Ein bedingter Satz besteht immer wenigstens aus zween Sätzen, deren der eine die Bedingung, der andre aber die Aussage angiebt. Sind diese Sätze einfach, so hat auch der bedingte Satz seine einfach- ste Form, in welche sich daher die zusammengesetztere gleichfalls auflösen lassen. Um die einzelnen Arten einfacher bedingter Sätze zu finden, dörfen wir nur die vier Begriffe, welche in beyden Sätzen vorkom- men, auf alle mögliche Arten mit einander verglei- chen. Unter diesen müssen wenigstens drey, und es können auch alle vier verschieden seyn. Denn die übrigen Fälle, wo nur ein einiger oder nur zween Begriffe vorkommen, können, wenn anders der Satz wahr seyn soll, nur folgende seyn:
1. WennA, Aist, so istA, A. Dieser Satz ist ganz leer.
2. WennA, Bist, so istA, B. Ebenfalls ein leerer Satz.
3. WennA, Bist, so sind etlicheB, A. Hier ist die Aussage schlechthin der umgekehrte Satz der Bedingung, (§. 141.) und sollte sie allgemein seyn, so muß es erst bewiesen werden.
4. WennA, Aist, so istB, B. Dieser Satz will nichts anders sagen, als ein jedes Ding ist, was es ist Z. E. Wenn Wahrheit, Wahrheit ist, so ist weiß, weiß; schwarz, schwarz etc.
Diese Sätze sind demnach nichts anders, als logische Grundsätze und unmittelbare Folgen, und dabey bleibt es schlechthin.
§. 264.
Wir müssen demnach in den hypothetischen Sä- tzen wenigstens drey, oder auch alle vier Begriffe
verschie-
L 3
und den naͤchſten Umwegen im Schließen.
§. 263.
Ein bedingter Satz beſteht immer wenigſtens aus zween Saͤtzen, deren der eine die Bedingung, der andre aber die Ausſage angiebt. Sind dieſe Saͤtze einfach, ſo hat auch der bedingte Satz ſeine einfach- ſte Form, in welche ſich daher die zuſammengeſetztere gleichfalls aufloͤſen laſſen. Um die einzelnen Arten einfacher bedingter Saͤtze zu finden, doͤrfen wir nur die vier Begriffe, welche in beyden Saͤtzen vorkom- men, auf alle moͤgliche Arten mit einander verglei- chen. Unter dieſen muͤſſen wenigſtens drey, und es koͤnnen auch alle vier verſchieden ſeyn. Denn die uͤbrigen Faͤlle, wo nur ein einiger oder nur zween Begriffe vorkommen, koͤnnen, wenn anders der Satz wahr ſeyn ſoll, nur folgende ſeyn:
1. WennA, Aiſt, ſo iſtA, A. Dieſer Satz iſt ganz leer.
2. WennA, Biſt, ſo iſtA, B. Ebenfalls ein leerer Satz.
3. WennA, Biſt, ſo ſind etlicheB, A. Hier iſt die Ausſage ſchlechthin der umgekehrte Satz der Bedingung, (§. 141.) und ſollte ſie allgemein ſeyn, ſo muß es erſt bewieſen werden.
4. WennA, Aiſt, ſo iſtB, B. Dieſer Satz will nichts anders ſagen, als ein jedes Ding iſt, was es iſt Z. E. Wenn Wahrheit, Wahrheit iſt, ſo iſt weiß, weiß; ſchwarz, ſchwarz ꝛc.
Dieſe Saͤtze ſind demnach nichts anders, als logiſche Grundſaͤtze und unmittelbare Folgen, und dabey bleibt es ſchlechthin.
§. 264.
