Ansehung der erstern beyden Unterschiede von 4 Ar- ten seyn.
1. Allgemein bejahend. Dieser wird umge- kehrt particular bejahend. (§. 124.)
2. Particular bejahend. Dieser bleibt auch umgekehrt particular bejahend. (§. 125.)
3. Particular verneinend. Dieser läßt sich nicht umkehren, (§. 126.) es sey denn, daß man ihm die Gestalt eines particularbe- jahenden Satzes gebe, indem man die Ver- neinung dem Prädicat beylegt, und daher aus diesem einen Terminum infinitum macht. Denn so wird aus dem Satze: Etliche A sind nichtB, der Satz: Etliche nicht BsindA.
3. Allgemein verneinend. Dieser bleibt auch umgekehrt allgemein verneinend. (§. 127.)
§. 142.
Wir können noch anmerken, daß man ebenfalls aus dem Prädicat eines allgemein bejahenden Satzes einen Terminum infinitum machen, und das Sub- ject allgemein von ihm verneinen kann. Denn so folgt aus dem Satz: AlleAsindB, der Satz: Was nichtBist, ist auch nichtA, oder kein nichtB istA. Diese Verwandlung eben so, wie die von den particularverneinenden Sätzen lassen aber im strengsten Verstande die beyden Begriffe des Satzes nicht wie sie sind, wie es bey der Umkehrung erfor- dert wird. Man kann sie demnach eigentlich nicht umgekehrte Sätze nennen.
§. 143.
Nimmt man keine Verwechslung des Prädicats und Subjectes vor, und ändert demnach nur die All- gemeinheit, oder das Bejahen und Verneinen, so
werden
III. Hauptſtuͤck,
Anſehung der erſtern beyden Unterſchiede von 4 Ar- ten ſeyn.
3. Particular verneinend. Dieſer laͤßt ſich nicht umkehren, (§. 126.) es ſey denn, daß man ihm die Geſtalt eines particularbe- jahenden Satzes gebe, indem man die Ver- neinung dem Praͤdicat beylegt, und daher aus dieſem einen Terminum infinitum macht. Denn ſo wird aus dem Satze: Etliche A ſind nichtB, der Satz: Etliche nicht BſindA.
Wir koͤnnen noch anmerken, daß man ebenfalls aus dem Praͤdicat eines allgemein bejahenden Satzes einen Terminum infinitum machen, und das Sub- ject allgemein von ihm verneinen kann. Denn ſo folgt aus dem Satz: AlleAſindB, der Satz: Was nichtBiſt, iſt auch nichtA, oder kein nichtB iſtA. Dieſe Verwandlung eben ſo, wie die von den particularverneinenden Saͤtzen laſſen aber im ſtrengſten Verſtande die beyden Begriffe des Satzes nicht wie ſie ſind, wie es bey der Umkehrung erfor- dert wird. Man kann ſie demnach eigentlich nicht umgekehrte Saͤtze nennen.
§. 143.
Nimmt man keine Verwechslung des Praͤdicats und Subjectes vor, und aͤndert demnach nur die All- gemeinheit, oder das Bejahen und Verneinen, ſo
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III. Hauptſtuͤck,
Anſehung der erſtern beyden Unterſchiede von 4 Ar-
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1. Allgemein bejahend. Dieſer wird umge-
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umgekehrt particular bejahend. (§. 125.)
3. Particular verneinend. Dieſer laͤßt ſich
nicht umkehren, (§. 126.) es ſey denn,
daß man ihm die Geſtalt eines particularbe-
jahenden Satzes gebe, indem man die Ver-
neinung dem Praͤdicat beylegt, und daher
aus dieſem einen Terminum infinitum macht.
Denn ſo wird aus dem Satze: Etliche A
ſind nicht B, der Satz: Etliche nicht
B ſind A.
3. Allgemein verneinend. Dieſer bleibt auch
umgekehrt allgemein verneinend. (§. 127.)
§. 142.
Wir koͤnnen noch anmerken, daß man ebenfalls
aus dem Praͤdicat eines allgemein bejahenden Satzes
einen Terminum infinitum machen, und das Sub-
ject allgemein von ihm verneinen kann. Denn ſo
folgt aus dem Satz: Alle A ſind B, der Satz: Was
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iſt A. Dieſe Verwandlung eben ſo, wie die von
den particularverneinenden Saͤtzen laſſen aber im
ſtrengſten Verſtande die beyden Begriffe des Satzes
nicht wie ſie ſind, wie es bey der Umkehrung erfor-
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umgekehrte Saͤtze nennen.
§. 143.
Nimmt man keine Verwechslung des Praͤdicats
und Subjectes vor, und aͤndert demnach nur die All-
gemeinheit, oder das Bejahen und Verneinen, ſo
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/114>, abgerufen am 23.02.2025.
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