men, durch Verhältnisse bestimmen. Denn zwischen Verhältnißbegriffen kann ein Verhältniß gedacht werden, welches den einen durch den andern bestimmt, und beyde zusammenhängt. Oder man setze, A sey in Verhältniß mit B, B mit C; so ist auch A mit C in Verhältniß, und dieses letztere Verhältniß ist gleichsam nur das Product der beyden erstern, und läßt sich in dieselben auflösen.
§. 481.
Wiederum, wenn zwo Sachen mit einer dritten im Verhältniß stehen, so stehen sie auch unter sich im Verhältniß Einmal mittelbarer Weise wegen der dritten, und sodann, in so ferne diese die beyden andern näher verbindet. Die Verhältnisse bestimmen auch hier einander ohne Rücksicht auf die Sachen selbst, es sey denn, daß sie einer gewissen Sache allein zukämen, weil in solchem Fall die Sache zugleich auch dadurch bestimmt wäre. (§. 479.) Und da bey den Figuren die Winkel die Lage angeben, welche ein bloßer Verhältnißbegriff ist, so läßt sich dar- aus überhaupt einsehen, warum die Winkel, allein ge- nommen, die Größe der Figur unbestimmt lassen. Die ganze Vernunftlehre beruht ebenfalls nur auf den Verhältnissen der Form unsrer Erkenntniß, und be- stimmt daher auch von den Sachen selbst nichts.
§. 482.
Einerley Verhältnisse bey verschiedenen Sachen, machen dieselben ähnlich. Daher sind z. E. in der Meßkunst ähnliche Triangel, wobey einerley Winkel vorkommen, ähnliche Figuren, welche sich in solche Triangel theilen lassen, die einerley Lage und Winkel haben. Ueberhaupt sind ähnliche Arten, die zu der Gattung, oder zu ähnlichen Gattungen einerley Ver- hältnisse haben.
§. 483.
U 3
von den Aufgaben.
men, durch Verhaͤltniſſe beſtimmen. Denn zwiſchen Verhaͤltnißbegriffen kann ein Verhaͤltniß gedacht werden, welches den einen durch den andern beſtimmt, und beyde zuſammenhaͤngt. Oder man ſetze, A ſey in Verhaͤltniß mit B, B mit C; ſo iſt auch A mit C in Verhaͤltniß, und dieſes letztere Verhaͤltniß iſt gleichſam nur das Product der beyden erſtern, und laͤßt ſich in dieſelben aufloͤſen.
§. 481.
Wiederum, wenn zwo Sachen mit einer dritten im Verhaͤltniß ſtehen, ſo ſtehen ſie auch unter ſich im Verhaͤltniß Einmal mittelbarer Weiſe wegen der dritten, und ſodann, in ſo ferne dieſe die beyden andern naͤher verbindet. Die Verhaͤltniſſe beſtimmen auch hier einander ohne Ruͤckſicht auf die Sachen ſelbſt, es ſey denn, daß ſie einer gewiſſen Sache allein zukaͤmen, weil in ſolchem Fall die Sache zugleich auch dadurch beſtimmt waͤre. (§. 479.) Und da bey den Figuren die Winkel die Lage angeben, welche ein bloßer Verhaͤltnißbegriff iſt, ſo laͤßt ſich dar- aus uͤberhaupt einſehen, warum die Winkel, allein ge- nommen, die Groͤße der Figur unbeſtimmt laſſen. Die ganze Vernunftlehre beruht ebenfalls nur auf den Verhaͤltniſſen der Form unſrer Erkenntniß, und be- ſtimmt daher auch von den Sachen ſelbſt nichts.
§. 482.
Einerley Verhaͤltniſſe bey verſchiedenen Sachen, machen dieſelben aͤhnlich. Daher ſind z. E. in der Meßkunſt aͤhnliche Triangel, wobey einerley Winkel vorkommen, aͤhnliche Figuren, welche ſich in ſolche Triangel theilen laſſen, die einerley Lage und Winkel haben. Ueberhaupt ſind aͤhnliche Arten, die zu der Gattung, oder zu aͤhnlichen Gattungen einerley Ver- haͤltniſſe haben.
§. 483.
