Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.von den Beweisen. sten Fall muß sie demnach ein allgemeines Gesetz aufalle verbreiten. Und ist man hievon versichert: so ist klar, daß man die Folgen dieses Gesetzes in jedem finden kann. Solche allgemeine Gesetze sind z. E. in der Natur. Und daher kömmt es, daß man aus einzelnen Erfahrungen und Versuchen Schlüsse machen kann, die sich allgemeiner ausdehnen. So hat man lange nicht alle Luft abgewogen, und den- noch den Schluß gemacht, daß alle Luft schwer sey. So ist man noch lange nicht auf allen Orten der Erd- fläche gewesen, und man kann doch den Jahrwechsel und die Lage des Himmels für jeden bestimmen etc. Ueberhaupt haben wir schon oben (§. 42) angemerkt, daß man sich, um das Allgemeine einer Klasse zu be- stimmen, nur die Fälle, die am meisten verschieden sind, bekannt machen darf, um das, was allen zu- kömmt, heraus zu bringen, und eben so, daß man aus dem Begriffe der ganzen Klasse oder Gattung weglassen müsse, was sich auch nur in einem darunter gehörenden Theile oder Art nicht befindet etc. §. 397. Der andre Fall ist, wenn die Verbindung von Natur R 2
von den Beweiſen. ſten Fall muß ſie demnach ein allgemeines Geſetz aufalle verbreiten. Und iſt man hievon verſichert: ſo iſt klar, daß man die Folgen dieſes Geſetzes in jedem finden kann. Solche allgemeine Geſetze ſind z. E. in der Natur. Und daher koͤmmt es, daß man aus einzelnen Erfahrungen und Verſuchen Schluͤſſe machen kann, die ſich allgemeiner ausdehnen. So hat man lange nicht alle Luft abgewogen, und den- noch den Schluß gemacht, daß alle Luft ſchwer ſey. So iſt man noch lange nicht auf allen Orten der Erd- flaͤche geweſen, und man kann doch den Jahrwechſel und die Lage des Himmels fuͤr jeden beſtimmen ꝛc. Ueberhaupt haben wir ſchon oben (§. 42) angemerkt, daß man ſich, um das Allgemeine einer Klaſſe zu be- ſtimmen, nur die Faͤlle, die am meiſten verſchieden ſind, bekannt machen darf, um das, was allen zu- koͤmmt, heraus zu bringen, und eben ſo, daß man aus dem Begriffe der ganzen Klaſſe oder Gattung weglaſſen muͤſſe, was ſich auch nur in einem darunter gehoͤrenden Theile oder Art nicht befindet ꝛc. §. 397. Der andre Fall iſt, wenn die Verbindung von Natur R 2
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von den Beweiſen.
ſten Fall muß ſie demnach ein allgemeines Geſetz auf
alle verbreiten. Und iſt man hievon verſichert: ſo iſt
klar, daß man die Folgen dieſes Geſetzes in jedem
finden kann. Solche allgemeine Geſetze ſind z. E. in
der Natur. Und daher koͤmmt es, daß man aus
einzelnen Erfahrungen und Verſuchen Schluͤſſe
machen kann, die ſich allgemeiner ausdehnen. So
hat man lange nicht alle Luft abgewogen, und den-
noch den Schluß gemacht, daß alle Luft ſchwer ſey.
So iſt man noch lange nicht auf allen Orten der Erd-
flaͤche geweſen, und man kann doch den Jahrwechſel
und die Lage des Himmels fuͤr jeden beſtimmen ꝛc.
Ueberhaupt haben wir ſchon oben (§. 42) angemerkt,
daß man ſich, um das Allgemeine einer Klaſſe zu be-
ſtimmen, nur die Faͤlle, die am meiſten verſchieden
ſind, bekannt machen darf, um das, was allen zu-
koͤmmt, heraus zu bringen, und eben ſo, daß man
aus dem Begriffe der ganzen Klaſſe oder Gattung
weglaſſen muͤſſe, was ſich auch nur in einem darunter
gehoͤrenden Theile oder Art nicht befindet ꝛc.
§. 397.
Der andre Fall iſt, wenn die Verbindung von
Glied zu Glied geht. So ſind die Raͤder an einer
Uhr mit einander verbunden, daß jedes das folgende
treibt, und von dem naͤchſt vorhergehenden getrieben
wird. Wenn demnach ein Rad ſich bewegt, ſo be-
wegen ſich alle. Jn dieſen Faͤllen machen die Glie-
der der Klaſſe eine Reihe aus, weil jedes von dem
vorhergehenden abhaͤngt, oder mit demſelben eine un-
mittelbare Verbindung hat. Das Allgemeine in die-
ſer Verbindung macht wiederum ein Geſetz aus, und
die Beſtimmungen dieſes Geſetzes laſſen ſich wie in
dem vorhergehenden Fall finden, ſo oft man verſichert
iſt, daß ein ſolches Geſetz da ſey; wie z. E. in der
Natur
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