Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Hauptstück,
§. 220.

Jn den Namen dieser Schlüße, Barbara, Cela-
rent etc.
sind außer den Vocalen noch die Anfangs-
buchstaben B, C, D, F und sodann auch die Consonan-
ten S, P, C, M als bedeutend anzumerken. Erstere
zeigen die Aehnlichkeit der Schlußarten in jeder Figur
an; Letztere aber zeigen, welche Verwandlung mit den
Schlußarten der drey letzten Figuren vorgenommen
werden müsse, um ihnen die Form der ersten Figur
zu geben, worüber man folgende Verse hat:

S vult simpliciter verti, P verte per accid.
M vult transponi, C per impossibile duci.

Der Anlaß und Ursprung dieser Bedeutung scheint
folgender gewesen zu seyn. Man hat zween Grund-
sätze angenommen, nämlich:

1. Was von einer ganzen Gattung oder Klasse be-
jaht wird, kann von jedem bejaht werden, so
unter diese Gattung oder Klasse gehört.
2. Was von der ganzen Gattung verneint wird,
kann auch von jedem verneint werden, so
darunter gehört.

Diese beyden Sätze nennt man Dictum de omni und
dictum de nullo. Und dadurch wurden die Schlußar-
ten der ersten Figur bestimmt und erwiesen. Man
fand nämlich, der Obersatz müsse allgemein, der Un-
tersatz aber bejahend seyn. Denn C muß von allen
M gelten, und B muß unter M gehören, wenn C auch
von B gelten, oder aus der bloßen Form des Schlußes
gefolgert werden solle. Da aber diese beyden Dicta
bey den drey übrigen Figuren nicht so unmittelbar
angebracht werden konnten, so suchte man die zuläßi-
gen Schlußarten derselben durch ihre Verwandlung
in die erste Figur zu bestimmen. Und die Art die-
ser Verwandlung würde durch die Buchstaben

S, P,
IV. Hauptſtuͤck,
§. 220.

Jn den Namen dieſer Schluͤße, Barbara, Cela-
rent etc.
ſind außer den Vocalen noch die Anfangs-
buchſtaben B, C, D, F und ſodann auch die Conſonan-
ten S, P, C, M als bedeutend anzumerken. Erſtere
zeigen die Aehnlichkeit der Schlußarten in jeder Figur
an; Letztere aber zeigen, welche Verwandlung mit den
Schlußarten der drey letzten Figuren vorgenommen
werden muͤſſe, um ihnen die Form der erſten Figur
zu geben, woruͤber man folgende Verſe hat:

S vult ſimpliciter verti, P verte per accid.
M vult tranſponi, C per impoſſibile duci.

Der Anlaß und Urſprung dieſer Bedeutung ſcheint
folgender geweſen zu ſeyn. Man hat zween Grund-
ſaͤtze angenommen, naͤmlich:

1. Was von einer ganzen Gattung oder Klaſſe be-
jaht wird, kann von jedem bejaht werden, ſo
unter dieſe Gattung oder Klaſſe gehoͤrt.
2. Was von der ganzen Gattung verneint wird,
kann auch von jedem verneint werden, ſo
darunter gehoͤrt.

Dieſe beyden Saͤtze nennt man Dictum de omni und
dictum de nullo. Und dadurch wurden die Schlußar-
ten der erſten Figur beſtimmt und erwieſen. Man
fand naͤmlich, der Oberſatz muͤſſe allgemein, der Un-
terſatz aber bejahend ſeyn. Denn C muß von allen
M gelten, und B muß unter M gehoͤren, wenn C auch
von B gelten, oder aus der bloßen Form des Schlußes
gefolgert werden ſolle. Da aber dieſe beyden Dicta
bey den drey uͤbrigen Figuren nicht ſo unmittelbar
angebracht werden konnten, ſo ſuchte man die zulaͤßi-
gen Schlußarten derſelben durch ihre Verwandlung
in die erſte Figur zu beſtimmen. Und die Art die-
ſer Verwandlung wuͤrde durch die Buchſtaben

