Gattung gebraucht, deren Begriff deutlich gemacht werden solle. Je mehr nun diese Fälle verschieden sind, desto allgemeiner wird der herausge- brachte Begriff, und öfters sieht man sich genöthigt, denselben in seine Arten einzutheilen, oder dem Wort eine Vieldeutigkeit beyzufügen. Letzteres geschieht, wenn die Eintheilung in Arten nicht angeht, das ist, wenn die, so man finden würde, auf eine unähnliche Art verschieden sind.
§. 39.
Die Eintheilung in Arten, wenn sie angeht, hat hiebey keine Schwierigkeit. Denn da man alle Fälle, welche unter die Gattung gehören, vor sich hat, so lassen sich bey ihrer Vergleichung leicht solche finden, die größere Aehnlichkeiten unter sich haben, als die so man zur Gattung genommen, und sie werden sich stu- fenweise in Klassen eintheilen lassen. Die Arten, so man dadurch findet, müssen auf eine ähnliche Art verschieden seyn, es sey, daß man dem Begriff der Gattung verschiedene Bestimmungen auf einerley Art, oder einerley Bestimmungen auf verschiedene Arten beylegt. Man kann noch beyläufig anmerken, daß man zuweilen hiebey einige Lücken findet, indem man nämlich sieht, daß noch mehrere Arten seyn können, und dieses ist so dann eine Anzeige, daß die vorge- nommenen Fälle, woraus man den Begriff der Gat- tung abstrahirt hat, noch nicht alle sind, und folg- lich noch mehrere dazu genommen werden können und müssen.
§. 40.
Die bisher angeführte Art einen allgemeinen Be- griff deutlich zu machen, hat ihre wahre Vollstän- digkeit, weil man dabey nicht nur sieht, wie weit man zu gehen hat, sondern auch deutlich begreift, wie weit
man
B 5
von den Begriffen und Erklaͤrungen.
Gattung gebraucht, deren Begriff deutlich gemacht werden ſolle. Je mehr nun dieſe Faͤlle verſchieden ſind, deſto allgemeiner wird der herausge- brachte Begriff, und oͤfters ſieht man ſich genoͤthigt, denſelben in ſeine Arten einzutheilen, oder dem Wort eine Vieldeutigkeit beyzufuͤgen. Letzteres geſchieht, wenn die Eintheilung in Arten nicht angeht, das iſt, wenn die, ſo man finden wuͤrde, auf eine unaͤhnliche Art verſchieden ſind.
§. 39.
Die Eintheilung in Arten, wenn ſie angeht, hat hiebey keine Schwierigkeit. Denn da man alle Faͤlle, welche unter die Gattung gehoͤren, vor ſich hat, ſo laſſen ſich bey ihrer Vergleichung leicht ſolche finden, die groͤßere Aehnlichkeiten unter ſich haben, als die ſo man zur Gattung genommen, und ſie werden ſich ſtu- fenweiſe in Klaſſen eintheilen laſſen. Die Arten, ſo man dadurch findet, muͤſſen auf eine aͤhnliche Art verſchieden ſeyn, es ſey, daß man dem Begriff der Gattung verſchiedene Beſtimmungen auf einerley Art, oder einerley Beſtimmungen auf verſchiedene Arten beylegt. Man kann noch beylaͤufig anmerken, daß man zuweilen hiebey einige Luͤcken findet, indem man naͤmlich ſieht, daß noch mehrere Arten ſeyn koͤnnen, und dieſes iſt ſo dann eine Anzeige, daß die vorge- nommenen Faͤlle, woraus man den Begriff der Gat- tung abſtrahirt hat, noch nicht alle ſind, und folg- lich noch mehrere dazu genommen werden koͤnnen und muͤſſen.
§. 40.