U 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0331"n="309"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Aufgaben.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">men, durch Verhaͤltniſſe beſtimmen.</hi> Denn<lb/>
zwiſchen Verhaͤltnißbegriffen kann ein Verhaͤltniß<lb/>
gedacht werden, welches den einen durch den andern<lb/>
beſtimmt, und beyde zuſammenhaͤngt. Oder man ſetze,<lb/><hirendition="#aq">A</hi>ſey in Verhaͤltniß mit <hirendition="#aq"><hirendition="#i">B, B</hi></hi> mit <hirendition="#aq">C;</hi>ſo iſt auch <hirendition="#aq">A</hi><lb/>
mit <hirendition="#aq">C</hi> in Verhaͤltniß, und dieſes letztere Verhaͤltniß iſt<lb/>
gleichſam nur das Product der beyden erſtern, und<lb/>
laͤßt ſich in dieſelben aufloͤſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 481.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Wiederum, wenn zwo Sachen mit einer<lb/>
dritten im Verhaͤltniß ſtehen, ſo ſtehen ſie auch<lb/>
unter ſich im Verhaͤltniß</hi> Einmal mittelbarer<lb/>
Weiſe wegen der dritten, und ſodann, in ſo ferne dieſe<lb/>
die beyden andern naͤher verbindet. Die Verhaͤltniſſe<lb/>
beſtimmen auch hier einander ohne Ruͤckſicht auf die<lb/>
Sachen ſelbſt, es ſey denn, daß ſie einer gewiſſen<lb/>
Sache allein zukaͤmen, weil in ſolchem Fall die Sache<lb/>
zugleich auch dadurch beſtimmt waͤre. (§. 479.) Und<lb/>
da bey den Figuren die Winkel die Lage angeben,<lb/>
welche ein bloßer Verhaͤltnißbegriff iſt, ſo laͤßt ſich dar-<lb/>
aus uͤberhaupt einſehen, warum die Winkel, allein ge-<lb/>
nommen, die Groͤße der Figur unbeſtimmt laſſen. Die<lb/>
ganze Vernunftlehre beruht ebenfalls nur auf den<lb/>
Verhaͤltniſſen der Form unſrer Erkenntniß, und be-<lb/>ſtimmt daher auch von den Sachen ſelbſt nichts.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 482.</head><lb/><p>Einerley Verhaͤltniſſe bey verſchiedenen Sachen,<lb/>
machen dieſelben <hirendition="#fr">aͤhnlich.</hi> Daher ſind z. E. in der<lb/>
Meßkunſt aͤhnliche Triangel, wobey einerley Winkel<lb/>
vorkommen, aͤhnliche Figuren, welche ſich in ſolche<lb/>
Triangel theilen laſſen, die einerley Lage und Winkel<lb/>
haben. Ueberhaupt ſind aͤhnliche Arten, die zu der<lb/>
Gattung, oder zu aͤhnlichen Gattungen einerley Ver-<lb/>
haͤltniſſe haben.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. 483.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[309/0331]
von den Aufgaben.
men, durch Verhaͤltniſſe beſtimmen. Denn
zwiſchen Verhaͤltnißbegriffen kann ein Verhaͤltniß
gedacht werden, welches den einen durch den andern
beſtimmt, und beyde zuſammenhaͤngt. Oder man ſetze,
A ſey in Verhaͤltniß mit B, B mit C; ſo iſt auch A
mit C in Verhaͤltniß, und dieſes letztere Verhaͤltniß iſt
gleichſam nur das Product der beyden erſtern, und
laͤßt ſich in dieſelben aufloͤſen.
§. 481.
Wiederum, wenn zwo Sachen mit einer
dritten im Verhaͤltniß ſtehen, ſo ſtehen ſie auch
unter ſich im Verhaͤltniß Einmal mittelbarer
Weiſe wegen der dritten, und ſodann, in ſo ferne dieſe
die beyden andern naͤher verbindet. Die Verhaͤltniſſe
beſtimmen auch hier einander ohne Ruͤckſicht auf die
Sachen ſelbſt, es ſey denn, daß ſie einer gewiſſen
Sache allein zukaͤmen, weil in ſolchem Fall die Sache
zugleich auch dadurch beſtimmt waͤre. (§. 479.) Und
da bey den Figuren die Winkel die Lage angeben,
welche ein bloßer Verhaͤltnißbegriff iſt, ſo laͤßt ſich dar-
aus uͤberhaupt einſehen, warum die Winkel, allein ge-
nommen, die Groͤße der Figur unbeſtimmt laſſen. Die
ganze Vernunftlehre beruht ebenfalls nur auf den
Verhaͤltniſſen der Form unſrer Erkenntniß, und be-
ſtimmt daher auch von den Sachen ſelbſt nichts.
§. 482.
Einerley Verhaͤltniſſe bey verſchiedenen Sachen,
machen dieſelben aͤhnlich. Daher ſind z. E. in der
Meßkunſt aͤhnliche Triangel, wobey einerley Winkel
vorkommen, aͤhnliche Figuren, welche ſich in ſolche
Triangel theilen laſſen, die einerley Lage und Winkel
haben. Ueberhaupt ſind aͤhnliche Arten, die zu der
Gattung, oder zu aͤhnlichen Gattungen einerley Ver-
haͤltniſſe haben.
§. 483.
U 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/331>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.