Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XXVII. Hauptstück.
Theorie der Schwere hätte man von allem diesem
nichts vermuthet, sondern jeden Körper ohne Rück-
sicht auf seine Lage und Entfernung für gleich schwer
angesehen. Wird dem Körper, der sich allmählig
in die Erde versenket eine endliche Größe zugegeben,
so kömmt zu der erst gedachten Unterbrechung der
Continuität noch eine besondere hinzu, welche von
dem allmähligen Versenken herrühret. Wir finden
einen ähnlichen Umstand bey dem Satze, daß die
Erleuchtung einer ebenen Fläche sich nach dem Sinus
des Einfallswinkels richte. Denn hat der leuchtende
Körper eine endliche Größe so kann er auch gegen die
Fläche so gestellet werden, daß nur noch ein Theil
davon über derselben ist, und dieses ändert sodann
die Berechnung der Helligkeit der Fläche.

§. 808.

Wo sich hingegen kleinere Continuitäten der Ord-
nung nach in einander verlieren, da nimmt man statt
derselben mehrentheils eine durchgängige und einför-
mige Continuität an, und dieses mag unter gewis-
sen Bedingungen angehen. Denn so z. E. giebt
man dem ganzen Körper eine Elasticität, ungeachtet
dieselbe eigentlich bey den Theilchen vorkömmt, aus
denen er zusammengesetzt ist, und man kann sie auch
nur im Ganzen in so fern annehmen, als die Ver-
bindung der Theilchen durch größere Kräfte nicht zer-
rüttet und getrennet wird, (§. 96.). Auf eine ähn-
liche Art wird die Continuität den Körpern ohne
Rücksicht auf die sich in denselben befindlichen leeren
Zwischenräumchen angedichtet, besonders so fern sie
eine Festigkeit haben. Jn andern Absichten aber
geht dieses nicht an, (§. 778.). Man setzet auf eine
ähnliche Art, daß die Dichtigkeit und stralenbre-

chende

XXVII. Hauptſtuͤck.
Theorie der Schwere haͤtte man von allem dieſem
nichts vermuthet, ſondern jeden Koͤrper ohne Ruͤck-
ſicht auf ſeine Lage und Entfernung fuͤr gleich ſchwer
angeſehen. Wird dem Koͤrper, der ſich allmaͤhlig
in die Erde verſenket eine endliche Groͤße zugegeben,
ſo koͤmmt zu der erſt gedachten Unterbrechung der
Continuitaͤt noch eine beſondere hinzu, welche von
dem allmaͤhligen Verſenken herruͤhret. Wir finden
einen aͤhnlichen Umſtand bey dem Satze, daß die
Erleuchtung einer ebenen Flaͤche ſich nach dem Sinus
des Einfallswinkels richte. Denn hat der leuchtende
Koͤrper eine endliche Groͤße ſo kann er auch gegen die
Flaͤche ſo geſtellet werden, daß nur noch ein Theil
davon uͤber derſelben iſt, und dieſes aͤndert ſodann
die Berechnung der Helligkeit der Flaͤche.

§. 808.

Wo ſich hingegen kleinere Continuitaͤten der Ord-
nung nach in einander verlieren, da nimmt man ſtatt
derſelben mehrentheils eine durchgaͤngige und einfoͤr-
mige Continuitaͤt an, und dieſes mag unter gewiſ-
ſen Bedingungen angehen. Denn ſo z. E. giebt
man dem ganzen Koͤrper eine Elaſticitaͤt, ungeachtet
dieſelbe eigentlich bey den Theilchen vorkoͤmmt, aus
denen er zuſammengeſetzt iſt, und man kann ſie auch
nur im Ganzen in ſo fern annehmen, als die Ver-
bindung der Theilchen durch groͤßere Kraͤfte nicht zer-
ruͤttet und getrennet wird, (§. 96.). Auf eine aͤhn-
liche Art wird die Continuitaͤt den Koͤrpern ohne
Ruͤckſicht auf die ſich in denſelben befindlichen leeren
Zwiſchenraͤumchen angedichtet, beſonders ſo fern ſie
eine Feſtigkeit haben. Jn andern Abſichten aber
geht dieſes nicht an, (§. 778.). Man ſetzet auf eine
aͤhnliche Art, daß die Dichtigkeit und ſtralenbre-

