und zusammenbringt, die von sich selbst nicht würden zusammengekommen seyn, oder hinwiederum, daß man, was an sich beysammen ist, von einander trennt etc. Ob die Sache selbst auch in der Natur geschehe, hat dabey nichts zu sagen, genug, daß wir sie in diesem oder jenem Fall veranstalten müssen, und besonders, daß wir es in der Absicht thun, um dem Erfolge zuzu- sehen. So z. E. stellt man Versuche mit der Luft- pumpe an, so sind die chymischen Versuche, die Ver- suche, das Licht durch das Prisma zu theilen, und die farbichten Stralen besonders zu betrachten, die Ver- suche, Bäume aus Blättern zu ziehen, das Meer- wasser süße zu machen etc. Hingegen war bey der Erfindung des Pulvers, wo zufälliger Weise ein Fun- ken Feuer in gestoßnen Schwefel und Salpeter fiel, eigentlich kein Versuch, weil der Vorsatz, diese Ver- mischung anzuzünden, nicht dabey war. Diese Er- findung wurde aber bald zum Versuch gemacht, weil man sie wiederholte, und nachforschte, was man noch beytragen könne, um die Wirkung sicherer und stärker zu machen.
§. 559.
Zu den Versuchen wird demnach erfordert, daß die ganze Vorbereitung gewählt werde, es sey nun, daß man die Wirkung vorher sehe oder nicht. Jm ersten Fall ist der Versuch bestimmter, weil man ihn so einzurichten sucht, daß der Effect erfolge. Jm andern Fall aber läßt man es darauf ankommen, was erfolgen werde. Jn beyden Fällen aber beobachtet man alles was vorgeht, mit vorbedachter Aufmerksam- keit. Wir werden beyde nachgehends umständli- cher betrachten, und nur noch einige Unterschiede anzeigen.
§ 560.
Lamb. Org. I. Band. Z
von der Erfahrung.
und zuſammenbringt, die von ſich ſelbſt nicht wuͤrden zuſammengekommen ſeyn, oder hinwiederum, daß man, was an ſich beyſammen iſt, von einander trennt ꝛc. Ob die Sache ſelbſt auch in der Natur geſchehe, hat dabey nichts zu ſagen, genug, daß wir ſie in dieſem oder jenem Fall veranſtalten muͤſſen, und beſonders, daß wir es in der Abſicht thun, um dem Erfolge zuzu- ſehen. So z. E. ſtellt man Verſuche mit der Luft- pumpe an, ſo ſind die chymiſchen Verſuche, die Ver- ſuche, das Licht durch das Priſma zu theilen, und die farbichten Stralen beſonders zu betrachten, die Ver- ſuche, Baͤume aus Blaͤttern zu ziehen, das Meer- waſſer ſuͤße zu machen ꝛc. Hingegen war bey der Erfindung des Pulvers, wo zufaͤlliger Weiſe ein Fun- ken Feuer in geſtoßnen Schwefel und Salpeter fiel, eigentlich kein Verſuch, weil der Vorſatz, dieſe Ver- miſchung anzuzuͤnden, nicht dabey war. Dieſe Er- findung wurde aber bald zum Verſuch gemacht, weil man ſie wiederholte, und nachforſchte, was man noch beytragen koͤnne, um die Wirkung ſicherer und ſtaͤrker zu machen.
§. 559.
Zu den Verſuchen wird demnach erfordert, daß die ganze Vorbereitung gewaͤhlt werde, es ſey nun, daß man die Wirkung vorher ſehe oder nicht. Jm erſten Fall iſt der Verſuch beſtimmter, weil man ihn ſo einzurichten ſucht, daß der Effect erfolge. Jm andern Fall aber laͤßt man es darauf ankommen, was erfolgen werde. Jn beyden Faͤllen aber beobachtet man alles was vorgeht, mit vorbedachter Aufmerkſam- keit. Wir werden beyde nachgehends umſtaͤndli- cher betrachten, und nur noch einige Unterſchiede anzeigen.
§ 560.
