Begriffen, und ohne einen solchen Vorrath würden wir in unserer Erkenntniß, und besonders in Absicht auf die Allgemeinheit und den Zusammenhang dersel- ben merklich zurück bleiben, (§. 372.).
§. 431.
Die Verhältnisse sind überhaupt Mittelbegriffe, wodurch wir von einer Sache auf eine andere schließen, (§. 411.). Und sollen wir denselben eine locale Stelle anweisen, so werden wir sie, wie wir bereits erwähnt haben (§. cit.), nicht in den Begriffen der Sachen selbst, sondern zwischen denselben setzen müssen. Neh- men wir nämlich nach der vorhin (§. 409. 252.) an- geführten Theorie des Mechanismus der Fibern des Gehirns an, daß jeder Empfindung und Vorstellung einer Sache die Bewegung einiger Fibern von be- stimmter Lage entspreche, so können wir, wo zwo oder mehrere Sachen zugleich empfunden werden, theils das Bewußtseyn, daß es andere Fibern sind, theils die Empfindung, daß die Bewegung dieser Fibern sich von einer der andern mittheilt, als die erste An- lage ansehen, wie wir zu Verhältnißbegriffen gelan- gen. Denn die Verhältnisse können nicht für sich als ein Ganzes und ohne die Dinge, zwischen welchen sie vorkommen, vor Augen gelegt, oder überhaupt empfunden werden. Werden aber die Dinge zugleich empfunden, so sind auch viele von den zwischen den- selben vorkommenden Verhältnissen mit empfindbar, (Dianoiol. §. 659.).
§. 432.
Da bey zweyen Dingen, die man zugleich empfin- det, mehrere Verhältnisse vorkommen, so fällt es auch schwerer, genau anzugeben, was man zu jedem be-
sonders
D 5
Verhaͤltniſſe.
Begriffen, und ohne einen ſolchen Vorrath wuͤrden wir in unſerer Erkenntniß, und beſonders in Abſicht auf die Allgemeinheit und den Zuſammenhang derſel- ben merklich zuruͤck bleiben, (§. 372.).
§. 431.
Die Verhaͤltniſſe ſind uͤberhaupt Mittelbegriffe, wodurch wir von einer Sache auf eine andere ſchließen, (§. 411.). Und ſollen wir denſelben eine locale Stelle anweiſen, ſo werden wir ſie, wie wir bereits erwaͤhnt haben (§. cit.), nicht in den Begriffen der Sachen ſelbſt, ſondern zwiſchen denſelben ſetzen muͤſſen. Neh- men wir naͤmlich nach der vorhin (§. 409. 252.) an- gefuͤhrten Theorie des Mechaniſmus der Fibern des Gehirns an, daß jeder Empfindung und Vorſtellung einer Sache die Bewegung einiger Fibern von be- ſtimmter Lage entſpreche, ſo koͤnnen wir, wo zwo oder mehrere Sachen zugleich empfunden werden, theils das Bewußtſeyn, daß es andere Fibern ſind, theils die Empfindung, daß die Bewegung dieſer Fibern ſich von einer der andern mittheilt, als die erſte An- lage anſehen, wie wir zu Verhaͤltnißbegriffen gelan- gen. Denn die Verhaͤltniſſe koͤnnen nicht fuͤr ſich als ein Ganzes und ohne die Dinge, zwiſchen welchen ſie vorkommen, vor Augen gelegt, oder uͤberhaupt empfunden werden. Werden aber die Dinge zugleich empfunden, ſo ſind auch viele von den zwiſchen den- ſelben vorkommenden Verhaͤltniſſen mit empfindbar, (Dianoiol. §. 659.).
§. 432.
Da bey zweyen Dingen, die man zugleich empfin- det, mehrere Verhaͤltniſſe vorkommen, ſo faͤllt es auch ſchwerer, genau anzugeben, was man zu jedem be-
ſonders
D 5
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Verhaͤltniſſe.
Begriffen, und ohne einen ſolchen Vorrath wuͤrden
wir in unſerer Erkenntniß, und beſonders in Abſicht
auf die Allgemeinheit und den Zuſammenhang derſel-
ben merklich zuruͤck bleiben, (§. 372.).
§. 431.
Die Verhaͤltniſſe ſind uͤberhaupt Mittelbegriffe,
wodurch wir von einer Sache auf eine andere ſchließen,
(§. 411.). Und ſollen wir denſelben eine locale Stelle
anweiſen, ſo werden wir ſie, wie wir bereits erwaͤhnt
haben (§. cit.), nicht in den Begriffen der Sachen
ſelbſt, ſondern zwiſchen denſelben ſetzen muͤſſen. Neh-
men wir naͤmlich nach der vorhin (§. 409. 252.) an-
gefuͤhrten Theorie des Mechaniſmus der Fibern des
Gehirns an, daß jeder Empfindung und Vorſtellung
einer Sache die Bewegung einiger Fibern von be-
ſtimmter Lage entſpreche, ſo koͤnnen wir, wo zwo oder
mehrere Sachen zugleich empfunden werden, theils
das Bewußtſeyn, daß es andere Fibern ſind, theils
die Empfindung, daß die Bewegung dieſer Fibern
ſich von einer der andern mittheilt, als die erſte An-
lage anſehen, wie wir zu Verhaͤltnißbegriffen gelan-
gen. Denn die Verhaͤltniſſe koͤnnen nicht fuͤr ſich als
ein Ganzes und ohne die Dinge, zwiſchen welchen
ſie vorkommen, vor Augen gelegt, oder uͤberhaupt
empfunden werden. Werden aber die Dinge zugleich
empfunden, ſo ſind auch viele von den zwiſchen den-
ſelben vorkommenden Verhaͤltniſſen mit empfindbar,
(Dianoiol. §. 659.).
§. 432.
Da bey zweyen Dingen, die man zugleich empfin-
det, mehrere Verhaͤltniſſe vorkommen, ſo faͤllt es auch
ſchwerer, genau anzugeben, was man zu jedem be-
ſonders
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/65>, abgerufen am 21.12.2024.
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