sungen genaue Gleichartigkeiten und Continuitäten aufsuchet.
§. 811.
Der Grund, warum man nothwendig darauf be- dacht seyn, und auf diese Art verfahren muß, ist die- ser, daß Größen, wenn sie anders nicht bloß vorge- zählet, sondern in eine Summe gebracht, und mit einander sollen verglichen werden können, in einem so genauen Verstande gleichartig seyn müssen. Denn es wäre ungereimt, zu sagen, ein Jahr Zeit sey so groß als ein Pfund Gewicht, oder eine Linie so groß als eine Fläche, weil eigenlich nur Zeit mit Zeit, Gewicht mit Gewicht, Linien mit Linien, Flächen mit Flächen etc. in Absicht auf die Größe verglichen wer- den können. Wir haben daher schon oben (§. 141. N°. 4.) angemerket, daß man im strengsten Verstan- de diejenigen Dinge gleichartig nenne, die schlechthin nur der Größe nach verschieden sind, und hingegen (§. cit. N°. 5.), daß ungleichartige Dinge auch nur in so fern ungleichartig sind, als sie den Eigenschaf- ten nach verschieden sind. Da es nun unter den Din- gen, die eine reale Möglichkeit haben, nicht zwey durchaus Verschiedene und Ungleichartige geben kann (§. 146.), so giebt es in jeden Dingen mehr oder min- der etwas Gleichartiges und Gemeinsames, so daß sie in Absicht auf dasselbe Ausmessungen und Verglei- chungen der Größe zulassen. Jch sage in Absicht auf dasselbe. Denn darinn unterscheidet sich die Gleich- artigkeit, die der Mathematiker aufsuchet, von der Philosophischen, daß jener jede einzelne Gleichartig- keit, nach welcher etwas gemessen werden kann, in Absicht auf diese Ausmeßbarkeit für sich betrachtet, und dabey ungemein weitläuftige Theorien zu Stande bringen kann, da hingegen der Philosoph es bey der
Bemer-
XXVIII. Hauptſtuͤck.
ſungen genaue Gleichartigkeiten und Continuitaͤten aufſuchet.
§. 811.
Der Grund, warum man nothwendig darauf be- dacht ſeyn, und auf dieſe Art verfahren muß, iſt die- ſer, daß Groͤßen, wenn ſie anders nicht bloß vorge- zaͤhlet, ſondern in eine Summe gebracht, und mit einander ſollen verglichen werden koͤnnen, in einem ſo genauen Verſtande gleichartig ſeyn muͤſſen. Denn es waͤre ungereimt, zu ſagen, ein Jahr Zeit ſey ſo groß als ein Pfund Gewicht, oder eine Linie ſo groß als eine Flaͤche, weil eigenlich nur Zeit mit Zeit, Gewicht mit Gewicht, Linien mit Linien, Flaͤchen mit Flaͤchen ꝛc. in Abſicht auf die Groͤße verglichen wer- den koͤnnen. Wir haben daher ſchon oben (§. 141. N°. 4.) angemerket, daß man im ſtrengſten Verſtan- de diejenigen Dinge gleichartig nenne, die ſchlechthin nur der Groͤße nach verſchieden ſind, und hingegen (§. cit. N°. 5.), daß ungleichartige Dinge auch nur in ſo fern ungleichartig ſind, als ſie den Eigenſchaf- ten nach verſchieden ſind. Da es nun unter den Din- gen, die eine reale Moͤglichkeit haben, nicht zwey durchaus Verſchiedene und Ungleichartige geben kann (§. 146.), ſo giebt es in jeden Dingen mehr oder min- der etwas Gleichartiges und Gemeinſames, ſo daß ſie in Abſicht auf daſſelbe Ausmeſſungen und Verglei- chungen der Groͤße zulaſſen. Jch ſage in Abſicht auf daſſelbe. Denn darinn unterſcheidet ſich die Gleich- artigkeit, die der Mathematiker aufſuchet, von der Philoſophiſchen, daß jener jede einzelne Gleichartig- keit, nach welcher etwas gemeſſen werden kann, in Abſicht auf dieſe Ausmeßbarkeit fuͤr ſich betrachtet, und dabey ungemein weitlaͤuftige Theorien zu Stande bringen kann, da hingegen der Philoſoph es bey der
Bemer-
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XXVIII. Hauptſtuͤck.
ſungen genaue Gleichartigkeiten und Continuitaͤten
aufſuchet.
§. 811.
Der Grund, warum man nothwendig darauf be-
dacht ſeyn, und auf dieſe Art verfahren muß, iſt die-
ſer, daß Groͤßen, wenn ſie anders nicht bloß vorge-
zaͤhlet, ſondern in eine Summe gebracht, und mit
einander ſollen verglichen werden koͤnnen, in einem
ſo genauen Verſtande gleichartig ſeyn muͤſſen. Denn
es waͤre ungereimt, zu ſagen, ein Jahr Zeit ſey ſo
groß als ein Pfund Gewicht, oder eine Linie ſo groß
als eine Flaͤche, weil eigenlich nur Zeit mit Zeit,
Gewicht mit Gewicht, Linien mit Linien, Flaͤchen mit
Flaͤchen ꝛc. in Abſicht auf die Groͤße verglichen wer-
den koͤnnen. Wir haben daher ſchon oben (§. 141.
N°. 4.) angemerket, daß man im ſtrengſten Verſtan-
de diejenigen Dinge gleichartig nenne, die ſchlechthin
nur der Groͤße nach verſchieden ſind, und hingegen
(§. cit. N°. 5.), daß ungleichartige Dinge auch nur
in ſo fern ungleichartig ſind, als ſie den Eigenſchaf-
ten nach verſchieden ſind. Da es nun unter den Din-
gen, die eine reale Moͤglichkeit haben, nicht zwey
durchaus Verſchiedene und Ungleichartige geben kann
(§. 146.), ſo giebt es in jeden Dingen mehr oder min-
der etwas Gleichartiges und Gemeinſames, ſo daß
ſie in Abſicht auf daſſelbe Ausmeſſungen und Verglei-
chungen der Groͤße zulaſſen. Jch ſage in Abſicht auf
daſſelbe. Denn darinn unterſcheidet ſich die Gleich-
artigkeit, die der Mathematiker aufſuchet, von der
Philoſophiſchen, daß jener jede einzelne Gleichartig-
keit, nach welcher etwas gemeſſen werden kann, in
Abſicht auf dieſe Ausmeßbarkeit fuͤr ſich betrachtet,
und dabey ungemein weitlaͤuftige Theorien zu Stande
bringen kann, da hingegen der Philoſoph es bey der
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/446>, abgerufen am 03.12.2024.
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