Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
XXX. Hauptstück.
§. 869.

Auf eine ähnliche Art läßt sich auch öfters der Satz
gebrauchen, daß der Theil nicht größer seyn könne,
als das Ganze. So z. E. wenn man annimmt, daß
der Mond alles Licht der Sonne zurücke werfe, so fin-
det sichs, daß der volle Mond nur Theil von
der Helligkeit der Sonne habe, und dieses ist die
größte mögliche, weil der Mond nicht mehr Licht zu-
rücke werfen kann, als von der Sonne auf denselben
fällt. Daß aber in der That nicht alles zurücke ge-
worfen wird, läßt sich nothwendig aus den Flecken
des Mondes schließen, und wenn die Körper auf dem
Monde nicht alle viel weißer sind, als die auf der Er-
de, so wird die Helligkeit des Vollmondes noch gut
7 mal kleiner, und daher kaum Theil von
der Helligkeit der Sonne seyn.

§. 870.

Zuweilen findet sich auch, wie viel eine Größe zum
meisten oder zum wenigsten betragen mag, weil sichs,
wenn sie kleiner oder größer wäre, Proben davon
müßten finden lassen. So z. E. kann man aus die-
sem Grunde schließen, daß die von Huygens ange-
gebene Entfernung des Sirius zu klein sey, wenn er
sie durch einen mehr sinnreichen als zuverläßigen Ver-
such 27664 mal größer als die Entfernung der Sonne
von der Erde setzt. Denn dieses würde die jährliche
Parallaxe desselben von 10 Secunden geben, da hin-
gegen Bradley durch seine genaue Beobachtungen
durch die er die Aberration des Lichtes und die Nuta-
tion der Erdaxe bestimmt hat, versichert, daß er ei-
ne Parallaxe, wenn sie über eine Secunde gewesen
wäre, würde haben beobachten können. Man kann
daher aus diesem Grunde setzen, die Fixsterne müs-

sen
XXX. Hauptſtuͤck.
§. 869.

Auf eine aͤhnliche Art laͤßt ſich auch oͤfters der Satz
gebrauchen, daß der Theil nicht groͤßer ſeyn koͤnne,
als das Ganze. So z. E. wenn man annimmt, daß
der Mond alles Licht der Sonne zuruͤcke werfe, ſo fin-
det ſichs, daß der volle Mond nur Theil von
der Helligkeit der Sonne habe, und dieſes iſt die
groͤßte moͤgliche, weil der Mond nicht mehr Licht zu-
ruͤcke werfen kann, als von der Sonne auf denſelben
faͤllt. Daß aber in der That nicht alles zuruͤcke ge-
worfen wird, laͤßt ſich nothwendig aus den Flecken
des Mondes ſchließen, und wenn die Koͤrper auf dem
Monde nicht alle viel weißer ſind, als die auf der Er-
de, ſo wird die Helligkeit des Vollmondes noch gut
7 mal kleiner, und daher kaum Theil von
der Helligkeit der Sonne ſeyn.

§. 870.

