unstreitig, daß der Schlußsatz folgt: Und bis dahin geht nun alles leicht und richtig. Aber die schwerste Bedmgung haben wir noch nicht mitgenommen, und diese besteht darinn, daß wir von dem ganzen Schlusse noch nichts als den Schlußsatz wis- sen, und zwar aus diesem das MittelgliedM, und damit beyde Vordersätze finden müssen.
§. 406.
Diese Bedingung kann nun durch einen einfachen Schluß nicht erfüllt werden, es sey denn wenigstens einer von den Vordersätzen identisch. Denn da sich vermöge der Bedingung das Mittelglied M aus dem Schlußsatze soll herleiten lassen: so wird der Schlußsatz nothwendig zu einem Vordersatz einer neuen Schlußrede, in welcher einer der Vordersätze der ersten Schlußrede zum Schluß- satze werden muß, weil es eigentlich darauf ankömmt, daß er bewiesen und hergeleitet werde. Nun ist diese Herleitung nicht möglich, wenn nicht der andre Vor- dersatz, der auch in der neuen Schlußrede als ein Vordersatz bleiben muß, identisch ist. Denn man setze:
I. Der Untersatz soll aus beyden andern hergelei- tet werden, so würden die Sätze:
M ist B
A ist B
keinen Schluß geben, weil in der zweyten Figur einer der Vordersätze verneinend seyn muß. Man mache nun den Satz: A ist M, zum Schlußsatz, A ist B, zum Untersatz, so geht der Schluß in Barbara an, wenn der dritte Satz, M ist B, umgekehrt wird. Denn
B ist
R 5
von den Beweiſen.
unſtreitig, daß der Schlußſatz folgt: Und bis dahin geht nun alles leicht und richtig. Aber die ſchwerſte Bedmgung haben wir noch nicht mitgenommen, und dieſe beſteht darinn, daß wir von dem ganzen Schluſſe noch nichts als den Schlußſatz wiſ- ſen, und zwar aus dieſem das MittelgliedM, und damit beyde Vorderſaͤtze finden muͤſſen.
§. 406.
Dieſe Bedingung kann nun durch einen einfachen Schluß nicht erfuͤllt werden, es ſey denn wenigſtens einer von den Vorderſaͤtzen identiſch. Denn da ſich vermoͤge der Bedingung das Mittelglied M aus dem Schlußſatze ſoll herleiten laſſen: ſo wird der Schlußſatz nothwendig zu einem Vorderſatz einer neuen Schlußrede, in welcher einer der Vorderſaͤtze der erſten Schlußrede zum Schluß- ſatze werden muß, weil es eigentlich darauf ankoͤmmt, daß er bewieſen und hergeleitet werde. Nun iſt dieſe Herleitung nicht moͤglich, wenn nicht der andre Vor- derſatz, der auch in der neuen Schlußrede als ein Vorderſatz bleiben muß, identiſch iſt. Denn man ſetze:
I. Der Unterſatz ſoll aus beyden andern hergelei- tet werden, ſo wuͤrden die Saͤtze:
M iſt B
A iſt B
keinen Schluß geben, weil in der zweyten Figur einer der Vorderſaͤtze verneinend ſeyn muß. Man mache nun den Satz: A iſt M, zum Schlußſatz, A iſt B, zum Unterſatz, ſo geht der Schluß in Barbara an, wenn der dritte Satz, M iſt B, umgekehrt wird. Denn
B iſt
R 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0287"n="265"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Beweiſen.</hi></fw><lb/>
unſtreitig, daß der Schlußſatz folgt: Und bis dahin<lb/>
geht nun alles leicht und richtig. Aber die ſchwerſte<lb/>
Bedmgung haben wir noch nicht mitgenommen, und<lb/>
dieſe beſteht darinn, <hirendition="#fr">daß wir von dem ganzen<lb/>
Schluſſe noch nichts als den Schlußſatz wiſ-<lb/>ſen, und zwar aus dieſem das Mittelglied</hi><hirendition="#aq">M,</hi><lb/><hirendition="#fr">und damit beyde Vorderſaͤtze finden muͤſſen.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 406.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Dieſe Bedingung kann nun durch einen<lb/>
