1. Eine bloß grammatische Abänderung gleicher Wörter: Z. E.
Cajus liebt den Titium,
Titius wird von Cajo geliebt.
Hier wird nur das Activum in das Paßivum verwandelt, und die Begriffe verwechselt.
2. Die Synonymie. Z. E. melden, Nachricht geben etc. Diese geht so weit, bis an der Hauptvorstellung nichts geändert wird, wenn man nämlich die Nebenumstände nicht zu achten hat.
3. Die eigenen Merkmaale der Sache, oder ihre Definition für die Namen der Sache. Z. E. Gott, das selbstständige Wesen, der Schöpfer, etc.
Die erstern zwo Arten sind den Worten, die letztere der Sache nach gleichgültig. Letztere fordern zu- weilen einen Beweis, erstere aber gründen sich schlecht- hin auf den Gebrauch zu reden, und auf die einmal angenommene Bedeutung der Wörter.
§. 140.
Wenn aber in dem Satze Begriff und Worte bleiben, so lassen sie sich ändern. 1. Jn Ansehung der Allgemeinheit. 2. Jn Ansehung des Bejahens und Verneinens. 3. Jn Ansehung der Verwechs- lung des Prädicats und Subjectes. Diese Abän- derung geht aber nicht allemal der Wahrheit ohne Nachtheil an. Wir wollen sie daher durch alle Com- binationen nach den oben (§. 97. 98.) gegebenen Re- geln durchführen.
§. 141.
Die Verwechslung der Begriffe oder des Prä- dicats und Subjectes heißt die Umkehrung eines Satzes. Hier kann nun der umzukehrende Satz in
Anse-
von den Urtheilen und Fragen.
1. Eine bloß grammatiſche Abaͤnderung gleicher Woͤrter: Z. E.
Cajus liebt den Titium,
Titius wird von Cajo geliebt.
Hier wird nur das Activum in das Paßivum verwandelt, und die Begriffe verwechſelt.
2. Die Synonymie. Z. E. melden, Nachricht geben ꝛc. Dieſe geht ſo weit, bis an der Hauptvorſtellung nichts geaͤndert wird, wenn man naͤmlich die Nebenumſtaͤnde nicht zu achten hat.
3. Die eigenen Merkmaale der Sache, oder ihre Definition fuͤr die Namen der Sache. Z. E. Gott, das ſelbſtſtaͤndige Weſen, der Schoͤpfer, ꝛc.
Die erſtern zwo Arten ſind den Worten, die letztere der Sache nach gleichguͤltig. Letztere fordern zu- weilen einen Beweis, erſtere aber gruͤnden ſich ſchlecht- hin auf den Gebrauch zu reden, und auf die einmal angenommene Bedeutung der Woͤrter.
§. 140.
Wenn aber in dem Satze Begriff und Worte bleiben, ſo laſſen ſie ſich aͤndern. 1. Jn Anſehung der Allgemeinheit. 2. Jn Anſehung des Bejahens und Verneinens. 3. Jn Anſehung der Verwechs- lung des Praͤdicats und Subjectes. Dieſe Abaͤn- derung geht aber nicht allemal der Wahrheit ohne Nachtheil an. Wir wollen ſie daher durch alle Com- binationen nach den oben (§. 97. 98.) gegebenen Re- geln durchfuͤhren.
§. 141.