Lamb. Org. I. Band. Z
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0375"n="353"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von der Erfahrung.</hi></fw><lb/>
und zuſammenbringt, die von ſich ſelbſt nicht wuͤrden<lb/>
zuſammengekommen ſeyn, oder hinwiederum, daß man,<lb/>
was an ſich beyſammen iſt, von einander trennt ꝛc.<lb/>
Ob die Sache ſelbſt auch in der Natur geſchehe, hat<lb/>
dabey nichts zu ſagen, genug, daß wir ſie in dieſem<lb/>
oder jenem Fall veranſtalten muͤſſen, und beſonders,<lb/>
daß wir es in der Abſicht thun, um dem Erfolge zuzu-<lb/>ſehen. So z. E. ſtellt man Verſuche mit der Luft-<lb/>
pumpe an, ſo ſind die chymiſchen Verſuche, die Ver-<lb/>ſuche, das Licht durch das <hirendition="#aq">Priſma</hi> zu theilen, und die<lb/>
farbichten Stralen beſonders zu betrachten, die Ver-<lb/>ſuche, Baͤume aus Blaͤttern zu ziehen, das Meer-<lb/>
waſſer ſuͤße zu machen ꝛc. Hingegen war bey der<lb/>
Erfindung des Pulvers, wo zufaͤlliger Weiſe ein Fun-<lb/>
ken Feuer in geſtoßnen Schwefel und Salpeter fiel,<lb/>
eigentlich kein Verſuch, weil der Vorſatz, dieſe Ver-<lb/>
miſchung anzuzuͤnden, nicht dabey war. Dieſe Er-<lb/>
findung wurde aber bald zum Verſuch gemacht, weil<lb/>
man ſie wiederholte, und nachforſchte, was man noch<lb/>
beytragen koͤnne, um die Wirkung ſicherer und ſtaͤrker<lb/>
zu machen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 559.</head><lb/><p>Zu den <hirendition="#fr">Verſuchen</hi> wird demnach erfordert, daß<lb/>
die ganze Vorbereitung gewaͤhlt werde, es ſey nun,<lb/>
daß man die Wirkung vorher ſehe oder nicht. Jm<lb/>
erſten Fall iſt der Verſuch beſtimmter, weil man ihn<lb/>ſo einzurichten ſucht, daß der Effect erfolge. Jm<lb/>
andern Fall aber laͤßt man es darauf ankommen, was<lb/>
erfolgen werde. Jn beyden Faͤllen aber <hirendition="#fr">beobachtet</hi><lb/>
man alles was vorgeht, mit vorbedachter Aufmerkſam-<lb/>
keit. Wir werden beyde nachgehends umſtaͤndli-<lb/>
cher betrachten, und nur noch einige Unterſchiede<lb/>
anzeigen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Lamb. Org. <hirendition="#aq">I.</hi> Band. Z</fw><fwplace="bottom"type="catch">§ 560.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[353/0375]
von der Erfahrung.
und zuſammenbringt, die von ſich ſelbſt nicht wuͤrden
zuſammengekommen ſeyn, oder hinwiederum, daß man,
was an ſich beyſammen iſt, von einander trennt ꝛc.
Ob die Sache ſelbſt auch in der Natur geſchehe, hat
dabey nichts zu ſagen, genug, daß wir ſie in dieſem
oder jenem Fall veranſtalten muͤſſen, und beſonders,
daß wir es in der Abſicht thun, um dem Erfolge zuzu-
ſehen. So z. E. ſtellt man Verſuche mit der Luft-
pumpe an, ſo ſind die chymiſchen Verſuche, die Ver-
ſuche, das Licht durch das Priſma zu theilen, und die
farbichten Stralen beſonders zu betrachten, die Ver-
ſuche, Baͤume aus Blaͤttern zu ziehen, das Meer-
waſſer ſuͤße zu machen ꝛc. Hingegen war bey der
Erfindung des Pulvers, wo zufaͤlliger Weiſe ein Fun-
ken Feuer in geſtoßnen Schwefel und Salpeter fiel,
eigentlich kein Verſuch, weil der Vorſatz, dieſe Ver-
miſchung anzuzuͤnden, nicht dabey war. Dieſe Er-
findung wurde aber bald zum Verſuch gemacht, weil
man ſie wiederholte, und nachforſchte, was man noch
beytragen koͤnne, um die Wirkung ſicherer und ſtaͤrker
zu machen.
§. 559.
Zu den Verſuchen wird demnach erfordert, daß
die ganze Vorbereitung gewaͤhlt werde, es ſey nun,
daß man die Wirkung vorher ſehe oder nicht. Jm
erſten Fall iſt der Verſuch beſtimmter, weil man ihn
ſo einzurichten ſucht, daß der Effect erfolge. Jm
andern Fall aber laͤßt man es darauf ankommen, was
erfolgen werde. Jn beyden Faͤllen aber beobachtet
man alles was vorgeht, mit vorbedachter Aufmerkſam-
keit. Wir werden beyde nachgehends umſtaͤndli-
cher betrachten, und nur noch einige Unterſchiede
anzeigen.
§ 560.
Lamb. Org. I. Band. Z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/375>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.