einfachen Schluß nicht erfuͤllt werden, es ſey<lb/>
denn wenigſtens einer von den Vorderſaͤtzen<lb/>
identiſch.</hi> Denn da ſich vermoͤge der Bedingung<lb/>
das Mittelglied <hirendition="#aq">M</hi> aus dem Schlußſatze ſoll herleiten<lb/>
laſſen: ſo wird der Schlußſatz nothwendig zu einem<lb/>
Vorderſatz einer neuen Schlußrede, in welcher einer<lb/>
der Vorderſaͤtze der erſten Schlußrede zum Schluß-<lb/>ſatze werden muß, weil es eigentlich darauf ankoͤmmt,<lb/>
daß er bewieſen und hergeleitet werde. Nun iſt dieſe<lb/>
Herleitung nicht moͤglich, wenn nicht der andre Vor-<lb/>
derſatz, der auch in der neuen Schlußrede als ein<lb/>
Vorderſatz bleiben muß, identiſch iſt. Denn man<lb/>ſetze:</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">I.</hi> Der Unterſatz ſoll aus beyden andern hergelei-<lb/>
tet werden, ſo wuͤrden die Saͤtze:<lb/><list><item><hirendition="#aq">M</hi> iſt <hirendition="#aq">B</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">A</hi> iſt <hirendition="#aq">B</hi></item></list><lb/>
keinen Schluß geben, weil in der zweyten<lb/>
Figur einer der Vorderſaͤtze verneinend ſeyn<lb/>
muß. Man mache nun den Satz: <hirendition="#aq">A</hi> iſt <hirendition="#aq">M,</hi><lb/>
zum Schlußſatz, <hirendition="#aq">A</hi> iſt <hirendition="#aq">B,</hi> zum Unterſatz,<lb/>ſo geht der Schluß in <hirendition="#aq">Barbara</hi> an, wenn<lb/>
der dritte Satz, <hirendition="#aq">M</hi> iſt <hirendition="#aq">B,</hi> umgekehrt wird.<lb/>
Denn<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">B</hi> iſt</fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[265/0287]
von den Beweiſen.
unſtreitig, daß der Schlußſatz folgt: Und bis dahin
geht nun alles leicht und richtig. Aber die ſchwerſte
Bedmgung haben wir noch nicht mitgenommen, und
dieſe beſteht darinn, daß wir von dem ganzen
Schluſſe noch nichts als den Schlußſatz wiſ-
ſen, und zwar aus dieſem das Mittelglied M,
und damit beyde Vorderſaͤtze finden muͤſſen.
§. 406.
Dieſe Bedingung kann nun durch einen
einfachen Schluß nicht erfuͤllt werden, es ſey
denn wenigſtens einer von den Vorderſaͤtzen
identiſch. Denn da ſich vermoͤge der Bedingung
das Mittelglied M aus dem Schlußſatze ſoll herleiten
laſſen: ſo wird der Schlußſatz nothwendig zu einem
Vorderſatz einer neuen Schlußrede, in welcher einer
der Vorderſaͤtze der erſten Schlußrede zum Schluß-
ſatze werden muß, weil es eigentlich darauf ankoͤmmt,
daß er bewieſen und hergeleitet werde. Nun iſt dieſe
Herleitung nicht moͤglich, wenn nicht der andre Vor-
derſatz, der auch in der neuen Schlußrede als ein
Vorderſatz bleiben muß, identiſch iſt. Denn man
ſetze:
I. Der Unterſatz ſoll aus beyden andern hergelei-
tet werden, ſo wuͤrden die Saͤtze:
M iſt B
A iſt B
keinen Schluß geben, weil in der zweyten
Figur einer der Vorderſaͤtze verneinend ſeyn
muß. Man mache nun den Satz: A iſt M,
zum Schlußſatz, A iſt B, zum Unterſatz,
ſo geht der Schluß in Barbara an, wenn
der dritte Satz, M iſt B, umgekehrt wird.
Denn
B iſt
R 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/287>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.