Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
XXIX. Hauptstück.
§. 845.

Wo sich aber die Anomalien nicht compensiren,
da geschieht es, entweder, weil nur wenige sind, die
folglich nicht als Anomalien, sondern als besondere
Gesetze angesehen werden müssen, oder es geschieht,
weil man noch nicht genug Beobachtungen hat. Denn
in denen Fällen, wo solche Anomalien keine locale
Ordnung haben, da muß die Menge der Observatio-
nen dazu gebraucht werden, wenn man die allgemei-
nern und durchgängigen Gesetze darinn finden will,
die sich bey einer geringern Anzahl von Observatio-
nen mit den einzeln und kleinern Anomalien confun-
diren. Man nimmt daher, um zu finden, wie
sich die Grade der Sterblichkeit nach dem Alter, nach
dem Monate der Geburt etc. richten, die Sterbregi-
ster von größern Städten, ganzen Provinzen und
mehrern Jahren, weil eben nicht alle Jahre einerley
Zufälle wiederkehren, und weil der Tod, was er in
einem Jahre in Ansehung dieser oder jener Krankheit
wegnimmt, in Ansehung eben derselben in dem fol-
genden Jahre an sich schon weniger Stoff findet.
Denn die epidemischen Zufälle sind nur gewissen dazu
schon disponirten Temperamenten tödtlich.

§. 846.

Dafern sich aber auch da, wo man nach und nach
mehrere Observationen aufhäuft, bey dem, was man
anfangs als einzelne Anomalien ansahe, keine Com-
pensation findet, so ist dieses eine Anzeige, oder we-
nigstens ein Anlaß zu vermuthen, daß sich bey ferne-
rer Fortsetzung der Beobachtungen ein Gesetz äußern
werde, welches sich allgemeiner auf das Ganze aus-
breitet, und folglich bey einer größern Zahl von Ob-
servationen für sich bestimmt werden kann, und seine

eigene
XXIX. Hauptſtuͤck.
§. 845.

Wo ſich aber die Anomalien nicht compenſiren,
da geſchieht es, entweder, weil nur wenige ſind, die
folglich nicht als Anomalien, ſondern als beſondere
Geſetze angeſehen werden muͤſſen, oder es geſchieht,
weil man noch nicht genug Beobachtungen hat. Denn
in denen Faͤllen, wo ſolche Anomalien keine locale
Ordnung haben, da muß die Menge der Obſervatio-
nen dazu gebraucht werden, wenn man die allgemei-
nern und durchgaͤngigen Geſetze darinn finden will,
die ſich bey einer geringern Anzahl von Obſervatio-
nen mit den einzeln und kleinern Anomalien confun-
diren. Man nimmt daher, um zu finden, wie
ſich die Grade der Sterblichkeit nach dem Alter, nach
dem Monate der Geburt ꝛc. richten, die Sterbregi-
ſter von groͤßern Staͤdten, ganzen Provinzen und
mehrern Jahren, weil eben nicht alle Jahre einerley
Zufaͤlle wiederkehren, und weil der Tod, was er in
einem Jahre in Anſehung dieſer oder jener Krankheit
wegnimmt, in Anſehung eben derſelben in dem fol-
genden Jahre an ſich ſchon weniger Stoff findet.
Denn die epidemiſchen Zufaͤlle ſind nur gewiſſen dazu
ſchon diſponirten Temperamenten toͤdtlich.

§. 846.

Dafern ſich aber auch da, wo man nach und nach
mehrere Obſervationen aufhaͤuft, bey dem, was man
anfangs als einzelne Anomalien anſahe, keine Com-
penſation findet, ſo iſt dieſes eine Anzeige, oder we-
nigſtens ein Anlaß zu vermuthen, daß ſich bey ferne-
rer Fortſetzung der Beobachtungen ein Geſetz aͤußern
werde, welches ſich allgemeiner auf das Ganze aus-
breitet, und folglich bey einer groͤßern Zahl von Ob-
ſervationen fuͤr ſich beſtimmt werden kann, und ſeine

