fern fremde Erfahrung etwas dazu beytragen kann, haben wir bereits (§. 560 seqq.) angemerkt. Wo diese aber nicht zureicht, müssen wir selbst beobachten, und nicht nur die Sache obenhin, sondern von allen Seiten, in ihren Theilen und Verhältnissen, und wenn es eine Veränderung oder eine Folge dabey ist, auf das vor- und nachgehende das Augenmerk richten. Die übrigen Cautelen haben wir bereits (§. 564 seqq.) angezeigt, und in dem ersten Hauptstücke, (§. 25 seqq. §. 35. seqq.) ausführ- lich gewiesen, was zu thun ist, wenn |der Begriff allgemein, und sein Umfang bestimmt wer- den soll.
§. 579.
Der andre Fall ist, wenn man eine neue Ma- terie durch alle Proben durchführt. Wir ha- ben bereits (§. 543. 574.) angemerkt, daß man dieses in der Chymie thut, wie z. E. wenn man ein neues Mineral, eine neue Pflanze, eine neue Mineralquelle etc. findet. Die Platina, eine Art von weißem Golde, ist neulich gefunden, und auf solche Proben gesetzt worden. Eben dieses geht an, wenn man es auch nur bey dem Beobachten muß bewenden las- sen, wie z. E. in der Astronomie, wenn sich ein Co- met oder andre neue Phaenomena am Firmamente zeigen, dergleichen in dem vorigen Jahrhundert die Satelliten, das Zodiacallicht, der Ring des Saturns etc. waren. Jn diesen Fällen sammelt man so viele Beobachtungen, bis man sich im Stande sieht, eine Theorie daraus herzuleiten, und bestimmt aus dem, was dazu noch mangelt, das, so man noch zu beob- achten hat.
§. 580.
VIII. Hauptſtuͤck,
fern fremde Erfahrung etwas dazu beytragen kann, haben wir bereits (§. 560 ſeqq.) angemerkt. Wo dieſe aber nicht zureicht, muͤſſen wir ſelbſt beobachten, und nicht nur die Sache obenhin, ſondern von allen Seiten, in ihren Theilen und Verhaͤltniſſen, und wenn es eine Veraͤnderung oder eine Folge dabey iſt, auf das vor- und nachgehende das Augenmerk richten. Die uͤbrigen Cautelen haben wir bereits (§. 564 ſeqq.) angezeigt, und in dem erſten Hauptſtuͤcke, (§. 25 ſeqq. §. 35. ſeqq.) ausfuͤhr- lich gewieſen, was zu thun iſt, wenn |der Begriff allgemein, und ſein Umfang beſtimmt wer- den ſoll.
§. 579.
Der andre Fall iſt, wenn man eine neue Ma- terie durch alle Proben durchfuͤhrt. Wir ha- ben bereits (§. 543. 574.) angemerkt, daß man dieſes in der Chymie thut, wie z. E. wenn man ein neues Mineral, eine neue Pflanze, eine neue Mineralquelle ꝛc. findet. Die Platina, eine Art von weißem Golde, iſt neulich gefunden, und auf ſolche Proben geſetzt worden. Eben dieſes geht an, wenn man es auch nur bey dem Beobachten muß bewenden laſ- ſen, wie z. E. in der Aſtronomie, wenn ſich ein Co- met oder andre neue Phaenomena am Firmamente zeigen, dergleichen in dem vorigen Jahrhundert die Satelliten, das Zodiacallicht, der Ring des Saturns ꝛc. waren. Jn dieſen Faͤllen ſammelt man ſo viele Beobachtungen, bis man ſich im Stande ſieht, eine Theorie daraus herzuleiten, und beſtimmt aus dem, was dazu noch mangelt, das, ſo man noch zu beob- achten hat.