Die Verwechslung der Begriffe oder des Praͤ- dicats und Subjectes heißt die Umkehrung eines Satzes. Hier kann nun der umzukehrende Satz in
Anſe-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0113"n="91"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Urtheilen und Fragen.</hi></fw><lb/><list><item>1. Eine bloß grammatiſche Abaͤnderung gleicher<lb/>
Woͤrter: Z. E.<lb/><list><item>Cajus liebt den Titium,</item><lb/><item>Titius wird von Cajo geliebt.</item></list><lb/>
Hier wird nur das Activum in das Paßivum<lb/>
verwandelt, und die Begriffe verwechſelt.</item><lb/><item>2. Die <hirendition="#fr">Synonymie.</hi> Z. E. melden, Nachricht<lb/>
geben ꝛc. Dieſe geht ſo weit, bis an der<lb/>
Hauptvorſtellung nichts geaͤndert wird, wenn<lb/>
man naͤmlich die Nebenumſtaͤnde nicht zu<lb/>
achten hat.</item><lb/><item>3. Die eigenen Merkmaale der Sache, oder ihre<lb/>
Definition fuͤr die Namen der Sache. Z.<lb/>
E. Gott, das ſelbſtſtaͤndige Weſen, der<lb/>
Schoͤpfer, ꝛc.</item></list><lb/><p>Die erſtern zwo Arten ſind den <hirendition="#fr">Worten,</hi> die letztere<lb/>
der <hirendition="#fr">Sache</hi> nach gleichguͤltig. Letztere fordern zu-<lb/>
weilen einen Beweis, erſtere aber gruͤnden ſich ſchlecht-<lb/>
hin auf den Gebrauch zu reden, und auf die einmal<lb/>
angenommene Bedeutung der Woͤrter.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 140.</head><lb/><p>Wenn aber in dem Satze Begriff und Worte<lb/>
bleiben, ſo laſſen ſie ſich aͤndern. 1. Jn Anſehung<lb/>
der Allgemeinheit. 2. Jn Anſehung des Bejahens<lb/>
und Verneinens. 3. Jn Anſehung der Verwechs-<lb/>
lung des Praͤdicats und Subjectes. Dieſe Abaͤn-<lb/>
derung geht aber nicht allemal der Wahrheit ohne<lb/>
Nachtheil an. Wir wollen ſie daher durch alle Com-<lb/>
binationen nach den oben (§. 97. 98.) gegebenen Re-<lb/>
geln durchfuͤhren.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 141.</head><lb/><p>Die Verwechslung der Begriffe oder des Praͤ-<lb/>
dicats und Subjectes heißt die <hirendition="#fr">Umkehrung eines<lb/>
Satzes.</hi> Hier kann nun der umzukehrende Satz in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Anſe-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[91/0113]
von den Urtheilen und Fragen.
1. Eine bloß grammatiſche Abaͤnderung gleicher
Woͤrter: Z. E.
Cajus liebt den Titium,
Titius wird von Cajo geliebt.
Hier wird nur das Activum in das Paßivum
verwandelt, und die Begriffe verwechſelt.
2. Die Synonymie. Z. E. melden, Nachricht
geben ꝛc. Dieſe geht ſo weit, bis an der
Hauptvorſtellung nichts geaͤndert wird, wenn
man naͤmlich die Nebenumſtaͤnde nicht zu
achten hat.
3. Die eigenen Merkmaale der Sache, oder ihre
Definition fuͤr die Namen der Sache. Z.
E. Gott, das ſelbſtſtaͤndige Weſen, der
Schoͤpfer, ꝛc.
Die erſtern zwo Arten ſind den Worten, die letztere
der Sache nach gleichguͤltig. Letztere fordern zu-
weilen einen Beweis, erſtere aber gruͤnden ſich ſchlecht-
hin auf den Gebrauch zu reden, und auf die einmal
angenommene Bedeutung der Woͤrter.
§. 140.
Wenn aber in dem Satze Begriff und Worte
bleiben, ſo laſſen ſie ſich aͤndern. 1. Jn Anſehung
der Allgemeinheit. 2. Jn Anſehung des Bejahens
und Verneinens. 3. Jn Anſehung der Verwechs-
lung des Praͤdicats und Subjectes. Dieſe Abaͤn-
derung geht aber nicht allemal der Wahrheit ohne
Nachtheil an. Wir wollen ſie daher durch alle Com-
binationen nach den oben (§. 97. 98.) gegebenen Re-
geln durchfuͤhren.
§. 141.
Die Verwechslung der Begriffe oder des Praͤ-
dicats und Subjectes heißt die Umkehrung eines
Satzes. Hier kann nun der umzukehrende Satz in
Anſe-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/113>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.