Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Verhältnisse.
die idealen Verhältnißbegriffe mit vor, um so mehr,
da wir beyde Arten in der Sprache nicht so genau
unterscheiden. Wir bemerken ferner, daß wo Kräfte
wirken, von Ursachen und Wirkungen die Rede
vorkomme, und dabey ist 1°. die wirkende Ursache,
2°. ihre Kraft, 3°. wenn sie nicht unmittelbar wirket,
die Mittelursachen, 4°. die Art, wie die Kraft an-
gewandt wird, und 5°. die Sache, in welcher die Wir-
kung vorgeht, von einander zu unterscheiden. Der
Unterschied, welcher sich in dem ganzen Systeme vor
und nach der Wirkung befindet, macht zusammenge-
nommen die ganze Wirkung aus, welche auf die
wirkende Ursache, auf die Sache, in welche sie wirkte,
und in die Verhältnisse von beyden gegen einander
und gegen andere Dinge vertheilt wird, oder aus allen
in diesen Stücken vorgegangenen Veränderungen zu-
sammengenommen besteht.

§. 428.

Endlich merken wir an, daß auch die realen Ver-
hältnisse sich auf ein denkendes aber zugleich mitwir-
kendes Wesen beziehen können, so fern nämlich dieses
sich die Wirkung, als eine Absicht, vorsetzt, und
die Ursachen als Mittel gebraucht, anordnet und
anwendet. Dabey kömmt nun die Wirkung oder Ab-
sicht als ein Beweggrund des Willens, und folg-
lich der Begriff des Guten vor, welches überhaupt
theils in idealen, theils in realen Verhältnissen der
Sache zu dem denkenden Wesen (§. 110.) besteht.

§. 429.

Außer diesen Ausdrücken haben wir noch einige, die
sich vornehmlich auf die Art beziehen, wie die Kräfte
angewandt werden. Dahin rechnen wir 1°. das Be-

stimmen,
D 4

Verhaͤltniſſe.
die idealen Verhaͤltnißbegriffe mit vor, um ſo mehr,
da wir beyde Arten in der Sprache nicht ſo genau
unterſcheiden. Wir bemerken ferner, daß wo Kraͤfte
wirken, von Urſachen und Wirkungen die Rede
vorkomme, und dabey iſt 1°. die wirkende Urſache,
2°. ihre Kraft, 3°. wenn ſie nicht unmittelbar wirket,
die Mittelurſachen, 4°. die Art, wie die Kraft an-
gewandt wird, und 5°. die Sache, in welcher die Wir-
kung vorgeht, von einander zu unterſcheiden. Der
Unterſchied, welcher ſich in dem ganzen Syſteme vor
und nach der Wirkung befindet, macht zuſammenge-
nommen die ganze Wirkung aus, welche auf die
wirkende Urſache, auf die Sache, in welche ſie wirkte,
und in die Verhaͤltniſſe von beyden gegen einander
und gegen andere Dinge vertheilt wird, oder aus allen
in dieſen Stuͤcken vorgegangenen Veraͤnderungen zu-
ſammengenommen beſteht.

§. 428.

Endlich merken wir an, daß auch die realen Ver-
haͤltniſſe ſich auf ein denkendes aber zugleich mitwir-
kendes Weſen beziehen koͤnnen, ſo fern naͤmlich dieſes
ſich die Wirkung, als eine Abſicht, vorſetzt, und
die Urſachen als Mittel gebraucht, anordnet und
anwendet. Dabey koͤmmt nun die Wirkung oder Ab-
ſicht als ein Beweggrund des Willens, und folg-
lich der Begriff des Guten vor, welches uͤberhaupt
theils in idealen, theils in realen Verhaͤltniſſen der
Sache zu dem denkenden Weſen (§. 110.) beſteht.

§. 429.

Außer dieſen Ausdruͤcken haben wir noch einige, die
ſich vornehmlich auf die Art beziehen, wie die Kraͤfte
angewandt werden. Dahin rechnen wir 1°. das Be-

