ganz bestimmt, weil es von den Datis ganz abhängt. Dieses zieht öfters die Folge nach sich, daß man zu einemQuaesito,so unbestimmt bleiben soll, nicht nur einigeDataunbestimmt läßt, sondern die- sen zu gefallen auch die übrigen auf eine be- sondere Art bestimmen muß. Jn der Analytik bedienen sich die Mathematiker dieses Umstandes auf verschiedene Art, und besonders zur Bestimmung der Cöfficienten der Gleichungen und unendlichen Reihen, und wo die Bedingungen allgemeiner Ver- hältnisse zu finden, welche in einer für einen specialen Fall herausgebrachten Gleichung verborgen liegen. Denn wenn in einer Gleichung nur eine Größe ver- änderlich ist, so werden die Cöfficienten der Glieder derselben =0 gesetzt, und dadurch wird der Fall bestimmt, wo zwischen den Datis und Quaesitis ein allgemeines Verhältniß statt findet.
§. 526.
Es kommen aber auch im gemeinen Leben Fälle vor, wobey der erstgegebene Satz gebraucht wird. Besonders sind die meisten künftigen Umstände und Vorfallenheiten von der Art, daß, weil wir nicht immer vorhersehen können, wie sie ausfallen werden, wir sie eben so ansehen müssen, als wenn sie unbe- stimmt wären. Die Redensart, sich auf alle Fäl- le gefaßt machen, heißt demnach eben so viel, als seine Entschließungen nur in sofern bestimmen, daß, was auch daraus wirklich erfolge, man zu fernern Bestimmungen die Freyheit behalte. Dieses geht nun desto eher an, je leichter sich die möglichen Fälle durch eine richtige Combination bestimmen und ab- zählen lassen, weil eine geringere Anzahl derselben das Unbestimmte näher einschränkt. Was hiebey auf die Hauptsache, deren mögliche Veränderungen man
durch-
VII. Hauptſtuͤck,
ganz beſtimmt, weil es von den Datis ganz abhaͤngt. Dieſes zieht oͤfters die Folge nach ſich, daß man zu einemQuaeſito,ſo unbeſtimmt bleiben ſoll, nicht nur einigeDataunbeſtimmt laͤßt, ſondern die- ſen zu gefallen auch die uͤbrigen auf eine be- ſondere Art beſtimmen muß. Jn der Analytik bedienen ſich die Mathematiker dieſes Umſtandes auf verſchiedene Art, und beſonders zur Beſtimmung der Coͤfficienten der Gleichungen und unendlichen Reihen, und wo die Bedingungen allgemeiner Ver- haͤltniſſe zu finden, welche in einer fuͤr einen ſpecialen Fall herausgebrachten Gleichung verborgen liegen. Denn wenn in einer Gleichung nur eine Groͤße ver- aͤnderlich iſt, ſo werden die Coͤfficienten der Glieder derſelben =0 geſetzt, und dadurch wird der Fall beſtimmt, wo zwiſchen den Datis und Quaeſitis ein allgemeines Verhaͤltniß ſtatt findet.
§. 526.
Es kommen aber auch im gemeinen Leben Faͤlle vor, wobey der erſtgegebene Satz gebraucht wird. Beſonders ſind die meiſten kuͤnftigen Umſtaͤnde und Vorfallenheiten von der Art, daß, weil wir nicht immer vorherſehen koͤnnen, wie ſie ausfallen werden, wir ſie eben ſo anſehen muͤſſen, als wenn ſie unbe- ſtimmt waͤren. Die Redensart, ſich auf alle Faͤl- le gefaßt machen, heißt demnach eben ſo viel, als ſeine Entſchließungen nur in ſofern beſtimmen, daß, was auch daraus wirklich erfolge, man zu fernern Beſtimmungen die Freyheit behalte. Dieſes geht nun deſto eher an, je leichter ſich die moͤglichen Faͤlle durch eine richtige Combination beſtimmen und ab- zaͤhlen laſſen, weil eine geringere Anzahl derſelben das Unbeſtimmte naͤher einſchraͤnkt. Was hiebey auf die Hauptſache, deren moͤgliche Veraͤnderungen man
durch-
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VII. Hauptſtuͤck,
ganz beſtimmt, weil es von den Datis ganz abhaͤngt.
Dieſes zieht oͤfters die Folge nach ſich, daß man zu
einem Quaeſito, ſo unbeſtimmt bleiben ſoll, nicht
nur einige Data unbeſtimmt laͤßt, ſondern die-
ſen zu gefallen auch die uͤbrigen auf eine be-
ſondere Art beſtimmen muß. Jn der Analytik
bedienen ſich die Mathematiker dieſes Umſtandes auf
verſchiedene Art, und beſonders zur Beſtimmung
der Coͤfficienten der Gleichungen und unendlichen
Reihen, und wo die Bedingungen allgemeiner Ver-
haͤltniſſe zu finden, welche in einer fuͤr einen ſpecialen
Fall herausgebrachten Gleichung verborgen liegen.
Denn wenn in einer Gleichung nur eine Groͤße ver-
aͤnderlich iſt, ſo werden die Coͤfficienten der Glieder
derſelben =0 geſetzt, und dadurch wird der Fall
beſtimmt, wo zwiſchen den Datis und Quaeſitis ein
allgemeines Verhaͤltniß ſtatt findet.
§. 526.
Es kommen aber auch im gemeinen Leben Faͤlle
vor, wobey der erſtgegebene Satz gebraucht wird.
Beſonders ſind die meiſten kuͤnftigen Umſtaͤnde und
Vorfallenheiten von der Art, daß, weil wir nicht
immer vorherſehen koͤnnen, wie ſie ausfallen werden,
wir ſie eben ſo anſehen muͤſſen, als wenn ſie unbe-
ſtimmt waͤren. Die Redensart, ſich auf alle Faͤl-
le gefaßt machen, heißt demnach eben ſo viel, als
ſeine Entſchließungen nur in ſofern beſtimmen, daß,
was auch daraus wirklich erfolge, man zu fernern
Beſtimmungen die Freyheit behalte. Dieſes geht
nun deſto eher an, je leichter ſich die moͤglichen Faͤlle
durch eine richtige Combination beſtimmen und ab-
zaͤhlen laſſen, weil eine geringere Anzahl derſelben das
Unbeſtimmte naͤher einſchraͤnkt. Was hiebey auf die
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/356>, abgerufen am 23.02.2025.
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