Zu diesem Ende merken wir an, daß wenn ein Begriff zu allgemein ist, derselbe in mehrern Dingen vorkomme, als in denen, aus welchen man ihn abstrahirt hat. Denn er stellt eine hö- here Gattung vor, welche sich in niedrigere einthei- len läßt, und unter diesen ist nur eine, unter welche diese Dinge gehören. Findet man demnach den ab- strahirten Begriff oder seine sämtlichen Merkmaale in solchen Dingen, die von den vorgenommenen sehr verschieden sind, so ist kein Zweifel, daß er zu all- gemein sey, und die Vergleichung dieser Dinge führt auf die Merkmaale, die man vergessen hatte, mit in den Begriff zu nehmen, weil diese eben den Unter- schied ausmachen. Jst aber dieser Unterschied nicht sehr groß, so kann es auch geschehen, daß der Be- griff wirklich allgemeiner beybehalten werden kann. Und auf diese Art sind auch viele Begriffe in der That allgemeiner worden, weil man in dem gemeinen Gebrauch zu reden nicht so genau auf alle Unterschiede acht hat.
§. 38.
Hat man nun auf diese Art sich versichert, daß man alle gemeinsamen Merkmaale habe, die zu dem gesuchten allgemeinen Begriff der Gattung gehören, so ist man nunmehr so weit gekommen, daß man einen Begriff hat, der alle vorgenommene Fälle unter sich begreift, und sich nicht weiter ausdehnet. Er ist demnach der verlangte Begriff, in so fern man sich vorgesetzt hat, einen Begriff zu finden, der von diesem Umfange sey. Wir werden demnach wieder zu dem Anfange zurück gehen, und bemerken, daß die vorgenommenen Fälle alle die sind, bey welchen man das Wort oder den Namen der
Gat-
I. Hauptſtuͤck,
§. 37.
Zu dieſem Ende merken wir an, daß wenn ein Begriff zu allgemein iſt, derſelbe in mehrern Dingen vorkomme, als in denen, aus welchen man ihn abſtrahirt hat. Denn er ſtellt eine hoͤ- here Gattung vor, welche ſich in niedrigere einthei- len laͤßt, und unter dieſen iſt nur eine, unter welche dieſe Dinge gehoͤren. Findet man demnach den ab- ſtrahirten Begriff oder ſeine ſaͤmtlichen Merkmaale in ſolchen Dingen, die von den vorgenommenen ſehr verſchieden ſind, ſo iſt kein Zweifel, daß er zu all- gemein ſey, und die Vergleichung dieſer Dinge fuͤhrt auf die Merkmaale, die man vergeſſen hatte, mit in den Begriff zu nehmen, weil dieſe eben den Unter- ſchied ausmachen. Jſt aber dieſer Unterſchied nicht ſehr groß, ſo kann es auch geſchehen, daß der Be- griff wirklich allgemeiner beybehalten werden kann. Und auf dieſe Art ſind auch viele Begriffe in der That allgemeiner worden, weil man in dem gemeinen Gebrauch zu reden nicht ſo genau auf alle Unterſchiede acht hat.
§. 38.
Hat man nun auf dieſe Art ſich verſichert, daß man alle gemeinſamen Merkmaale habe, die zu dem geſuchten allgemeinen Begriff der Gattung gehoͤren, ſo iſt man nunmehr ſo weit gekommen, daß man einen Begriff hat, der alle vorgenommene Faͤlle unter ſich begreift, und ſich nicht weiter ausdehnet. Er iſt demnach der verlangte Begriff, in ſo fern man ſich vorgeſetzt hat, einen Begriff zu finden, der von dieſem Umfange ſey. Wir werden demnach wieder zu dem Anfange zuruͤck gehen, und bemerken, daß die vorgenommenen Faͤlle alle die ſind, bey welchen man das Wort oder den Namen der
Gat-
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I. Hauptſtuͤck,
§. 37.
Zu dieſem Ende merken wir an, daß wenn ein
Begriff zu allgemein iſt, derſelbe in mehrern
Dingen vorkomme, als in denen, aus welchen
man ihn abſtrahirt hat. Denn er ſtellt eine hoͤ-
here Gattung vor, welche ſich in niedrigere einthei-
len laͤßt, und unter dieſen iſt nur eine, unter welche
dieſe Dinge gehoͤren. Findet man demnach den ab-
ſtrahirten Begriff oder ſeine ſaͤmtlichen Merkmaale in
ſolchen Dingen, die von den vorgenommenen ſehr
verſchieden ſind, ſo iſt kein Zweifel, daß er zu all-
gemein ſey, und die Vergleichung dieſer Dinge fuͤhrt
auf die Merkmaale, die man vergeſſen hatte, mit in
den Begriff zu nehmen, weil dieſe eben den Unter-
ſchied ausmachen. Jſt aber dieſer Unterſchied nicht
ſehr groß, ſo kann es auch geſchehen, daß der Be-
griff wirklich allgemeiner beybehalten werden kann.
Und auf dieſe Art ſind auch viele Begriffe in
der That allgemeiner worden, weil man in dem
gemeinen Gebrauch zu reden nicht ſo genau
auf alle Unterſchiede acht hat.
§. 38.
Hat man nun auf dieſe Art ſich verſichert, daß
man alle gemeinſamen Merkmaale habe, die zu dem
geſuchten allgemeinen Begriff der Gattung gehoͤren,
ſo iſt man nunmehr ſo weit gekommen, daß man
einen Begriff hat, der alle vorgenommene Faͤlle unter
ſich begreift, und ſich nicht weiter ausdehnet. Er
iſt demnach der verlangte Begriff, in ſo fern man
ſich vorgeſetzt hat, einen Begriff zu finden, der
von dieſem Umfange ſey. Wir werden demnach
wieder zu dem Anfange zuruͤck gehen, und bemerken,
daß die vorgenommenen Faͤlle alle die ſind, bey
welchen man das Wort oder den Namen der
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/46>, abgerufen am 21.12.2024.
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