Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Gleichartigkeit.
Dauer der Wirkung genau und weder mehr noch min-
der als zureichend seyn. Was in jedem Fall hieran
fehlt, da hat man noch nicht alles gefunden, und
zuweilen statt des wahren etwas irriges. So hatte
man z. E. vormals geglaubt, das Steigen des Was-
sers in den Pumpen lasse sich aus dem Satze, daß in
der Natur nichts leeres seyn könne, völlig erklä-
ren. Man fand aber nachher, daß die Folge aus
diesem Satze weiter als die Erfahrung gehe, und
wurde dadurch veranlaßt, die Ursache in dem Drucke
der Luft zu finden. So machten auch die Haarröhr-
chen an den hydrostatischen Sätzen eine Ausnahme,
welche zeigeten, daß man dabey außer der Schwere
noch andere wirkende Kräfte zu suchen habe. Die
Naturlehre beut zu diesen Beyspielen noch eine Men-
ge anderer an.

§. 823.

Die zweyte Classe betrifft solche Größen, die mit
andern zugleich sind, und besonders, auf die mit die-
sen letztern vorkommenden Verhältnisse gehen, diese
mögen nun real oder ideal seyn. So z. E. findet sich
bey der Bewegung immer Masse, Kraft, Geschwin-
digkeit, Raum, Direction und Zeit beysammen, und
die Mechanic beschäfftiget sich damit, die Verhält-
nisse zwischen diesen an sich ganz ungleichartigen
Größen zu bestimmen. Jn der Geometrie werden
mit den Linien zugleich, und an sich schon auch Win-
kel gezeichnet, wodurch ihre Lage und die Verhältnisse
der Theile, die zwischen den Durchschnittspuncten
liegen, angezeiget und bestimmt werden. Die Ab-
hänglichkeiten dabey sind von der Art, daß in einem
geradelinichten Triangel zween Winkel den dritten be-
stimmen, und aus drey von den dabey vorkommen-

den
Lamb. Archit. II. B. F f

Die Gleichartigkeit.
Dauer der Wirkung genau und weder mehr noch min-
der als zureichend ſeyn. Was in jedem Fall hieran
fehlt, da hat man noch nicht alles gefunden, und
zuweilen ſtatt des wahren etwas irriges. So hatte
man z. E. vormals geglaubt, das Steigen des Waſ-
ſers in den Pumpen laſſe ſich aus dem Satze, daß in
der Natur nichts leeres ſeyn koͤnne, voͤllig erklaͤ-
ren. Man fand aber nachher, daß die Folge aus
dieſem Satze weiter als die Erfahrung gehe, und
wurde dadurch veranlaßt, die Urſache in dem Drucke
der Luft zu finden. So machten auch die Haarroͤhr-
chen an den hydroſtatiſchen Saͤtzen eine Ausnahme,
welche zeigeten, daß man dabey außer der Schwere
noch andere wirkende Kraͤfte zu ſuchen habe. Die
Naturlehre beut zu dieſen Beyſpielen noch eine Men-
ge anderer an.

§. 823.

Die zweyte Claſſe betrifft ſolche Groͤßen, die mit
andern zugleich ſind, und beſonders, auf die mit die-
ſen letztern vorkommenden Verhaͤltniſſe gehen, dieſe
moͤgen nun real oder ideal ſeyn. So z. E. findet ſich
bey der Bewegung immer Maſſe, Kraft, Geſchwin-
digkeit, Raum, Direction und Zeit beyſammen, und
die Mechanic beſchaͤfftiget ſich damit, die Verhaͤlt-
niſſe zwiſchen dieſen an ſich ganz ungleichartigen
Groͤßen zu beſtimmen. Jn der Geometrie werden
mit den Linien zugleich, und an ſich ſchon auch Win-
kel gezeichnet, wodurch ihre Lage und die Verhaͤltniſſe
der Theile, die zwiſchen den Durchſchnittspuncten
liegen, angezeiget und beſtimmt werden. Die Ab-
haͤnglichkeiten dabey ſind von der Art, daß in einem
geradelinichten Triangel zween Winkel den dritten be-
ſtimmen, und aus drey von den dabey vorkommen-

