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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XV. Hauptstück.
sich bestehend ansehen kann (§. 465.), und in diesen
geben sie die Art an, wie der Zusammenhang in den
Theilen durchgängig ist, welche Veränderungen in
den übrigen Theilen, die, so in einem oder einigen
vorgeht, nach sich ziehe, und hinwiederum, wie die
Bestimmungen eines jeden Theiles sich nach den Be-
stimmungen der übrigen richten. Solche Principia
für besondere Systemen lassen sich nun sowohl a priori
aus ihrer Zusammensetzungsart, als a posteriori
durch sorgfältigere Beobachtung ihrer Veränderun-
gen finden. A priori betrachtet man jede einzele Ver-
bindung für sich, um sodann, nach dem man ihre Ge-
setze und Möglichkeiten bestimmet hat, sehen zu kön-
nen, wie fern bey der Zusammensetzung dieser Ver-
bindungen, die Möglichkeiten eingeschränkt, und die
einfachen Gesetze selbst, theils etwas verändert, theils
zusammengesetzter werden. Auf diese Art untersuchet
man in der Mechanic anfangs nur die einförmige
geradlinichte Bewegung, um Zeit, Raum und Ge-
schwindigkeit mit einander zu vergleichen, und die
Gesetze davon zu bestimmen, auf welche man sodann
die allerzusammengesetztesten Bewegungen zu redu-
ciren suchet.

§. 504.

Hingegen, wenn die Anordnung der Theile des
Systems und die Art der Theile nicht bekannt ist, so
fängt man bey der Beobachtung der Veränderungen
an, und suchet ihre Aehnlichkeiten und Mannichfal-
tigkeiten zu entdecken, damit man aus jenen das All-
gemein in den Gesetzen der Verbindung, aus diesen
aber die Anzahl und Verschiedenheit dieser Gesetze
finden könne. Auf diese Art leget man der Natur
Fragen vor, wenn man Versuche anstellet. Da-

fern

XV. Hauptſtuͤck.
ſich beſtehend anſehen kann (§. 465.), und in dieſen
geben ſie die Art an, wie der Zuſammenhang in den
Theilen durchgaͤngig iſt, welche Veraͤnderungen in
den uͤbrigen Theilen, die, ſo in einem oder einigen
vorgeht, nach ſich ziehe, und hinwiederum, wie die
Beſtimmungen eines jeden Theiles ſich nach den Be-
ſtimmungen der uͤbrigen richten. Solche Principia
fuͤr beſondere Syſtemen laſſen ſich nun ſowohl a priori
aus ihrer Zuſammenſetzungsart, als a poſteriori
durch ſorgfaͤltigere Beobachtung ihrer Veraͤnderun-
gen finden. A priori betrachtet man jede einzele Ver-
bindung fuͤr ſich, um ſodann, nach dem man ihre Ge-
ſetze und Moͤglichkeiten beſtimmet hat, ſehen zu koͤn-
nen, wie fern bey der Zuſammenſetzung dieſer Ver-
bindungen, die Moͤglichkeiten eingeſchraͤnkt, und die
einfachen Geſetze ſelbſt, theils etwas veraͤndert, theils
zuſammengeſetzter werden. Auf dieſe Art unterſuchet
man in der Mechanic anfangs nur die einfoͤrmige
geradlinichte Bewegung, um Zeit, Raum und Ge-
ſchwindigkeit mit einander zu vergleichen, und die
Geſetze davon zu beſtimmen, auf welche man ſodann
die allerzuſammengeſetzteſten Bewegungen zu redu-
ciren ſuchet.

§. 504.

Hingegen, wenn die Anordnung der Theile des
Syſtems und die Art der Theile nicht bekannt iſt, ſo
faͤngt man bey der Beobachtung der Veraͤnderungen
an, und ſuchet ihre Aehnlichkeiten und Mannichfal-
tigkeiten zu entdecken, damit man aus jenen das All-
gemein in den Geſetzen der Verbindung, aus dieſen
aber die Anzahl und Verſchiedenheit dieſer Geſetze
finden koͤnne. Auf dieſe Art leget man der Natur
Fragen vor, wenn man Verſuche anſtellet. Da-

fern
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[122/0130] XV. Hauptſtuͤck. ſich beſtehend anſehen kann (§. 465.), und in dieſen geben ſie die Art an, wie der Zuſammenhang in den Theilen durchgaͤngig iſt, welche Veraͤnderungen in den uͤbrigen Theilen, die, ſo in einem oder einigen vorgeht, nach ſich ziehe, und hinwiederum, wie die Beſtimmungen eines jeden Theiles ſich nach den Be- ſtimmungen der uͤbrigen richten. Solche Principia fuͤr beſondere Syſtemen laſſen ſich nun ſowohl a priori aus ihrer Zuſammenſetzungsart, als a poſteriori durch ſorgfaͤltigere Beobachtung ihrer Veraͤnderun- gen finden. A priori betrachtet man jede einzele Ver- bindung fuͤr ſich, um ſodann, nach dem man ihre Ge- ſetze und Moͤglichkeiten beſtimmet hat, ſehen zu koͤn- nen, wie fern bey der Zuſammenſetzung dieſer Ver- bindungen, die Moͤglichkeiten eingeſchraͤnkt, und die einfachen Geſetze ſelbſt, theils etwas veraͤndert, theils zuſammengeſetzter werden. Auf dieſe Art unterſuchet man in der Mechanic anfangs nur die einfoͤrmige geradlinichte Bewegung, um Zeit, Raum und Ge- ſchwindigkeit mit einander zu vergleichen, und die Geſetze davon zu beſtimmen, auf welche man ſodann die allerzuſammengeſetzteſten Bewegungen zu redu- ciren ſuchet. §. 504. Hingegen, wenn die Anordnung der Theile des Syſtems und die Art der Theile nicht bekannt iſt, ſo faͤngt man bey der Beobachtung der Veraͤnderungen an, und ſuchet ihre Aehnlichkeiten und Mannichfal- tigkeiten zu entdecken, damit man aus jenen das All- gemein in den Geſetzen der Verbindung, aus dieſen aber die Anzahl und Verſchiedenheit dieſer Geſetze finden koͤnne. Auf dieſe Art leget man der Natur Fragen vor, wenn man Verſuche anſtellet. Da- fern

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/130>, abgerufen am 26.04.2024.