dieser immer in der Figur vor Augen liegt, sondern auch, weil von dessen Subjecte eigentlich die Rede ist. Oefters wird der Obersatz nur citirt, oder gar wegge- lassen, so oft er | dem Leser von selbst einfallen, oder aus dem Untersatze und dem Schlußsatze gleich gefun- den werden kann. Der gezogene Schlußsatz wird sodann gleich wieder zum Untersatze eines neuen Schlus- ses, indem man einen neuen Obersatz damit verbindet. Diese natürliche Ordnung der Schlüße der ersten Figur beruht demnach ganz darauf: Daß von dem Subject eines bejahenden Satzes alles könne gesagt werden, was man von seinem Prädicat weis; oder was sich von der Eigenschaft einer Sache sagen läßt, gilt von der Sache selbsten. Und dieses ist das, was die Schlüße in der ersten Figur eigenes haben. Man drückt es auch so aus. Was von der Gattung gilt, gilt auch von jeder Art derselben.
§. 226.
Hingegen ist in der zweyten und dritten Figur von Arten und Gattungen keine Rede. Die zweyte Figur läugnet die Subjecte von einander, weil sie in den Eigenschaften verschieden sind, und jeder Unterschied der Eigenschaften ist hiezu hin- reichend. Man gebraucht diese Figur demnach vor- nehmlich, wo zwo Sachen nicht sollen verwech- selt oder confundirt werden. Dieses muß noth- wendig nicht seyn, sobald man in der Sache A etwas findet, das in B nicht ist. Man kann demnach sagen, daß die Schlüße der zweyten Figur uns auf den Unterschied der Dinge führen, und die Con- fusion der Begriffe aufheben. Man wird auch finden, daß wir sie in diesen Fällen immer gebrauchen.
§. 227.
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von den einfachen Schluͤſſen.
dieſer immer in der Figur vor Augen liegt, ſondern auch, weil von deſſen Subjecte eigentlich die Rede iſt. Oefters wird der Oberſatz nur citirt, oder gar wegge- laſſen, ſo oft er | dem Leſer von ſelbſt einfallen, oder aus dem Unterſatze und dem Schlußſatze gleich gefun- den werden kann. Der gezogene Schlußſatz wird ſodann gleich wieder zum Unterſatze eines neuen Schluſ- ſes, indem man einen neuen Oberſatz damit verbindet. Dieſe natuͤrliche Ordnung der Schluͤße der erſten Figur beruht demnach ganz darauf: Daß von dem Subject eines bejahenden Satzes alles koͤnne geſagt werden, was man von ſeinem Praͤdicat weis; oder was ſich von der Eigenſchaft einer Sache ſagen laͤßt, gilt von der Sache ſelbſten. Und dieſes iſt das, was die Schluͤße in der erſten Figur eigenes haben. Man druͤckt es auch ſo aus. Was von der Gattung gilt, gilt auch von jeder Art derſelben.
§. 226.
Hingegen iſt in der zweyten und dritten Figur von Arten und Gattungen keine Rede. Die zweyte Figur laͤugnet die Subjecte von einander, weil ſie in den Eigenſchaften verſchieden ſind, und jeder Unterſchied der Eigenſchaften iſt hiezu hin- reichend. Man gebraucht dieſe Figur demnach vor- nehmlich, wo zwo Sachen nicht ſollen verwech- ſelt oder confundirt werden. Dieſes muß noth- wendig nicht ſeyn, ſobald man in der Sache A etwas findet, das in B nicht iſt. Man kann demnach ſagen, daß die Schluͤße der zweyten Figur uns auf den Unterſchied der Dinge fuͤhren, und die Con- fuſion der Begriffe aufheben. Man wird auch finden, daß wir ſie in dieſen Faͤllen immer gebrauchen.
§. 227.
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von den einfachen Schluͤſſen.
dieſer immer in der Figur vor Augen liegt, ſondern
auch, weil von deſſen Subjecte eigentlich die Rede iſt.
Oefters wird der Oberſatz nur citirt, oder gar wegge-
laſſen, ſo oft er | dem Leſer von ſelbſt einfallen, oder
aus dem Unterſatze und dem Schlußſatze gleich gefun-
den werden kann. Der gezogene Schlußſatz wird
ſodann gleich wieder zum Unterſatze eines neuen Schluſ-
ſes, indem man einen neuen Oberſatz damit verbindet.
Dieſe natuͤrliche Ordnung der Schluͤße der erſten
Figur beruht demnach ganz darauf: Daß von dem
Subject eines bejahenden Satzes alles koͤnne
geſagt werden, was man von ſeinem Praͤdicat
weis; oder was ſich von der Eigenſchaft einer
Sache ſagen laͤßt, gilt von der Sache ſelbſten.
Und dieſes iſt das, was die Schluͤße in der erſten Figur
eigenes haben. Man druͤckt es auch ſo aus. Was
von der Gattung gilt, gilt auch von jeder Art
derſelben.
§. 226.
Hingegen iſt in der zweyten und dritten Figur
von Arten und Gattungen keine Rede. Die zweyte
Figur laͤugnet die Subjecte von einander,
weil ſie in den Eigenſchaften verſchieden ſind,
und jeder Unterſchied der Eigenſchaften iſt hiezu hin-
reichend. Man gebraucht dieſe Figur demnach vor-
nehmlich, wo zwo Sachen nicht ſollen verwech-
ſelt oder confundirt werden. Dieſes muß noth-
wendig nicht ſeyn, ſobald man in der Sache A etwas
findet, das in B nicht iſt. Man kann demnach ſagen,
daß die Schluͤße der zweyten Figur uns auf
den Unterſchied der Dinge fuͤhren, und die Con-
fuſion der Begriffe aufheben. Man wird auch
finden, daß wir ſie in dieſen Faͤllen immer gebrauchen.
§. 227.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/159>, abgerufen am 23.02.2025.
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