chende
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0442" n="434"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
Theorie der Schwere ha&#x0364;tte man von allem die&#x017F;em<lb/>
nichts vermuthet, &#x017F;ondern jeden Ko&#x0364;rper ohne Ru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;icht auf &#x017F;eine Lage und Entfernung fu&#x0364;r gleich &#x017F;chwer<lb/>
ange&#x017F;ehen. Wird dem Ko&#x0364;rper, der &#x017F;ich allma&#x0364;hlig<lb/>
in die Erde ver&#x017F;enket eine endliche Gro&#x0364;ße zugegeben,<lb/>
&#x017F;o ko&#x0364;mmt zu der er&#x017F;t gedachten Unterbrechung der<lb/>
Continuita&#x0364;t noch eine be&#x017F;ondere hinzu, welche von<lb/>
dem allma&#x0364;hligen Ver&#x017F;enken herru&#x0364;hret. Wir finden<lb/>
einen a&#x0364;hnlichen Um&#x017F;tand bey dem Satze, daß die<lb/>
Erleuchtung einer ebenen Fla&#x0364;che &#x017F;ich nach dem <hi rendition="#aq">Sinus</hi><lb/>
des Einfallswinkels richte. Denn hat der leuchtende<lb/>
Ko&#x0364;rper eine endliche Gro&#x0364;ße &#x017F;o kann er auch gegen die<lb/>
Fla&#x0364;che &#x017F;o ge&#x017F;tellet werden, daß nur noch ein Theil<lb/>
davon u&#x0364;ber der&#x017F;elben i&#x017F;t, und die&#x017F;es a&#x0364;ndert &#x017F;odann<lb/>
die Berechnung der Helligkeit der Fla&#x0364;che.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 808.</head><lb/>
            <p>Wo &#x017F;ich hingegen kleinere Continuita&#x0364;ten der Ord-<lb/>
nung nach in einander verlieren, da nimmt man &#x017F;tatt<lb/>
der&#x017F;elben mehrentheils eine durchga&#x0364;ngige und einfo&#x0364;r-<lb/>
mige Continuita&#x0364;t an, und die&#x017F;es mag unter gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Bedingungen angehen. Denn &#x017F;o z. E. giebt<lb/>
man dem ganzen Ko&#x0364;rper eine Ela&#x017F;ticita&#x0364;t, ungeachtet<lb/>
die&#x017F;elbe eigentlich bey den Theilchen vorko&#x0364;mmt, aus<lb/>
denen er zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt i&#x017F;t, und man kann &#x017F;ie auch<lb/>
nur im Ganzen in &#x017F;o fern annehmen, als die Ver-<lb/>
bindung der Theilchen durch gro&#x0364;ßere Kra&#x0364;fte nicht zer-<lb/>
ru&#x0364;ttet und getrennet wird, (§. 96.). Auf eine a&#x0364;hn-<lb/>
liche Art wird die Continuita&#x0364;t den Ko&#x0364;rpern ohne<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf die &#x017F;ich in den&#x017F;elben befindlichen leeren<lb/>
Zwi&#x017F;chenra&#x0364;umchen angedichtet, be&#x017F;onders &#x017F;o fern &#x017F;ie<lb/>
eine Fe&#x017F;tigkeit haben. Jn andern Ab&#x017F;ichten aber<lb/>
geht die&#x017F;es nicht an, (§. 778.). Man &#x017F;etzet auf eine<lb/>
a&#x0364;hnliche Art, daß die Dichtigkeit und &#x017F;tralenbre-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chende</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[434/0442] XXVII. Hauptſtuͤck. Theorie der Schwere haͤtte man von allem dieſem nichts vermuthet, ſondern jeden Koͤrper ohne Ruͤck- ſicht auf ſeine Lage und Entfernung fuͤr gleich ſchwer angeſehen. Wird dem Koͤrper, der ſich allmaͤhlig in die Erde verſenket eine endliche Groͤße zugegeben, ſo koͤmmt zu der erſt gedachten Unterbrechung der Continuitaͤt noch eine beſondere hinzu, welche von dem allmaͤhligen Verſenken herruͤhret. Wir finden einen aͤhnlichen Umſtand bey dem Satze, daß die Erleuchtung einer ebenen Flaͤche ſich nach dem Sinus des Einfallswinkels richte. Denn hat der leuchtende Koͤrper eine endliche Groͤße ſo kann er auch gegen die Flaͤche ſo geſtellet werden, daß nur noch ein Theil davon uͤber derſelben iſt, und dieſes aͤndert ſodann die Berechnung der Helligkeit der Flaͤche. §. 808. Wo ſich hingegen kleinere Continuitaͤten der Ord- nung nach in einander verlieren, da nimmt man ſtatt derſelben mehrentheils eine durchgaͤngige und einfoͤr- mige Continuitaͤt an, und dieſes mag unter gewiſ- ſen Bedingungen angehen. Denn ſo z. E. giebt man dem ganzen Koͤrper eine Elaſticitaͤt, ungeachtet dieſelbe eigentlich bey den Theilchen vorkoͤmmt, aus denen er zuſammengeſetzt iſt, und man kann ſie auch nur im Ganzen in ſo fern annehmen, als die Ver- bindung der Theilchen durch groͤßere Kraͤfte nicht zer- ruͤttet und getrennet wird, (§. 96.). Auf eine aͤhn- liche Art wird die Continuitaͤt den Koͤrpern ohne Ruͤckſicht auf die ſich in denſelben befindlichen leeren Zwiſchenraͤumchen angedichtet, beſonders ſo fern ſie eine Feſtigkeit haben. Jn andern Abſichten aber geht dieſes nicht an, (§. 778.). Man ſetzet auf eine aͤhnliche Art, daß die Dichtigkeit und ſtralenbre- chende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/442
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/442>, abgerufen am 21.12.2024.