Wir muͤſſen demnach in den hypothetiſchen Saͤ- tzen wenigſtens drey, oder auch alle vier Begriffe
verſchie-
L 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0187"n="165"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und den naͤchſten Umwegen im Schließen.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 263.</head><lb/><p>Ein bedingter Satz beſteht immer wenigſtens aus<lb/>
zween Saͤtzen, deren der eine die <hirendition="#fr">Bedingung,</hi> der<lb/>
andre aber die <hirendition="#fr">Ausſage</hi> angiebt. Sind dieſe Saͤtze<lb/>
einfach, ſo hat auch der bedingte Satz ſeine einfach-<lb/>ſte Form, in welche ſich daher die zuſammengeſetztere<lb/>
gleichfalls aufloͤſen laſſen. Um die einzelnen Arten<lb/>
einfacher bedingter Saͤtze zu finden, doͤrfen wir nur<lb/>
die vier Begriffe, welche in beyden Saͤtzen vorkom-<lb/>
men, auf alle moͤgliche Arten mit einander verglei-<lb/>
chen. Unter dieſen muͤſſen wenigſtens drey, und es<lb/>
koͤnnen auch alle vier verſchieden ſeyn. Denn die<lb/>
uͤbrigen Faͤlle, wo nur ein einiger oder nur zween<lb/>
Begriffe vorkommen, koͤnnen, wenn anders der Satz<lb/>
wahr ſeyn ſoll, nur folgende ſeyn:</p><lb/><list><item>1. <hirendition="#fr">Wenn</hi><hirendition="#aq">A, A</hi><hirendition="#fr">iſt, ſo iſt</hi><hirendition="#aq">A, A.</hi> Dieſer Satz<lb/>
iſt ganz leer.</item><lb/><item>2. <hirendition="#fr">Wenn</hi><hirendition="#aq">A, B</hi><hirendition="#fr">iſt, ſo iſt</hi><hirendition="#aq">A, B.</hi> Ebenfalls ein<lb/>
leerer Satz.</item><lb/><item>3. <hirendition="#fr">Wenn</hi><hirendition="#aq">A, B</hi><hirendition="#fr">iſt, ſo ſind etliche</hi><hirendition="#aq">B, A.</hi> Hier iſt die<lb/>
Ausſage ſchlechthin der umgekehrte Satz der<lb/>
Bedingung, (§. 141.) und ſollte ſie allgemein<lb/>ſeyn, ſo muß es erſt bewieſen werden.</item><lb/><item>4. <hirendition="#fr">Wenn</hi><hirendition="#aq">A, A</hi><hirendition="#fr">iſt, ſo iſt</hi><hirendition="#aq">B, B.</hi> Dieſer Satz<lb/>
will nichts anders ſagen, als ein jedes Ding<lb/>
iſt, was es iſt Z. E. Wenn Wahrheit,<lb/>
Wahrheit iſt, ſo iſt weiß, weiß; ſchwarz,<lb/>ſchwarz ꝛc.</item></list><lb/><p>Dieſe Saͤtze ſind demnach nichts anders, als logiſche<lb/>
Grundſaͤtze und unmittelbare Folgen, und dabey<lb/>
bleibt es ſchlechthin.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 264.</head><lb/><p>Wir muͤſſen demnach in den hypothetiſchen Saͤ-<lb/>
tzen wenigſtens drey, oder auch alle vier Begriffe<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">verſchie-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[165/0187]
und den naͤchſten Umwegen im Schließen.
§. 263.
Ein bedingter Satz beſteht immer wenigſtens aus
zween Saͤtzen, deren der eine die Bedingung, der
andre aber die Ausſage angiebt. Sind dieſe Saͤtze
einfach, ſo hat auch der bedingte Satz ſeine einfach-
ſte Form, in welche ſich daher die zuſammengeſetztere
gleichfalls aufloͤſen laſſen. Um die einzelnen Arten
einfacher bedingter Saͤtze zu finden, doͤrfen wir nur
die vier Begriffe, welche in beyden Saͤtzen vorkom-
men, auf alle moͤgliche Arten mit einander verglei-
chen. Unter dieſen muͤſſen wenigſtens drey, und es
koͤnnen auch alle vier verſchieden ſeyn. Denn die
uͤbrigen Faͤlle, wo nur ein einiger oder nur zween
Begriffe vorkommen, koͤnnen, wenn anders der Satz
wahr ſeyn ſoll, nur folgende ſeyn:
1. Wenn A, A iſt, ſo iſt A, A. Dieſer Satz
iſt ganz leer.
2. Wenn A, B iſt, ſo iſt A, B. Ebenfalls ein
leerer Satz.
3. Wenn A, B iſt, ſo ſind etliche B, A. Hier iſt die
Ausſage ſchlechthin der umgekehrte Satz der
Bedingung, (§. 141.) und ſollte ſie allgemein
ſeyn, ſo muß es erſt bewieſen werden.
4. Wenn A, A iſt, ſo iſt B, B. Dieſer Satz
will nichts anders ſagen, als ein jedes Ding
iſt, was es iſt Z. E. Wenn Wahrheit,
Wahrheit iſt, ſo iſt weiß, weiß; ſchwarz,
ſchwarz ꝛc.
Dieſe Saͤtze ſind demnach nichts anders, als logiſche
Grundſaͤtze und unmittelbare Folgen, und dabey
bleibt es ſchlechthin.
§. 264.
Wir muͤſſen demnach in den hypothetiſchen Saͤ-
tzen wenigſtens drey, oder auch alle vier Begriffe
verſchie-
L 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/187>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.