ſtimmen,
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0063" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
die idealen Verha&#x0364;ltnißbegriffe mit vor, um &#x017F;o mehr,<lb/>
da wir beyde Arten in der Sprache nicht &#x017F;o genau<lb/>
unter&#x017F;cheiden. Wir bemerken ferner, daß wo Kra&#x0364;fte<lb/>
wirken, von <hi rendition="#fr">Ur&#x017F;achen</hi> und <hi rendition="#fr">Wirkungen</hi> die Rede<lb/>
vorkomme, und dabey i&#x017F;t 1°. die <hi rendition="#fr">wirkende Ur&#x017F;ache,</hi><lb/>
2°. ihre <hi rendition="#fr">Kraft,</hi> 3°. wenn &#x017F;ie nicht unmittelbar wirket,<lb/>
die <hi rendition="#fr">Mittelur&#x017F;achen,</hi> 4°. die Art, wie die Kraft an-<lb/>
gewandt wird, und 5°. die Sache, in welcher die Wir-<lb/>
kung vorgeht, von einander zu unter&#x017F;cheiden. Der<lb/>
Unter&#x017F;chied, welcher &#x017F;ich in dem ganzen Sy&#x017F;teme vor<lb/>
und nach der Wirkung befindet, macht zu&#x017F;ammenge-<lb/>
nommen die <hi rendition="#fr">ganze Wirkung</hi> aus, welche auf die<lb/>
wirkende Ur&#x017F;ache, auf die Sache, in welche &#x017F;ie wirkte,<lb/>
und in die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e von beyden gegen einander<lb/>
und gegen andere Dinge vertheilt wird, oder aus allen<lb/>
in die&#x017F;en Stu&#x0364;cken vorgegangenen Vera&#x0364;nderungen zu-<lb/>
&#x017F;ammengenommen be&#x017F;teht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 428.</head><lb/>
            <p>Endlich merken wir an, daß auch die realen Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich auf ein denkendes aber zugleich mitwir-<lb/>
kendes We&#x017F;en beziehen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o fern na&#x0364;mlich die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;ich die <hi rendition="#fr">Wirkung,</hi> als eine <hi rendition="#fr">Ab&#x017F;icht, vor&#x017F;etzt,</hi> und<lb/>
die <hi rendition="#fr">Ur&#x017F;achen</hi> als <hi rendition="#fr">Mittel</hi> gebraucht, anordnet und<lb/>
anwendet. Dabey ko&#x0364;mmt nun die Wirkung oder Ab-<lb/>
&#x017F;icht als ein <hi rendition="#fr">Beweggrund des Willens,</hi> und folg-<lb/>
lich der Begriff des <hi rendition="#fr">Guten</hi> vor, welches u&#x0364;berhaupt<lb/>
theils in idealen, theils in realen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en der<lb/>
Sache zu dem denkenden We&#x017F;en (§. 110.) be&#x017F;teht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 429.</head><lb/>
            <p>Außer die&#x017F;en Ausdru&#x0364;cken haben wir noch einige, die<lb/>
&#x017F;ich vornehmlich auf die Art beziehen, wie die Kra&#x0364;fte<lb/>
angewandt werden. Dahin rechnen wir 1°. <hi rendition="#fr">das Be-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;timmen,</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0063] Verhaͤltniſſe. die idealen Verhaͤltnißbegriffe mit vor, um ſo mehr, da wir beyde Arten in der Sprache nicht ſo genau unterſcheiden. Wir bemerken ferner, daß wo Kraͤfte wirken, von Urſachen und Wirkungen die Rede vorkomme, und dabey iſt 1°. die wirkende Urſache, 2°. ihre Kraft, 3°. wenn ſie nicht unmittelbar wirket, die Mittelurſachen, 4°. die Art, wie die Kraft an- gewandt wird, und 5°. die Sache, in welcher die Wir- kung vorgeht, von einander zu unterſcheiden. Der Unterſchied, welcher ſich in dem ganzen Syſteme vor und nach der Wirkung befindet, macht zuſammenge- nommen die ganze Wirkung aus, welche auf die wirkende Urſache, auf die Sache, in welche ſie wirkte, und in die Verhaͤltniſſe von beyden gegen einander und gegen andere Dinge vertheilt wird, oder aus allen in dieſen Stuͤcken vorgegangenen Veraͤnderungen zu- ſammengenommen beſteht. §. 428. Endlich merken wir an, daß auch die realen Ver- haͤltniſſe ſich auf ein denkendes aber zugleich mitwir- kendes Weſen beziehen koͤnnen, ſo fern naͤmlich dieſes ſich die Wirkung, als eine Abſicht, vorſetzt, und die Urſachen als Mittel gebraucht, anordnet und anwendet. Dabey koͤmmt nun die Wirkung oder Ab- ſicht als ein Beweggrund des Willens, und folg- lich der Begriff des Guten vor, welches uͤberhaupt theils in idealen, theils in realen Verhaͤltniſſen der Sache zu dem denkenden Weſen (§. 110.) beſteht. §. 429. Außer dieſen Ausdruͤcken haben wir noch einige, die ſich vornehmlich auf die Art beziehen, wie die Kraͤfte angewandt werden. Dahin rechnen wir 1°. das Be- ſtimmen, D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/63
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/63>, abgerufen am 21.11.2024.