Zuweilen findet ſich auch, wie viel eine Groͤße zum
meiſten oder zum wenigſten betragen mag, weil ſichs,
wenn ſie kleiner oder groͤßer waͤre, Proben davon
muͤßten finden laſſen. So z. E. kann man aus die-
ſem Grunde ſchließen, daß die von Huygens ange-
gebene Entfernung des Sirius zu klein ſey, wenn er
ſie durch einen mehr ſinnreichen als zuverlaͤßigen Ver-
ſuch 27664 mal groͤßer als die Entfernung der Sonne
von der Erde ſetzt. Denn dieſes wuͤrde die jaͤhrliche
Parallaxe deſſelben von 10 Secunden geben, da hin-
gegen Bradley durch ſeine genaue Beobachtungen
durch die er die Aberration des Lichtes und die Nuta-
tion der Erdaxe beſtimmt hat, verſichert, daß er ei-
ne Parallaxe, wenn ſie uͤber eine Secunde geweſen
waͤre, wuͤrde haben beobachten koͤnnen. Man kann
daher aus dieſem Grunde ſetzen, die Fixſterne muͤſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0508" n="500"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 869.</head><lb/>
            <p>Auf eine a&#x0364;hnliche Art la&#x0364;ßt &#x017F;ich auch o&#x0364;fters der Satz<lb/>
gebrauchen, daß der Theil nicht gro&#x0364;ßer &#x017F;eyn ko&#x0364;nne,<lb/>
als das Ganze. So z. E. wenn man annimmt, daß<lb/>
der Mond alles Licht der Sonne zuru&#x0364;cke werfe, &#x017F;o fin-<lb/>
det &#x017F;ichs, daß der volle Mond nur <formula notation="TeX"> \frac {1} {69250}</formula> Theil von<lb/>
der Helligkeit der Sonne habe, und die&#x017F;es i&#x017F;t die<lb/>
gro&#x0364;ßte mo&#x0364;gliche, weil der Mond nicht mehr Licht zu-<lb/>
ru&#x0364;cke werfen kann, als von der Sonne auf den&#x017F;elben<lb/>
fa&#x0364;llt. Daß aber in der That nicht alles zuru&#x0364;cke ge-<lb/>
worfen wird, la&#x0364;ßt &#x017F;ich nothwendig aus den Flecken<lb/>
des Mondes &#x017F;chließen, und wenn die Ko&#x0364;rper auf dem<lb/>
Monde nicht alle viel weißer &#x017F;ind, als die auf der Er-<lb/>
de, &#x017F;o wird die Helligkeit des Vollmondes noch gut<lb/>
7 mal kleiner, und daher kaum <formula notation="TeX"> \frac {1} {500000}</formula> Theil von<lb/>
der Helligkeit der Sonne &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 870.</head><lb/>
            <p>Zuweilen findet &#x017F;ich auch, wie viel eine Gro&#x0364;ße zum<lb/>
mei&#x017F;ten oder zum wenig&#x017F;ten betragen mag, weil &#x017F;ichs,<lb/>
wenn &#x017F;ie kleiner oder gro&#x0364;ßer wa&#x0364;re, Proben davon<lb/>
mu&#x0364;ßten finden la&#x017F;&#x017F;en. So z. E. kann man aus die-<lb/>
&#x017F;em Grunde &#x017F;chließen, daß die von <hi rendition="#fr">Huygens</hi> ange-<lb/>
gebene Entfernung des Sirius zu klein &#x017F;ey, wenn er<lb/>
&#x017F;ie durch einen mehr &#x017F;innreichen als zuverla&#x0364;ßigen Ver-<lb/>
&#x017F;uch 27664 mal gro&#x0364;ßer als die Entfernung der Sonne<lb/>
von der Erde &#x017F;etzt. Denn die&#x017F;es wu&#x0364;rde die ja&#x0364;hrliche<lb/>
Parallaxe de&#x017F;&#x017F;elben von 10 Secunden geben, da hin-<lb/>
gegen <hi rendition="#fr">Bradley</hi> durch &#x017F;eine genaue Beobachtungen<lb/>
durch die er die Aberration des Lichtes und die Nuta-<lb/>
tion der Erdaxe be&#x017F;timmt hat, ver&#x017F;ichert, daß er ei-<lb/>
ne Parallaxe, wenn &#x017F;ie u&#x0364;ber eine Secunde gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re, wu&#x0364;rde haben beobachten ko&#x0364;nnen. Man kann<lb/>
daher aus die&#x017F;em Grunde &#x017F;etzen, die Fix&#x017F;terne mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[500/0508] XXX. Hauptſtuͤck. §. 869. Auf eine aͤhnliche Art laͤßt ſich auch oͤfters der Satz gebrauchen, daß der Theil nicht groͤßer ſeyn koͤnne, als das Ganze. So z. E. wenn man annimmt, daß der Mond alles Licht der Sonne zuruͤcke werfe, ſo fin- det ſichs, daß der volle Mond nur [FORMEL] Theil von der Helligkeit der Sonne habe, und dieſes iſt die groͤßte moͤgliche, weil der Mond nicht mehr Licht zu- ruͤcke werfen kann, als von der Sonne auf denſelben faͤllt. Daß aber in der That nicht alles zuruͤcke ge- worfen wird, laͤßt ſich nothwendig aus den Flecken des Mondes ſchließen, und wenn die Koͤrper auf dem Monde nicht alle viel weißer ſind, als die auf der Er- de, ſo wird die Helligkeit des Vollmondes noch gut 7 mal kleiner, und daher kaum [FORMEL] Theil von der Helligkeit der Sonne ſeyn. §. 870. Zuweilen findet ſich auch, wie viel eine Groͤße zum meiſten oder zum wenigſten betragen mag, weil ſichs, wenn ſie kleiner oder groͤßer waͤre, Proben davon muͤßten finden laſſen. So z. E. kann man aus die- ſem Grunde ſchließen, daß die von Huygens ange- gebene Entfernung des Sirius zu klein ſey, wenn er ſie durch einen mehr ſinnreichen als zuverlaͤßigen Ver- ſuch 27664 mal groͤßer als die Entfernung der Sonne von der Erde ſetzt. Denn dieſes wuͤrde die jaͤhrliche Parallaxe deſſelben von 10 Secunden geben, da hin- gegen Bradley durch ſeine genaue Beobachtungen durch die er die Aberration des Lichtes und die Nuta- tion der Erdaxe beſtimmt hat, verſichert, daß er ei- ne Parallaxe, wenn ſie uͤber eine Secunde geweſen waͤre, wuͤrde haben beobachten koͤnnen. Man kann daher aus dieſem Grunde ſetzen, die Fixſterne muͤſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/508
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/508>, abgerufen am 03.12.2024.