S, P,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0156" n="134"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 220.</head><lb/>
            <p>Jn den Namen die&#x017F;er Schlu&#x0364;ße, <hi rendition="#aq">Barbara, Cela-<lb/>
rent etc.</hi> &#x017F;ind außer den Vocalen noch die Anfangs-<lb/>
buch&#x017F;taben <hi rendition="#aq">B, C, D, F</hi> und &#x017F;odann auch die Con&#x017F;onan-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">S, P, C, M</hi> als bedeutend anzumerken. Er&#x017F;tere<lb/>
zeigen die Aehnlichkeit der Schlußarten in jeder Figur<lb/>
an; Letztere aber zeigen, welche Verwandlung mit den<lb/>
Schlußarten der drey letzten Figuren vorgenommen<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, um ihnen die Form der er&#x017F;ten Figur<lb/>
zu geben, woru&#x0364;ber man folgende Ver&#x017F;e hat:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>
                <lg type="poem">
                  <l> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S</hi> vult &#x017F;impliciter verti, <hi rendition="#i">P</hi> verte per accid.</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M</hi> vult tran&#x017F;poni, <hi rendition="#i">C</hi> per impo&#x017F;&#x017F;ibile duci.</hi> </l>
                </lg>
              </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Der Anlaß und Ur&#x017F;prung die&#x017F;er Bedeutung &#x017F;cheint<lb/>
folgender gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn. Man hat zween Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze angenommen, na&#x0364;mlich:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Was von einer ganzen Gattung oder Kla&#x017F;&#x017F;e be-<lb/>
jaht wird, kann von jedem bejaht werden, &#x017F;o<lb/>
unter die&#x017F;e Gattung oder Kla&#x017F;&#x017F;e geho&#x0364;rt.</item><lb/>
              <item>2. Was von der ganzen Gattung verneint wird,<lb/>
kann auch von jedem verneint werden, &#x017F;o<lb/>
darunter geho&#x0364;rt.</item>
            </list><lb/>
            <p>Die&#x017F;e beyden Sa&#x0364;tze nennt man <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Dictum de omni</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">dictum de nullo.</hi></hi> Und dadurch wurden die Schlußar-<lb/>
ten der er&#x017F;ten Figur be&#x017F;timmt und erwie&#x017F;en. Man<lb/>
fand na&#x0364;mlich, der Ober&#x017F;atz mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e allgemein, der Un-<lb/>
ter&#x017F;atz aber bejahend &#x017F;eyn. Denn <hi rendition="#aq">C</hi> muß von allen<lb/><hi rendition="#aq">M</hi> gelten, und <hi rendition="#aq">B</hi> muß unter <hi rendition="#aq">M</hi> geho&#x0364;ren, wenn <hi rendition="#aq">C</hi> auch<lb/>
von <hi rendition="#aq">B</hi> gelten, oder aus der bloßen Form des Schlußes<lb/>
gefolgert werden &#x017F;olle. Da aber die&#x017F;e beyden <hi rendition="#aq">Dicta</hi><lb/>
bey den drey u&#x0364;brigen Figuren nicht &#x017F;o unmittelbar<lb/>
angebracht werden konnten, &#x017F;o &#x017F;uchte man die zula&#x0364;ßi-<lb/>
gen Schlußarten der&#x017F;elben durch ihre Verwandlung<lb/>
in die er&#x017F;te Figur zu be&#x017F;timmen. Und die Art die-<lb/>
&#x017F;er Verwandlung wu&#x0364;rde durch die Buch&#x017F;taben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">S, P,</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0156] IV. Hauptſtuͤck, §. 220. Jn den Namen dieſer Schluͤße, Barbara, Cela- rent etc. ſind außer den Vocalen noch die Anfangs- buchſtaben B, C, D, F und ſodann auch die Conſonan- ten S, P, C, M als bedeutend anzumerken. Erſtere zeigen die Aehnlichkeit der Schlußarten in jeder Figur an; Letztere aber zeigen, welche Verwandlung mit den Schlußarten der drey letzten Figuren vorgenommen werden muͤſſe, um ihnen die Form der erſten Figur zu geben, woruͤber man folgende Verſe hat: S vult ſimpliciter verti, P verte per accid. M vult tranſponi, C per impoſſibile duci. Der Anlaß und Urſprung dieſer Bedeutung ſcheint folgender geweſen zu ſeyn. Man hat zween Grund- ſaͤtze angenommen, naͤmlich: 1. Was von einer ganzen Gattung oder Klaſſe be- jaht wird, kann von jedem bejaht werden, ſo unter dieſe Gattung oder Klaſſe gehoͤrt. 2. Was von der ganzen Gattung verneint wird, kann auch von jedem verneint werden, ſo darunter gehoͤrt. Dieſe beyden Saͤtze nennt man Dictum de omni und dictum de nullo. Und dadurch wurden die Schlußar- ten der erſten Figur beſtimmt und erwieſen. Man fand naͤmlich, der Oberſatz muͤſſe allgemein, der Un- terſatz aber bejahend ſeyn. Denn C muß von allen M gelten, und B muß unter M gehoͤren, wenn C auch von B gelten, oder aus der bloßen Form des Schlußes gefolgert werden ſolle. Da aber dieſe beyden Dicta bey den drey uͤbrigen Figuren nicht ſo unmittelbar angebracht werden konnten, ſo ſuchte man die zulaͤßi- gen Schlußarten derſelben durch ihre Verwandlung in die erſte Figur zu beſtimmen. Und die Art die- ſer Verwandlung wuͤrde durch die Buchſtaben S, P,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/156
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/156>, abgerufen am 21.12.2024.