§. 580.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0390"n="368"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">VIII.</hi> Hauptſtuͤck,</hi></fw><lb/>
fern fremde Erfahrung etwas dazu beytragen kann,<lb/>
haben wir bereits (§. 560 ſeqq.) angemerkt. Wo<lb/>
dieſe aber nicht zureicht, muͤſſen wir ſelbſt <hirendition="#fr">beobachten,</hi><lb/>
und nicht nur die Sache obenhin, ſondern von allen<lb/>
Seiten, in ihren Theilen und Verhaͤltniſſen, und<lb/>
wenn es eine Veraͤnderung oder eine Folge dabey<lb/>
iſt, auf das vor- und nachgehende das Augenmerk<lb/>
richten. Die uͤbrigen Cautelen haben wir bereits<lb/>
(§. 564 ſeqq.) angezeigt, und in dem erſten<lb/>
Hauptſtuͤcke, (§. 25 ſeqq. §. 35. ſeqq.) ausfuͤhr-<lb/>
lich gewieſen, was zu thun iſt, wenn |der Begriff<lb/>
allgemein, und ſein Umfang beſtimmt wer-<lb/>
den ſoll.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 579.</head><lb/><p>Der andre Fall iſt, <hirendition="#fr">wenn man eine neue Ma-<lb/>
terie durch alle Proben durchfuͤhrt.</hi> Wir ha-<lb/>
ben bereits (§. 543. 574.) angemerkt, daß man dieſes<lb/>
in der Chymie thut, wie z. E. wenn man ein neues<lb/>
Mineral, eine neue Pflanze, eine neue Mineralquelle<lb/>ꝛc. findet. Die <hirendition="#aq">Platina,</hi> eine Art von weißem Golde,<lb/>
iſt neulich gefunden, und auf ſolche Proben geſetzt<lb/>
worden. Eben dieſes geht an, <hirendition="#fr">wenn man es auch<lb/>
nur bey dem Beobachten muß bewenden laſ-<lb/>ſen,</hi> wie z. E. in der Aſtronomie, wenn ſich ein Co-<lb/>
met oder andre neue <hirendition="#aq">Phaenomena</hi> am Firmamente<lb/>
zeigen, dergleichen in dem vorigen Jahrhundert die<lb/>
Satelliten, das Zodiacallicht, der Ring des Saturns<lb/>ꝛc. waren. Jn dieſen Faͤllen ſammelt man ſo viele<lb/>
Beobachtungen, bis man ſich im Stande ſieht, eine<lb/>
Theorie daraus herzuleiten, und beſtimmt aus dem,<lb/>
was dazu noch mangelt, das, ſo man noch zu beob-<lb/>
achten hat.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 580.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[368/0390]
VIII. Hauptſtuͤck,
fern fremde Erfahrung etwas dazu beytragen kann,
haben wir bereits (§. 560 ſeqq.) angemerkt. Wo
dieſe aber nicht zureicht, muͤſſen wir ſelbſt beobachten,
und nicht nur die Sache obenhin, ſondern von allen
Seiten, in ihren Theilen und Verhaͤltniſſen, und
wenn es eine Veraͤnderung oder eine Folge dabey
iſt, auf das vor- und nachgehende das Augenmerk
richten. Die uͤbrigen Cautelen haben wir bereits
(§. 564 ſeqq.) angezeigt, und in dem erſten
Hauptſtuͤcke, (§. 25 ſeqq. §. 35. ſeqq.) ausfuͤhr-
lich gewieſen, was zu thun iſt, wenn |der Begriff
allgemein, und ſein Umfang beſtimmt wer-
den ſoll.
§. 579.
Der andre Fall iſt, wenn man eine neue Ma-
terie durch alle Proben durchfuͤhrt. Wir ha-
ben bereits (§. 543. 574.) angemerkt, daß man dieſes
in der Chymie thut, wie z. E. wenn man ein neues
Mineral, eine neue Pflanze, eine neue Mineralquelle
ꝛc. findet. Die Platina, eine Art von weißem Golde,
iſt neulich gefunden, und auf ſolche Proben geſetzt
worden. Eben dieſes geht an, wenn man es auch
nur bey dem Beobachten muß bewenden laſ-
ſen, wie z. E. in der Aſtronomie, wenn ſich ein Co-
met oder andre neue Phaenomena am Firmamente
zeigen, dergleichen in dem vorigen Jahrhundert die
Satelliten, das Zodiacallicht, der Ring des Saturns
ꝛc. waren. Jn dieſen Faͤllen ſammelt man ſo viele
Beobachtungen, bis man ſich im Stande ſieht, eine
Theorie daraus herzuleiten, und beſtimmt aus dem,
was dazu noch mangelt, das, ſo man noch zu beob-
achten hat.
§. 580.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/390>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.