Die bisher angefuͤhrte Art einen allgemeinen Be- griff deutlich zu machen, hat ihre wahre Vollſtaͤn- digkeit, weil man dabey nicht nur ſieht, wie weit man zu gehen hat, ſondern auch deutlich begreift, wie weit
man
B 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0047"n="25"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Begriffen und Erklaͤrungen.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Gattung gebraucht, deren Begriff deutlich<lb/>
gemacht werden ſolle.</hi> Je mehr nun dieſe Faͤlle<lb/>
verſchieden ſind, deſto allgemeiner wird der herausge-<lb/>
brachte Begriff, und oͤfters ſieht man ſich genoͤthigt,<lb/>
denſelben in ſeine Arten einzutheilen, oder dem Wort<lb/>
eine <hirendition="#fr">Vieldeutigkeit</hi> beyzufuͤgen. Letzteres geſchieht,<lb/>
wenn die Eintheilung in Arten nicht angeht, das iſt,<lb/>
wenn die, ſo man finden wuͤrde, auf eine unaͤhnliche<lb/>
Art verſchieden ſind.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 39.</head><lb/><p>Die Eintheilung in Arten, wenn ſie angeht, hat<lb/>
hiebey keine Schwierigkeit. Denn da man alle Faͤlle,<lb/>
welche unter die Gattung gehoͤren, vor ſich hat, ſo<lb/>
laſſen ſich bey ihrer Vergleichung leicht ſolche finden,<lb/>
die groͤßere Aehnlichkeiten unter ſich haben, als die ſo<lb/>
man zur Gattung genommen, und ſie werden ſich ſtu-<lb/>
fenweiſe in Klaſſen eintheilen laſſen. Die Arten, ſo<lb/>
man dadurch findet, muͤſſen auf eine aͤhnliche Art<lb/>
verſchieden ſeyn, es ſey, daß man dem Begriff der<lb/>
Gattung verſchiedene Beſtimmungen auf einerley Art,<lb/>
oder einerley Beſtimmungen auf verſchiedene Arten<lb/>
beylegt. Man kann noch beylaͤufig anmerken, daß<lb/>
man zuweilen hiebey einige Luͤcken findet, indem man<lb/>
naͤmlich ſieht, daß noch mehrere Arten ſeyn koͤnnen,<lb/>
und dieſes iſt ſo dann eine Anzeige, daß die vorge-<lb/>
nommenen Faͤlle, woraus man den Begriff der Gat-<lb/>
tung abſtrahirt hat, noch nicht alle ſind, und folg-<lb/>
lich noch mehrere dazu genommen werden koͤnnen und<lb/>
muͤſſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 40.</head><lb/><p>Die bisher angefuͤhrte Art einen allgemeinen Be-<lb/>
griff deutlich zu machen, hat ihre wahre Vollſtaͤn-<lb/>
digkeit, weil man dabey nicht nur ſieht, wie weit man<lb/>
zu gehen hat, ſondern auch deutlich begreift, wie weit<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">man</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[25/0047]
von den Begriffen und Erklaͤrungen.
Gattung gebraucht, deren Begriff deutlich
gemacht werden ſolle. Je mehr nun dieſe Faͤlle
verſchieden ſind, deſto allgemeiner wird der herausge-
brachte Begriff, und oͤfters ſieht man ſich genoͤthigt,
denſelben in ſeine Arten einzutheilen, oder dem Wort
eine Vieldeutigkeit beyzufuͤgen. Letzteres geſchieht,
wenn die Eintheilung in Arten nicht angeht, das iſt,
wenn die, ſo man finden wuͤrde, auf eine unaͤhnliche
Art verſchieden ſind.
§. 39.
Die Eintheilung in Arten, wenn ſie angeht, hat
hiebey keine Schwierigkeit. Denn da man alle Faͤlle,
welche unter die Gattung gehoͤren, vor ſich hat, ſo
laſſen ſich bey ihrer Vergleichung leicht ſolche finden,
die groͤßere Aehnlichkeiten unter ſich haben, als die ſo
man zur Gattung genommen, und ſie werden ſich ſtu-
fenweiſe in Klaſſen eintheilen laſſen. Die Arten, ſo
man dadurch findet, muͤſſen auf eine aͤhnliche Art
verſchieden ſeyn, es ſey, daß man dem Begriff der
Gattung verſchiedene Beſtimmungen auf einerley Art,
oder einerley Beſtimmungen auf verſchiedene Arten
beylegt. Man kann noch beylaͤufig anmerken, daß
man zuweilen hiebey einige Luͤcken findet, indem man
naͤmlich ſieht, daß noch mehrere Arten ſeyn koͤnnen,
und dieſes iſt ſo dann eine Anzeige, daß die vorge-
nommenen Faͤlle, woraus man den Begriff der Gat-
tung abſtrahirt hat, noch nicht alle ſind, und folg-
lich noch mehrere dazu genommen werden koͤnnen und
muͤſſen.
§. 40.
Die bisher angefuͤhrte Art einen allgemeinen Be-
griff deutlich zu machen, hat ihre wahre Vollſtaͤn-
digkeit, weil man dabey nicht nur ſieht, wie weit man
zu gehen hat, ſondern auch deutlich begreift, wie weit
man
B 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/47>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.