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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Aufgaben.
§. 489.

Von diesen Fällen lassen sich aus der Meßkunst
deutliche und häufige Beyspiele geben: Weil man in
dieser Wissenschaft alle überflüßige Data wegschafft,
und sie durch schickliche Lehrsätze ins kurze zieht. So weis
man, daß bey einem geradlinichten Triangel der dritte
Winkel durch die zween andern an sich schon bestimmt
ist, daß man, um seinen Jnnhalt zu finden, weiter nichts
als die Basin, und die darauf fallende Perpendicular
zu wissen braucht, daß eine Kugel sich ohne das Ver-
hältniß des Diameters zum Umkraise mit einem Cylin-
der vergleichen läßt etc.

§. 490.

Es können aber solche Fälle auch in den übrigen
Wissenschaften vorkommen, wo man ohne Noth zu
viele Data annimmt, und dabey durch Umwege geht,
und wo öfters die ganze Sache auf einen einigen Satz
oder Umstand reducirt werden kann. Es ist dieses
überhaupt ein Vorzug und Requisitum der wissen-
schaftlichen Erkenntniß, daß in den Wissenschaften,
alles was sich überhaupt ins kurze ziehen läßt, wirklich
ins kurze gezogen werde, wie dieses in der ganzen Meß-
kunst durchaus vorkömmt. Sie giebt nicht nur all-
gemeine Sätze und Verhältnisse, sondern bringt auch
jede Quaesita auf die einfachsten Data, und zeigt, wo
die Verhältnisse einander aufheben, und folglich un-
nöthig werden, weil die Sache kürzer gefaßt werden
kann etc.

§. 491.

Wenn man bey jedem Dato ausmacht, was es
zur Bestimmung des Quaesiti beyträgt, so hat man
nicht nur den Vortheil davon, daß man sieht, ob die
Data zureichen, sondern es fallen auch die Data in
einzelnen Fällen weg, so bald man das, was in dem

Quaesito
U 5
von den Aufgaben.
§. 489.

Von dieſen Faͤllen laſſen ſich aus der Meßkunſt
deutliche und haͤufige Beyſpiele geben: Weil man in
dieſer Wiſſenſchaft alle uͤberfluͤßige Data wegſchafft,
und ſie durch ſchickliche Lehrſaͤtze ins kurze zieht. So weis
man, daß bey einem geradlinichten Triangel der dritte
Winkel durch die zween andern an ſich ſchon beſtimmt
iſt, daß man, um ſeinen Jnnhalt zu finden, weiter nichts
als die Baſin, und die darauf fallende Perpendicular
zu wiſſen braucht, daß eine Kugel ſich ohne das Ver-
haͤltniß des Diameters zum Umkraiſe mit einem Cylin-
der vergleichen laͤßt ꝛc.

§. 490.

Es koͤnnen aber ſolche Faͤlle auch in den uͤbrigen
Wiſſenſchaften vorkommen, wo man ohne Noth zu
viele Data annimmt, und dabey durch Umwege geht,
und wo oͤfters die ganze Sache auf einen einigen Satz
oder Umſtand reducirt werden kann. Es iſt dieſes
uͤberhaupt ein Vorzug und Requiſitum der wiſſen-
ſchaftlichen Erkenntniß, daß in den Wiſſenſchaften,
alles was ſich uͤberhaupt ins kurze ziehen laͤßt, wirklich
ins kurze gezogen werde, wie dieſes in der ganzen Meß-
kunſt durchaus vorkoͤmmt. Sie giebt nicht nur all-
gemeine Saͤtze und Verhaͤltniſſe, ſondern bringt auch
jede Quaeſita auf die einfachſten Data, und zeigt, wo
die Verhaͤltniſſe einander aufheben, und folglich un-
noͤthig werden, weil die Sache kuͤrzer gefaßt werden
kann ꝛc.

§. 491.

Wenn man bey jedem Dato ausmacht, was es
zur Beſtimmung des Quaeſiti beytraͤgt, ſo hat man
nicht nur den Vortheil davon, daß man ſieht, ob die
Data zureichen, ſondern es fallen auch die Data in
einzelnen Faͤllen weg, ſo bald man das, was in dem

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U 5
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[313/0335] von den Aufgaben. §. 489. Von dieſen Faͤllen laſſen ſich aus der Meßkunſt deutliche und haͤufige Beyſpiele geben: Weil man in dieſer Wiſſenſchaft alle uͤberfluͤßige Data wegſchafft, und ſie durch ſchickliche Lehrſaͤtze ins kurze zieht. So weis man, daß bey einem geradlinichten Triangel der dritte Winkel durch die zween andern an ſich ſchon beſtimmt iſt, daß man, um ſeinen Jnnhalt zu finden, weiter nichts als die Baſin, und die darauf fallende Perpendicular zu wiſſen braucht, daß eine Kugel ſich ohne das Ver- haͤltniß des Diameters zum Umkraiſe mit einem Cylin- der vergleichen laͤßt ꝛc. §. 490. Es koͤnnen aber ſolche Faͤlle auch in den uͤbrigen Wiſſenſchaften vorkommen, wo man ohne Noth zu viele Data annimmt, und dabey durch Umwege geht, und wo oͤfters die ganze Sache auf einen einigen Satz oder Umſtand reducirt werden kann. Es iſt dieſes uͤberhaupt ein Vorzug und Requiſitum der wiſſen- ſchaftlichen Erkenntniß, daß in den Wiſſenſchaften, alles was ſich uͤberhaupt ins kurze ziehen laͤßt, wirklich ins kurze gezogen werde, wie dieſes in der ganzen Meß- kunſt durchaus vorkoͤmmt. Sie giebt nicht nur all- gemeine Saͤtze und Verhaͤltniſſe, ſondern bringt auch jede Quaeſita auf die einfachſten Data, und zeigt, wo die Verhaͤltniſſe einander aufheben, und folglich un- noͤthig werden, weil die Sache kuͤrzer gefaßt werden kann ꝛc. §. 491. Wenn man bey jedem Dato ausmacht, was es zur Beſtimmung des Quaeſiti beytraͤgt, ſo hat man nicht nur den Vortheil davon, daß man ſieht, ob die Data zureichen, ſondern es fallen auch die Data in einzelnen Faͤllen weg, ſo bald man das, was in dem Quaeſito U 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/335>, abgerufen am 21.11.2024.