müsse, wenn anders der Satz genau, richtig und ohne Verwirrung seyn soll, verschiedene Erfordernisse sowohl des Subjectes als des Prädicates nach sich. 1°. Stellet das Subject ein zusammengesetztes Ding vor, so müssen jede seiner Theile, wenigstens in Ab- sicht auf das Prädicat, eine durchgängige Gleichar- tigkeit haben, (§. 141. N°. 5.). 2°. Kann das Prädicat aus diesem Grunde nicht M oder = (mb + nb) : (b + b) seyn, weil dieser Ausdruck schlechthin nur symbolisch ist, (§. 453.). 3°. Demnach ist das Prädicat ent- weder ein einfacher Bestimmungsbegriff m, oder aus solchen zusammengesetzet, deren jeder sich gleichförmig auf das ganze Subject ausbreitet.
§. 458.
Man kann hieraus ohne Mühe sehen, warum man in der Mathematic so sehr auf die Homo- geneität oder Gleichartigkeit sieht, und wo etwas Ungleichartiges vorkömmt, dieses durch schickliche Verhältnisse so gleich auf die Gleich- artigkeit zu reduciren sucht. Man sieht aber auch zugleich hieraus, daß nicht nur die mathemati- sche, sondern auch die logische und metaphy- sische Genauigkeit dieses Verfahren erfordert. Und in der That kann man keinen Grund angeben, warum ein Metaphysiker bey der Verwirrung soll stehen bleiben, die ein Mathematiker zu heben suchen muß, wenn er die so sehr gerühmte Genauigkeit und Schärfe seiner Wissenschaft erreichen will. So z. E. wenn derselbe einen Satz von der Art: AistM, vor sich hat (§. 456.), und er setzet sich vor, zu bestimmen, wie sich die Größe und Grade von A nach der Größe und den Graden von M richten: so ist seine erste Be- mühung, die Gleichartigkeit von A und M aufzusu-
chen.
Verhaͤltniſſe.
muͤſſe, wenn anders der Satz genau, richtig und ohne Verwirrung ſeyn ſoll, verſchiedene Erforderniſſe ſowohl des Subjectes als des Praͤdicates nach ſich. 1°. Stellet das Subject ein zuſammengeſetztes Ding vor, ſo muͤſſen jede ſeiner Theile, wenigſtens in Ab- ſicht auf das Praͤdicat, eine durchgaͤngige Gleichar- tigkeit haben, (§. 141. N°. 5.). 2°. Kann das Praͤdicat aus dieſem Grunde nicht M oder = (mb + nβ) : (b + β) ſeyn, weil dieſer Ausdruck ſchlechthin nur ſymboliſch iſt, (§. 453.). 3°. Demnach iſt das Praͤdicat ent- weder ein einfacher Beſtimmungsbegriff m, oder aus ſolchen zuſammengeſetzet, deren jeder ſich gleichfoͤrmig auf das ganze Subject ausbreitet.
§. 458.
Man kann hieraus ohne Muͤhe ſehen, warum man in der Mathematic ſo ſehr auf die Homo- geneitaͤt oder Gleichartigkeit ſieht, und wo etwas Ungleichartiges vorkoͤmmt, dieſes durch ſchickliche Verhaͤltniſſe ſo gleich auf die Gleich- artigkeit zu reduciren ſucht. Man ſieht aber auch zugleich hieraus, daß nicht nur die mathemati- ſche, ſondern auch die logiſche und metaphy- ſiſche Genauigkeit dieſes Verfahren erfordert. Und in der That kann man keinen Grund angeben, warum ein Metaphyſiker bey der Verwirrung ſoll ſtehen bleiben, die ein Mathematiker zu heben ſuchen muß, wenn er die ſo ſehr geruͤhmte Genauigkeit und Schaͤrfe ſeiner Wiſſenſchaft erreichen will. So z. E. wenn derſelbe einen Satz von der Art: AiſtM, vor ſich hat (§. 456.), und er ſetzet ſich vor, zu beſtimmen, wie ſich die Groͤße und Grade von A nach der Groͤße und den Graden von M richten: ſo iſt ſeine erſte Be- muͤhung, die Gleichartigkeit von A und M aufzuſu-
chen.
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Verhaͤltniſſe.
muͤſſe, wenn anders der Satz genau, richtig und
ohne Verwirrung ſeyn ſoll, verſchiedene Erforderniſſe
ſowohl des Subjectes als des Praͤdicates nach ſich.
1°. Stellet das Subject ein zuſammengeſetztes Ding
vor, ſo muͤſſen jede ſeiner Theile, wenigſtens in Ab-
ſicht auf das Praͤdicat, eine durchgaͤngige Gleichar-
tigkeit haben, (§. 141. N°. 5.). 2°. Kann das Praͤdicat
aus dieſem Grunde nicht M oder = (mb + nβ) : (b + β)
ſeyn, weil dieſer Ausdruck ſchlechthin nur ſymboliſch
iſt, (§. 453.). 3°. Demnach iſt das Praͤdicat ent-
weder ein einfacher Beſtimmungsbegriff m, oder aus
ſolchen zuſammengeſetzet, deren jeder ſich gleichfoͤrmig
auf das ganze Subject ausbreitet.
§. 458.
Man kann hieraus ohne Muͤhe ſehen, warum
man in der Mathematic ſo ſehr auf die Homo-
geneitaͤt oder Gleichartigkeit ſieht, und wo
etwas Ungleichartiges vorkoͤmmt, dieſes durch
ſchickliche Verhaͤltniſſe ſo gleich auf die Gleich-
artigkeit zu reduciren ſucht. Man ſieht aber auch
zugleich hieraus, daß nicht nur die mathemati-
ſche, ſondern auch die logiſche und metaphy-
ſiſche Genauigkeit dieſes Verfahren erfordert.
Und in der That kann man keinen Grund angeben,
warum ein Metaphyſiker bey der Verwirrung ſoll
ſtehen bleiben, die ein Mathematiker zu heben ſuchen
muß, wenn er die ſo ſehr geruͤhmte Genauigkeit und
Schaͤrfe ſeiner Wiſſenſchaft erreichen will. So z. E.
wenn derſelbe einen Satz von der Art: A iſt M, vor
ſich hat (§. 456.), und er ſetzet ſich vor, zu beſtimmen,
wie ſich die Groͤße und Grade von A nach der Groͤße
und den Graden von M richten: ſo iſt ſeine erſte Be-
muͤhung, die Gleichartigkeit von A und M aufzuſu-
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/87>, abgerufen am 21.02.2025.
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