Da zum Widersprechen wenigstens zwey Stück erfordert werden, weil eines das andre umstoßen muß, so haben Grundbegriffe nothwendig nichts wi- dersprechendes. Denn da sie nicht zusammengesetzt sind, so ist nichts in denselben, das einander umstos- sen könnte. Demnach macht die bloße Vorstellung eines einfachen Begriffes seine Möglichkeit aus, und diese dringt sich uns mit der Vorstellung zugleich mit auf.
§. 655.
Hieraus folgt, daß ein unmöglicher Begriff nicht seyn könne. Denn er ist deswegen unmöglich, weil er A und nichtA in sich enthält, und daher aus Vorstellungen zusammengesetzt ist, die nicht bey einander seyn können, weil eine die andre aufhebt. Z. E. hölzernes Eisen, rundes Viereck etc.
§. 656.
Da wir in der Zergliederung zusammengesetzter Begriffe den einfachen oder Grundbegriffen näher kommen, wenn wir sie in ihre innere Merkmaale auflösen: so ist klar, daß wir in der wissenschaftlichen Erkenntniß desto mehr a priori gehen können, je weiter wir in dieser Auflösung kommen, und daß un- sre wissenschaftliche Erkenntniß ganz und im streng- sten Verstande (§. 639.) a priori seyn würde, wenn wir die Grundbegriffe sämmtlich kenneten und mit Worten ausgedrückt hätten, und die erste Grundlage zu der Möglichkeit ihrer Zusammensetzung wüßten. Denn da sich die Möglichkeit eines Grundbegriffes zugleich mit der Vorstellung aufdringt, (§. 654.) so wird er von der Erfahrung dadurch ganz unabhängig, so, daß, wenn wir ihn auch schon der Erfahrung zu danken haben, diese uns gleichsam nur den Anlaß zu
dem
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von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß.
§. 654.
Da zum Widerſprechen wenigſtens zwey Stuͤck erfordert werden, weil eines das andre umſtoßen muß, ſo haben Grundbegriffe nothwendig nichts wi- derſprechendes. Denn da ſie nicht zuſammengeſetzt ſind, ſo iſt nichts in denſelben, das einander umſtoſ- ſen koͤnnte. Demnach macht die bloße Vorſtellung eines einfachen Begriffes ſeine Moͤglichkeit aus, und dieſe dringt ſich uns mit der Vorſtellung zugleich mit auf.
§. 655.
Hieraus folgt, daß ein unmoͤglicher Begriff nicht ſeyn koͤnne. Denn er iſt deswegen unmoͤglich, weil er A und nichtA in ſich enthaͤlt, und daher aus Vorſtellungen zuſammengeſetzt iſt, die nicht bey einander ſeyn koͤnnen, weil eine die andre aufhebt. Z. E. hoͤlzernes Eiſen, rundes Viereck ꝛc.
§. 656.
Da wir in der Zergliederung zuſammengeſetzter Begriffe den einfachen oder Grundbegriffen naͤher kommen, wenn wir ſie in ihre innere Merkmaale aufloͤſen: ſo iſt klar, daß wir in der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß deſto mehr a priori gehen koͤnnen, je weiter wir in dieſer Aufloͤſung kommen, und daß un- ſre wiſſenſchaftliche Erkenntniß ganz und im ſtreng- ſten Verſtande (§. 639.) a priori ſeyn wuͤrde, wenn wir die Grundbegriffe ſaͤmmtlich kenneten und mit Worten ausgedruͤckt haͤtten, und die erſte Grundlage zu der Moͤglichkeit ihrer Zuſammenſetzung wuͤßten. Denn da ſich die Moͤglichkeit eines Grundbegriffes zugleich mit der Vorſtellung aufdringt, (§. 654.) ſo wird er von der Erfahrung dadurch ganz unabhaͤngig, ſo, daß, wenn wir ihn auch ſchon der Erfahrung zu danken haben, dieſe uns gleichſam nur den Anlaß zu
dem
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von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß.
§. 654.
Da zum Widerſprechen wenigſtens zwey Stuͤck
erfordert werden, weil eines das andre umſtoßen
muß, ſo haben Grundbegriffe nothwendig nichts wi-
derſprechendes. Denn da ſie nicht zuſammengeſetzt
ſind, ſo iſt nichts in denſelben, das einander umſtoſ-
ſen koͤnnte. Demnach macht die bloße Vorſtellung
eines einfachen Begriffes ſeine Moͤglichkeit aus, und
dieſe dringt ſich uns mit der Vorſtellung zugleich mit
auf.
§. 655.
Hieraus folgt, daß ein unmoͤglicher Begriff nicht
ſeyn koͤnne. Denn er iſt deswegen unmoͤglich, weil
er A und nicht A in ſich enthaͤlt, und daher aus
Vorſtellungen zuſammengeſetzt iſt, die nicht bey
einander ſeyn koͤnnen, weil eine die andre aufhebt.
Z. E. hoͤlzernes Eiſen, rundes Viereck ꝛc.
§. 656.
Da wir in der Zergliederung zuſammengeſetzter
Begriffe den einfachen oder Grundbegriffen naͤher
kommen, wenn wir ſie in ihre innere Merkmaale
aufloͤſen: ſo iſt klar, daß wir in der wiſſenſchaftlichen
Erkenntniß deſto mehr a priori gehen koͤnnen, je
weiter wir in dieſer Aufloͤſung kommen, und daß un-
ſre wiſſenſchaftliche Erkenntniß ganz und im ſtreng-
ſten Verſtande (§. 639.) a priori ſeyn wuͤrde, wenn
wir die Grundbegriffe ſaͤmmtlich kenneten und mit
Worten ausgedruͤckt haͤtten, und die erſte Grundlage
zu der Moͤglichkeit ihrer Zuſammenſetzung wuͤßten.
Denn da ſich die Moͤglichkeit eines Grundbegriffes
zugleich mit der Vorſtellung aufdringt, (§. 654.) ſo
wird er von der Erfahrung dadurch ganz unabhaͤngig,
ſo, daß, wenn wir ihn auch ſchon der Erfahrung zu
danken haben, dieſe uns gleichſam nur den Anlaß zu
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/443>, abgerufen am 21.11.2024.
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