Begriffe aufhalten wür- den. Es ist nicht genug, einfache Begriffe ausge- lesen zu haben, sondern wir müssen auch sehen, woher wir in Ansehung ihrer Zusammensetzung allgemeine Möglichkeiten (Dianoiol. §. 692. seqq.) aufbringen können.
§. 30.
I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
cken, reißen, brennen, ſtechen, wehe thun ꝛc. aus, und in Anſehung der Waͤrme und Kaͤlte begnuͤ- gen wir uns mit den Worten, temperirt, warm, ſchwuͤl, kalt, froſtig, ſchauernd ꝛc.
§. 29.
Locke hat in ſeinem Werke von dem menſchli- chen Verſtande die Anatomie unſrer Begriffe zum Hauptwerke gemacht, und darinn ſowohl die einfa- chen Begriffe, als ihre Modificationen und Zuſam- menſetzung, ſo weit es ihm moͤglich war, deutlich auseinander zu ſetzen geſucht. Wir haͤtten daher hier ſein Werk großentheils auszuſchreiben, wenn wir gleiche Abſicht haͤtten. Locke begnuͤgte ſich naͤmlich, ſein ganzes Werk auf Erfahrungsſaͤtze zu bauen, und geht demnach durchaus a poſteriori, weil er ſchlecht- hin die Sachen nimmt, wie ſie ſind. Wir nennen daher ſein Syſtem eine Anatomie unſrer Begriffe und Erkenntniß, weil er ungefehr eben ſo verfaͤhrt, wie die Anatomici ſich einen Begriff der innern und ein- fachern Theile des Leibes und ihrer Verbindung zu machen ſuchen. Dieſes iſt nun hier unſre Abſicht nicht. Wir haben in der Dianoiologie geſehen, was die wiſſenſchaftliche Erkenntniß, und ſo weit ſie a priori gehen kann, vor der gemeinen und bloß hiſtoriſchen Erkenntniß voraus habe. Dieſen Vortheilen wuͤr- den wir nicht naͤher kommen, wenn wir uns ſchlecht- hin bey der Anatomie unſrer Begriffe aufhalten wuͤr- den. Es iſt nicht genug, einfache Begriffe ausge- leſen zu haben, ſondern wir muͤſſen auch ſehen, woher wir in Anſehung ihrer Zuſammenſetzung allgemeine Moͤglichkeiten (Dianoiol. §. 692. ſeqq.) aufbringen koͤnnen.
§. 30.
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I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
cken, reißen, brennen, ſtechen, wehe thun ꝛc.
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gen wir uns mit den Worten, temperirt, warm,
ſchwuͤl, kalt, froſtig, ſchauernd ꝛc.
§. 29.
Locke hat in ſeinem Werke von dem menſchli-
chen Verſtande die Anatomie unſrer Begriffe zum
Hauptwerke gemacht, und darinn ſowohl die einfa-
chen Begriffe, als ihre Modificationen und Zuſam-
menſetzung, ſo weit es ihm moͤglich war, deutlich
auseinander zu ſetzen geſucht. Wir haͤtten daher hier
ſein Werk großentheils auszuſchreiben, wenn wir
gleiche Abſicht haͤtten. Locke begnuͤgte ſich naͤmlich,
ſein ganzes Werk auf Erfahrungsſaͤtze zu bauen, und
geht demnach durchaus a poſteriori, weil er ſchlecht-
hin die Sachen nimmt, wie ſie ſind. Wir nennen
daher ſein Syſtem eine Anatomie unſrer Begriffe und
Erkenntniß, weil er ungefehr eben ſo verfaͤhrt, wie
die Anatomici ſich einen Begriff der innern und ein-
fachern Theile des Leibes und ihrer Verbindung zu
machen ſuchen. Dieſes iſt nun hier unſre Abſicht
nicht. Wir haben in der Dianoiologie geſehen, was
die wiſſenſchaftliche Erkenntniß, und ſo weit ſie a priori
gehen kann, vor der gemeinen und bloß hiſtoriſchen
Erkenntniß voraus habe. Dieſen Vortheilen wuͤr-
den wir nicht naͤher kommen, wenn wir uns ſchlecht-
hin bey der Anatomie unſrer Begriffe aufhalten wuͤr-
den. Es iſt nicht genug, einfache Begriffe ausge-
leſen zu haben, ſondern wir muͤſſen auch ſehen, woher
wir in Anſehung ihrer Zuſammenſetzung allgemeine
Moͤglichkeiten (Dianoiol. §. 692. ſeqq.) aufbringen
koͤnnen.
§. 30.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/494>, abgerufen am 21.11.2024.
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