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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die Gleichartigkeit.
die Begriffe von Raum und Zeit dabey ohne alles
Bedenken weglassen kann. Man nehme aber den
Begriff der gleichförmigen Bewegung mit hinzu; so
wird der Satz sogleich Verstand und Nachdruck ha-
ben, und gleichsam belebet werden. Denn da kömmt
es so heraus, daß was in einer Minute Zeit einen
Fuß Raum durchläuft, in zwo Minuten zween Fuß
durchlaufen werde. Hiebey liegt in dem Begriffe
der gleichförmigen Bewegung der Grund, daß Raum
und Zeit in gleicher Verhältniß zunehmen, und da-
her die Analogie zwischen der Zunahme von beyden
eine reale Bedeutung erhält.

§. 819.

Man sieht ohne Mühe, daß dieses Beyspiel einen
ungleich allgemeinern Grund enthält, und daß man
ungleichartige Größen nicht für die lange Weile ge-
gegen einander proportionirt, sondern, daß man es
eigentlich da thut, wo die eine zugleich mit der an-
dern, und zwar in einerley Verhältniß größer und
kleiner ist oder wird, und folglich zwischen beyden
eine wirkliche Verbindung statt findet, oder die eine
von der andern abhängt. Von solchen Verbindungen
und Abhänglichkeiten giebt es nun eine große Menge.
Man kann aber nicht umgekehrt den Schluß machen,
daß allemal, wo solche vorkommen, die Verhältniß
zwischen den Größen schlechthin nur einfach sey. Wir
haben daher bereits in dem §. 735. angemerket, daß
man zwar mehrentheils damit anfängt, solche Ver-
hältnisse einfach zu setzen, bis sich etwann aus meh-
rern Erfahrungen und genauerer Untersuchung der
Sache zeiget, daß man davon abgehen, oder wenig-
stens, wie wir es in dem §. 737. anmerken, den An-
fang der Größen ändern, oder statt derselben andere

anneh-

Die Gleichartigkeit.
die Begriffe von Raum und Zeit dabey ohne alles
Bedenken weglaſſen kann. Man nehme aber den
Begriff der gleichfoͤrmigen Bewegung mit hinzu; ſo
wird der Satz ſogleich Verſtand und Nachdruck ha-
ben, und gleichſam belebet werden. Denn da koͤmmt
es ſo heraus, daß was in einer Minute Zeit einen
Fuß Raum durchlaͤuft, in zwo Minuten zween Fuß
durchlaufen werde. Hiebey liegt in dem Begriffe
der gleichfoͤrmigen Bewegung der Grund, daß Raum
und Zeit in gleicher Verhaͤltniß zunehmen, und da-
her die Analogie zwiſchen der Zunahme von beyden
eine reale Bedeutung erhaͤlt.

§. 819.

Man ſieht ohne Muͤhe, daß dieſes Beyſpiel einen
ungleich allgemeinern Grund enthaͤlt, und daß man
ungleichartige Groͤßen nicht fuͤr die lange Weile ge-
gegen einander proportionirt, ſondern, daß man es
eigentlich da thut, wo die eine zugleich mit der an-
dern, und zwar in einerley Verhaͤltniß groͤßer und
kleiner iſt oder wird, und folglich zwiſchen beyden
eine wirkliche Verbindung ſtatt findet, oder die eine
von der andern abhaͤngt. Von ſolchen Verbindungen
und Abhaͤnglichkeiten giebt es nun eine große Menge.
Man kann aber nicht umgekehrt den Schluß machen,
daß allemal, wo ſolche vorkommen, die Verhaͤltniß
zwiſchen den Groͤßen ſchlechthin nur einfach ſey. Wir
haben daher bereits in dem §. 735. angemerket, daß
man zwar mehrentheils damit anfaͤngt, ſolche Ver-
haͤltniſſe einfach zu ſetzen, bis ſich etwann aus meh-
rern Erfahrungen und genauerer Unterſuchung der
Sache zeiget, daß man davon abgehen, oder wenig-
ſtens, wie wir es in dem §. 737. anmerken, den An-
fang der Groͤßen aͤndern, oder ſtatt derſelben andere

anneh-
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[445/0453] Die Gleichartigkeit. die Begriffe von Raum und Zeit dabey ohne alles Bedenken weglaſſen kann. Man nehme aber den Begriff der gleichfoͤrmigen Bewegung mit hinzu; ſo wird der Satz ſogleich Verſtand und Nachdruck ha- ben, und gleichſam belebet werden. Denn da koͤmmt es ſo heraus, daß was in einer Minute Zeit einen Fuß Raum durchlaͤuft, in zwo Minuten zween Fuß durchlaufen werde. Hiebey liegt in dem Begriffe der gleichfoͤrmigen Bewegung der Grund, daß Raum und Zeit in gleicher Verhaͤltniß zunehmen, und da- her die Analogie zwiſchen der Zunahme von beyden eine reale Bedeutung erhaͤlt. §. 819. Man ſieht ohne Muͤhe, daß dieſes Beyſpiel einen ungleich allgemeinern Grund enthaͤlt, und daß man ungleichartige Groͤßen nicht fuͤr die lange Weile ge- gegen einander proportionirt, ſondern, daß man es eigentlich da thut, wo die eine zugleich mit der an- dern, und zwar in einerley Verhaͤltniß groͤßer und kleiner iſt oder wird, und folglich zwiſchen beyden eine wirkliche Verbindung ſtatt findet, oder die eine von der andern abhaͤngt. Von ſolchen Verbindungen und Abhaͤnglichkeiten giebt es nun eine große Menge. Man kann aber nicht umgekehrt den Schluß machen, daß allemal, wo ſolche vorkommen, die Verhaͤltniß zwiſchen den Groͤßen ſchlechthin nur einfach ſey. Wir haben daher bereits in dem §. 735. angemerket, daß man zwar mehrentheils damit anfaͤngt, ſolche Ver- haͤltniſſe einfach zu ſetzen, bis ſich etwann aus meh- rern Erfahrungen und genauerer Unterſuchung der Sache zeiget, daß man davon abgehen, oder wenig- ſtens, wie wir es in dem §. 737. anmerken, den An- fang der Groͤßen aͤndern, oder ſtatt derſelben andere anneh-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/453>, abgerufen am 30.12.2024.