Werden die Glieder dieser zwoen Eintheilungen der Sätze combinirt, so entstehen vier specialere Ar- ten, nämlich:
1. Allgemein bejahende.
2. Allgemein verneinende.
3. Besonders bejahende.
4. Besonders verneinende.
Denn jedes Glied der ersten Eintheilung wird mit jedem Gliede der andern verbunden. Nun haben beyde Eintheilungen jede zwey Glieder, folglich giebt es nothwendig vier combinirte Stücke. Um nun zu beweisen, daß diese vier Arten von Sätzen möglich sind, und folglich von denen oben (§. 97.) angezoge- nen Fällen der dritte statt habe, wird es genug seyn, zu zeigen, daß sie wirklich vorkommen.
1. Es sey das Subject A eine Art, B ihre Gat- tung, so ist A nothwendig unter B enthal- ten, und B ein Merkmaal von A. Daher kann man von allen Dingen, die A sind, sagen, daß sie B seyn. Da nun der Satz, alle A sind B in diesem Fall ein wahrer und richtiger Satz ist, so sind allgemein be- jahende Sätze möglich, folglich der Begriff eines allgemein bejahenden Satzes ein wah- rer und richtiger Begriff.
2. Wiederum hat B als eine Gattung mehr Ar- ten unter sich, folglich kann man nicht von allen B sagen, daß sie A sind. Da aber alle A unter B gehören, so giebt es einige B die A sind. Daher ist der Satz, etliche B sind A, ein richtiger Satz, und folglich auch der Begriff desselben ein wahrer und richtiger Begriff. Es giebt demnach besonders beja- hende Sätze.
3. Da
von den Urtheilen und Fragen.
§. 123.
Werden die Glieder dieſer zwoen Eintheilungen der Saͤtze combinirt, ſo entſtehen vier ſpecialere Ar- ten, naͤmlich:
1. Allgemein bejahende.
2. Allgemein verneinende.
3. Beſonders bejahende.
4. Beſonders verneinende.
Denn jedes Glied der erſten Eintheilung wird mit jedem Gliede der andern verbunden. Nun haben beyde Eintheilungen jede zwey Glieder, folglich giebt es nothwendig vier combinirte Stuͤcke. Um nun zu beweiſen, daß dieſe vier Arten von Saͤtzen moͤglich ſind, und folglich von denen oben (§. 97.) angezoge- nen Faͤllen der dritte ſtatt habe, wird es genug ſeyn, zu zeigen, daß ſie wirklich vorkommen.
1. Es ſey das Subject A eine Art, B ihre Gat- tung, ſo iſt A nothwendig unter B enthal- ten, und B ein Merkmaal von A. Daher kann man von allen Dingen, die A ſind, ſagen, daß ſie B ſeyn. Da nun der Satz, alle A ſind B in dieſem Fall ein wahrer und richtiger Satz iſt, ſo ſind allgemein be- jahende Saͤtze moͤglich, folglich der Begriff eines allgemein bejahenden Satzes ein wah- rer und richtiger Begriff.
2. Wiederum hat B als eine Gattung mehr Ar- ten unter ſich, folglich kann man nicht von allen B ſagen, daß ſie A ſind. Da aber alle A unter B gehoͤren, ſo giebt es einige B die A ſind. Daher iſt der Satz, etliche B ſind A, ein richtiger Satz, und folglich auch der Begriff deſſelben ein wahrer und richtiger Begriff. Es giebt demnach beſonders beja- hende Saͤtze.
3. Da
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von den Urtheilen und Fragen.
§. 123.
Werden die Glieder dieſer zwoen Eintheilungen
der Saͤtze combinirt, ſo entſtehen vier ſpecialere Ar-
ten, naͤmlich:
1. Allgemein bejahende.
2. Allgemein verneinende.
3. Beſonders bejahende.
4. Beſonders verneinende.
Denn jedes Glied der erſten Eintheilung wird mit
jedem Gliede der andern verbunden. Nun haben
beyde Eintheilungen jede zwey Glieder, folglich giebt
es nothwendig vier combinirte Stuͤcke. Um nun zu
beweiſen, daß dieſe vier Arten von Saͤtzen moͤglich
ſind, und folglich von denen oben (§. 97.) angezoge-
nen Faͤllen der dritte ſtatt habe, wird es genug ſeyn,
zu zeigen, daß ſie wirklich vorkommen.
1. Es ſey das Subject A eine Art, B ihre Gat-
tung, ſo iſt A nothwendig unter B enthal-
ten, und B ein Merkmaal von A. Daher
kann man von allen Dingen, die A ſind,
ſagen, daß ſie B ſeyn. Da nun der Satz,
alle A ſind B in dieſem Fall ein wahrer
und richtiger Satz iſt, ſo ſind allgemein be-
jahende Saͤtze moͤglich, folglich der Begriff
eines allgemein bejahenden Satzes ein wah-
rer und richtiger Begriff.
2. Wiederum hat B als eine Gattung mehr Ar-
ten unter ſich, folglich kann man nicht von
allen B ſagen, daß ſie A ſind. Da aber alle
A unter B gehoͤren, ſo giebt es einige B die
A ſind. Daher iſt der Satz, etliche B ſind
A, ein richtiger Satz, und folglich auch der
Begriff deſſelben ein wahrer und richtiger
Begriff. Es giebt demnach beſonders beja-
hende Saͤtze.
3. Da
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/101>, abgerufen am 23.02.2025.
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