den
Lamb. Archit. II. B. F f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0457" n="449"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Gleichartigkeit.</hi></fw><lb/>
Dauer der Wirkung genau und weder mehr noch min-<lb/>
der als zureichend &#x017F;eyn. Was in jedem Fall hieran<lb/>
fehlt, da hat man noch nicht alles gefunden, und<lb/>
zuweilen &#x017F;tatt des wahren etwas irriges. So hatte<lb/>
man z. E. vormals geglaubt, das Steigen des Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers in den Pumpen la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich aus dem Satze, daß in<lb/>
der Natur nichts leeres &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, vo&#x0364;llig erkla&#x0364;-<lb/>
ren. Man fand aber nachher, daß die Folge aus<lb/>
die&#x017F;em Satze weiter als die Erfahrung gehe, und<lb/>
wurde dadurch veranlaßt, die Ur&#x017F;ache in dem Drucke<lb/>
der Luft zu finden. So machten auch die Haarro&#x0364;hr-<lb/>
chen an den hydro&#x017F;tati&#x017F;chen Sa&#x0364;tzen eine Ausnahme,<lb/>
welche zeigeten, daß man dabey außer der Schwere<lb/>
noch andere wirkende Kra&#x0364;fte zu &#x017F;uchen habe. Die<lb/>
Naturlehre beut zu die&#x017F;en Bey&#x017F;pielen noch eine Men-<lb/>
ge anderer an.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 823.</head><lb/>
            <p>Die zweyte Cla&#x017F;&#x017F;e betrifft &#x017F;olche Gro&#x0364;ßen, die mit<lb/>
andern zugleich &#x017F;ind, und be&#x017F;onders, auf die mit die-<lb/>
&#x017F;en letztern vorkommenden Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e gehen, die&#x017F;e<lb/>
mo&#x0364;gen nun real oder ideal &#x017F;eyn. So z. E. findet &#x017F;ich<lb/>
bey der Bewegung immer Ma&#x017F;&#x017F;e, Kraft, Ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit, Raum, Direction und Zeit bey&#x017F;ammen, und<lb/>
die Mechanic be&#x017F;cha&#x0364;fftiget &#x017F;ich damit, die Verha&#x0364;lt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen die&#x017F;en an &#x017F;ich ganz ungleichartigen<lb/>
Gro&#x0364;ßen zu be&#x017F;timmen. Jn der Geometrie werden<lb/>
mit den Linien zugleich, und an &#x017F;ich &#x017F;chon auch Win-<lb/>
kel gezeichnet, wodurch ihre Lage und die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Theile, die zwi&#x017F;chen den Durch&#x017F;chnittspuncten<lb/>
liegen, angezeiget und be&#x017F;timmt werden. Die Ab-<lb/>
ha&#x0364;nglichkeiten dabey &#x017F;ind von der Art, daß in einem<lb/>
geradelinichten Triangel zween Winkel den dritten be-<lb/>
&#x017F;timmen, und aus drey von den dabey vorkommen-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Lamb. Archit.</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">B.</hi> F f</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0457] Die Gleichartigkeit. Dauer der Wirkung genau und weder mehr noch min- der als zureichend ſeyn. Was in jedem Fall hieran fehlt, da hat man noch nicht alles gefunden, und zuweilen ſtatt des wahren etwas irriges. So hatte man z. E. vormals geglaubt, das Steigen des Waſ- ſers in den Pumpen laſſe ſich aus dem Satze, daß in der Natur nichts leeres ſeyn koͤnne, voͤllig erklaͤ- ren. Man fand aber nachher, daß die Folge aus dieſem Satze weiter als die Erfahrung gehe, und wurde dadurch veranlaßt, die Urſache in dem Drucke der Luft zu finden. So machten auch die Haarroͤhr- chen an den hydroſtatiſchen Saͤtzen eine Ausnahme, welche zeigeten, daß man dabey außer der Schwere noch andere wirkende Kraͤfte zu ſuchen habe. Die Naturlehre beut zu dieſen Beyſpielen noch eine Men- ge anderer an. §. 823. Die zweyte Claſſe betrifft ſolche Groͤßen, die mit andern zugleich ſind, und beſonders, auf die mit die- ſen letztern vorkommenden Verhaͤltniſſe gehen, dieſe moͤgen nun real oder ideal ſeyn. So z. E. findet ſich bey der Bewegung immer Maſſe, Kraft, Geſchwin- digkeit, Raum, Direction und Zeit beyſammen, und die Mechanic beſchaͤfftiget ſich damit, die Verhaͤlt- niſſe zwiſchen dieſen an ſich ganz ungleichartigen Groͤßen zu beſtimmen. Jn der Geometrie werden mit den Linien zugleich, und an ſich ſchon auch Win- kel gezeichnet, wodurch ihre Lage und die Verhaͤltniſſe der Theile, die zwiſchen den Durchſchnittspuncten liegen, angezeiget und beſtimmt werden. Die Ab- haͤnglichkeiten dabey ſind von der Art, daß in einem geradelinichten Triangel zween Winkel den dritten be- ſtimmen, und aus drey von den dabey vorkommen- den Lamb. Archit. II. B. F f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/457
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/457>, abgerufen am 21.12.2024.