eigene
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0480" n="472"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXIX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 845.</head><lb/>
            <p>Wo &#x017F;ich aber die Anomalien nicht compen&#x017F;iren,<lb/>
da ge&#x017F;chieht es, entweder, weil nur wenige &#x017F;ind, die<lb/>
folglich nicht als Anomalien, &#x017F;ondern als be&#x017F;ondere<lb/>
Ge&#x017F;etze ange&#x017F;ehen werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, oder es ge&#x017F;chieht,<lb/>
weil man noch nicht genug Beobachtungen hat. Denn<lb/>
in denen Fa&#x0364;llen, wo &#x017F;olche Anomalien keine locale<lb/>
Ordnung haben, da muß die Menge der Ob&#x017F;ervatio-<lb/>
nen dazu gebraucht werden, wenn man die allgemei-<lb/>
nern und durchga&#x0364;ngigen Ge&#x017F;etze darinn finden will,<lb/>
die &#x017F;ich bey einer geringern Anzahl von Ob&#x017F;ervatio-<lb/>
nen mit den einzeln und kleinern Anomalien confun-<lb/>
diren. Man nimmt daher, um zu finden, wie<lb/>
&#x017F;ich die Grade der Sterblichkeit nach dem Alter, nach<lb/>
dem Monate der Geburt &#xA75B;c. richten, die Sterbregi-<lb/>
&#x017F;ter von gro&#x0364;ßern Sta&#x0364;dten, ganzen Provinzen und<lb/>
mehrern Jahren, weil eben nicht alle Jahre einerley<lb/>
Zufa&#x0364;lle wiederkehren, und weil der Tod, was er in<lb/>
einem Jahre in An&#x017F;ehung die&#x017F;er oder jener Krankheit<lb/>
wegnimmt, in An&#x017F;ehung eben der&#x017F;elben in dem fol-<lb/>
genden Jahre an &#x017F;ich &#x017F;chon weniger Stoff findet.<lb/>
Denn die epidemi&#x017F;chen Zufa&#x0364;lle &#x017F;ind nur gewi&#x017F;&#x017F;en dazu<lb/>
&#x017F;chon di&#x017F;ponirten Temperamenten to&#x0364;dtlich.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 846.</head><lb/>
            <p>Dafern &#x017F;ich aber auch da, wo man nach und nach<lb/>
mehrere Ob&#x017F;ervationen aufha&#x0364;uft, bey dem, was man<lb/>
anfangs als einzelne Anomalien an&#x017F;ahe, keine Com-<lb/>
pen&#x017F;ation findet, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;es eine Anzeige, oder we-<lb/>
nig&#x017F;tens ein Anlaß zu vermuthen, daß &#x017F;ich bey ferne-<lb/>
rer Fort&#x017F;etzung der Beobachtungen ein Ge&#x017F;etz a&#x0364;ußern<lb/>
werde, welches &#x017F;ich allgemeiner auf das Ganze aus-<lb/>
breitet, und folglich bey einer gro&#x0364;ßern Zahl von Ob-<lb/>
&#x017F;ervationen fu&#x0364;r &#x017F;ich be&#x017F;timmt werden kann, und &#x017F;eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eigene</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[472/0480] XXIX. Hauptſtuͤck. §. 845. Wo ſich aber die Anomalien nicht compenſiren, da geſchieht es, entweder, weil nur wenige ſind, die folglich nicht als Anomalien, ſondern als beſondere Geſetze angeſehen werden muͤſſen, oder es geſchieht, weil man noch nicht genug Beobachtungen hat. Denn in denen Faͤllen, wo ſolche Anomalien keine locale Ordnung haben, da muß die Menge der Obſervatio- nen dazu gebraucht werden, wenn man die allgemei- nern und durchgaͤngigen Geſetze darinn finden will, die ſich bey einer geringern Anzahl von Obſervatio- nen mit den einzeln und kleinern Anomalien confun- diren. Man nimmt daher, um zu finden, wie ſich die Grade der Sterblichkeit nach dem Alter, nach dem Monate der Geburt ꝛc. richten, die Sterbregi- ſter von groͤßern Staͤdten, ganzen Provinzen und mehrern Jahren, weil eben nicht alle Jahre einerley Zufaͤlle wiederkehren, und weil der Tod, was er in einem Jahre in Anſehung dieſer oder jener Krankheit wegnimmt, in Anſehung eben derſelben in dem fol- genden Jahre an ſich ſchon weniger Stoff findet. Denn die epidemiſchen Zufaͤlle ſind nur gewiſſen dazu ſchon diſponirten Temperamenten toͤdtlich. §. 846. Dafern ſich aber auch da, wo man nach und nach mehrere Obſervationen aufhaͤuft, bey dem, was man anfangs als einzelne Anomalien anſahe, keine Com- penſation findet, ſo iſt dieſes eine Anzeige, oder we- nigſtens ein Anlaß zu vermuthen, daß ſich bey ferne- rer Fortſetzung der Beobachtungen ein Geſetz aͤußern werde, welches ſich allgemeiner auf das Ganze aus- breitet, und folglich bey einer groͤßern Zahl von Ob- ſervationen fuͤr ſich beſtimmt werden kann, und ſeine eigene

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/480
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/480>, abgerufen am 21.12.2024.