chen wenigstens zwey Merkmaale oder Bestimmun- gen erfordert werden, und folglich in einem ganz ein- fachen Begriffe kein Widerspruch seyn könne, weil er einfach ist.
§. 5.
Die nächste Folge, die sich daraus ziehen läßt, ist, daß wenn man sich a priori versichern will, daß ein Begriff nichts Widersprechendes habe, und daher ein realer und möglicher Begriff sey, man müsse zei- gen können, daß er auf eine zuläßige Art aus einfa- chen Begriffen zusammengesetzt sey. Diese Forderung macht die genauere Untersuchung der einfachen Be- griffe nothwendig. Wir haben in der Dianoiologie die Möglichkeit dieser Begriffe nur noch in sofern be- trachtet, als wir annehmen konnten, es müsse einfa- che Begriffe geben, weil es zusammengesetzte giebt, weil diese eben deswegen zusammengesetzt heißen.
§. 6.
Dieser Satz will aber, nach aller Strenge ge- nommen, noch nicht mehr sagen, als daß ein Be- griff vergleichungsweise einfacher seyn könne, als ein andrer. Ob aber ein Begriff, so einfach er auch seyn mag, sich nicht immer in noch einfachere auflö- sen lasse, ist eine ganz andre Frage, die mit der Fra- ge von der Theilbarkeit der Materie eine gewisse Aehn- lichkeit hat, aber auch mehr oder minder davon ver- schieden ist.
§. 7.
Wenn wir aber indessen annehmen, daß es solche einfache Begriffe gebe, so werden sich verschiedene Requisita derselben daraus herleiten lassen, die uns der Erörterung dieser Frage näher bringen. Wir haben deren einige bereits schon in der Dianoiologie
ange-
I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
chen wenigſtens zwey Merkmaale oder Beſtimmun- gen erfordert werden, und folglich in einem ganz ein- fachen Begriffe kein Widerſpruch ſeyn koͤnne, weil er einfach iſt.
§. 5.
Die naͤchſte Folge, die ſich daraus ziehen laͤßt, iſt, daß wenn man ſich a priori verſichern will, daß ein Begriff nichts Widerſprechendes habe, und daher ein realer und moͤglicher Begriff ſey, man muͤſſe zei- gen koͤnnen, daß er auf eine zulaͤßige Art aus einfa- chen Begriffen zuſammengeſetzt ſey. Dieſe Forderung macht die genauere Unterſuchung der einfachen Be- griffe nothwendig. Wir haben in der Dianoiologie die Moͤglichkeit dieſer Begriffe nur noch in ſofern be- trachtet, als wir annehmen konnten, es muͤſſe einfa- che Begriffe geben, weil es zuſammengeſetzte giebt, weil dieſe eben deswegen zuſammengeſetzt heißen.
§. 6.
Dieſer Satz will aber, nach aller Strenge ge- nommen, noch nicht mehr ſagen, als daß ein Be- griff vergleichungsweiſe einfacher ſeyn koͤnne, als ein andrer. Ob aber ein Begriff, ſo einfach er auch ſeyn mag, ſich nicht immer in noch einfachere aufloͤ- ſen laſſe, iſt eine ganz andre Frage, die mit der Fra- ge von der Theilbarkeit der Materie eine gewiſſe Aehn- lichkeit hat, aber auch mehr oder minder davon ver- ſchieden iſt.
§. 7.
Wenn wir aber indeſſen annehmen, daß es ſolche einfache Begriffe gebe, ſo werden ſich verſchiedene Requiſita derſelben daraus herleiten laſſen, die uns der Eroͤrterung dieſer Frage naͤher bringen. Wir haben deren einige bereits ſchon in der Dianoiologie
ange-
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I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
chen wenigſtens zwey Merkmaale oder Beſtimmun-
gen erfordert werden, und folglich in einem ganz ein-
fachen Begriffe kein Widerſpruch ſeyn koͤnne, weil er
einfach iſt.
§. 5.
Die naͤchſte Folge, die ſich daraus ziehen laͤßt,
iſt, daß wenn man ſich a priori verſichern will, daß
ein Begriff nichts Widerſprechendes habe, und daher
ein realer und moͤglicher Begriff ſey, man muͤſſe zei-
gen koͤnnen, daß er auf eine zulaͤßige Art aus einfa-
chen Begriffen zuſammengeſetzt ſey. Dieſe Forderung
macht die genauere Unterſuchung der einfachen Be-
griffe nothwendig. Wir haben in der Dianoiologie
die Moͤglichkeit dieſer Begriffe nur noch in ſofern be-
trachtet, als wir annehmen konnten, es muͤſſe einfa-
che Begriffe geben, weil es zuſammengeſetzte giebt,
weil dieſe eben deswegen zuſammengeſetzt heißen.
§. 6.
Dieſer Satz will aber, nach aller Strenge ge-
nommen, noch nicht mehr ſagen, als daß ein Be-
griff vergleichungsweiſe einfacher ſeyn koͤnne, als ein
andrer. Ob aber ein Begriff, ſo einfach er auch
ſeyn mag, ſich nicht immer in noch einfachere aufloͤ-
ſen laſſe, iſt eine ganz andre Frage, die mit der Fra-
ge von der Theilbarkeit der Materie eine gewiſſe Aehn-
lichkeit hat, aber auch mehr oder minder davon ver-
ſchieden iſt.
§. 7.
Wenn wir aber indeſſen annehmen, daß es ſolche
einfache Begriffe gebe, ſo werden ſich verſchiedene
Requiſita derſelben daraus herleiten laſſen, die uns
der Eroͤrterung dieſer Frage naͤher bringen. Wir
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/478>, abgerufen am 21.12.2024.
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