Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.
Das Ausmeßbare. heiten finden, es sey nun, daß diese an sich, oder we-nigstens in der vorhabenden Absicht, als untheilbar müssen angesehen werden. So lange nun solcher Ein- heiten nur wenige in der Rechnung vorkommen, muß man es bey der Abzählung bewenden lassen, und den Erfolg für jede Einheit für sich betrachten. Jst aber die Anzahl so groß, daß eines mehr oder minder für nichts zu achten, so kann man auch Brüche gelten lassen, und dadurch verfällt man auf Continuitäten, und läßt in der Anwendung der Rechnung, wo es seyn muß, die Brüche weg, oder giebt ihnen eine andere Bedeutung. Man stelle z. E. die Jahre des Alters durch Abscissen, die Anzahl derer, die von jedem Alter leben, durch Ordinaten vor, so wird die krumme Linie, so man auf diese Art zieht, häufig solche Ordinaten angeben, die außer einer ganzen Zahl von Lebenden noch einen Bruch anzeigen. Jst nun die ganze Zahl sehr groß, so kann man den Bruch weglassen, widrigenfalls ändert man die Be- deutung, und wenn z. E. der Bruch man zwey Jahre zusammen, und anstatt zu sagen, daß von einem gewissen Alter jedes Jahr saget man, daß von diesem Alter in zweyen Jahren einer sterbe etc. Man kann übrigens zugleich aus der hier gemachten Anmerkung sehen, daß die Fälle, wo man die Continuität mit dem Abzählen leicht ver- menget mehrentheils diejenigen sind, wo man sie in der That in Absicht auf die Rechnung ohne merklichen Fehler verwechseln kann, und daß die Vermengung wenigstens in dieser Absicht nichts zu sagen habe. §. 806. Es fordert aber die Continuität nicht nur, daß die auch
Das Ausmeßbare. heiten finden, es ſey nun, daß dieſe an ſich, oder we-nigſtens in der vorhabenden Abſicht, als untheilbar muͤſſen angeſehen werden. So lange nun ſolcher Ein- heiten nur wenige in der Rechnung vorkommen, muß man es bey der Abzaͤhlung bewenden laſſen, und den Erfolg fuͤr jede Einheit fuͤr ſich betrachten. Jſt aber die Anzahl ſo groß, daß eines mehr oder minder fuͤr nichts zu achten, ſo kann man auch Bruͤche gelten laſſen, und dadurch verfaͤllt man auf Continuitaͤten, und laͤßt in der Anwendung der Rechnung, wo es ſeyn muß, die Bruͤche weg, oder giebt ihnen eine andere Bedeutung. Man ſtelle z. E. die Jahre des Alters durch Abſciſſen, die Anzahl derer, die von jedem Alter leben, durch Ordinaten vor, ſo wird die krumme Linie, ſo man auf dieſe Art zieht, haͤufig ſolche Ordinaten angeben, die außer einer ganzen Zahl von Lebenden noch einen Bruch anzeigen. Jſt nun die ganze Zahl ſehr groß, ſo kann man den Bruch weglaſſen, widrigenfalls aͤndert man die Be- deutung, und wenn z. E. der Bruch man zwey Jahre zuſammen, und anſtatt zu ſagen, daß von einem gewiſſen Alter jedes Jahr ſaget man, daß von dieſem Alter in zweyen Jahren einer ſterbe ꝛc. Man kann uͤbrigens zugleich aus der hier gemachten Anmerkung ſehen, daß die Faͤlle, wo man die Continuitaͤt mit dem Abzaͤhlen leicht ver- menget mehrentheils diejenigen ſind, wo man ſie in der That in Abſicht auf die Rechnung ohne merklichen Fehler verwechſeln kann, und daß die Vermengung wenigſtens in dieſer Abſicht nichts zu ſagen habe. §. 806. Es fordert aber die Continuitaͤt nicht nur, daß die auch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0439" n="431"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Ausmeßbare.</hi></fw><lb/> heiten finden, es ſey nun, daß dieſe an ſich, oder we-<lb/> nigſtens in der vorhabenden Abſicht, als untheilbar<lb/> muͤſſen angeſehen werden. So lange nun ſolcher Ein-<lb/> heiten nur wenige in der Rechnung vorkommen, muß<lb/> man es bey der Abzaͤhlung bewenden laſſen, und den<lb/> Erfolg fuͤr jede Einheit fuͤr ſich betrachten. Jſt aber<lb/> die Anzahl ſo groß, daß eines mehr oder minder fuͤr<lb/> nichts zu achten, ſo kann man auch Bruͤche gelten<lb/> laſſen, und dadurch verfaͤllt man auf Continuitaͤten,<lb/> und laͤßt in der Anwendung der Rechnung, wo es<lb/> ſeyn muß, die Bruͤche weg, oder giebt ihnen eine<lb/> andere Bedeutung. Man ſtelle z. E. die Jahre des<lb/> Alters durch Abſciſſen, die Anzahl derer, die von<lb/> jedem Alter leben, durch Ordinaten vor, ſo wird die<lb/> krumme Linie, ſo man auf dieſe Art zieht, haͤufig<lb/> ſolche Ordinaten angeben, die außer einer ganzen<lb/> Zahl von Lebenden noch einen Bruch anzeigen. Jſt<lb/> nun die ganze Zahl ſehr groß, ſo kann man den<lb/> Bruch weglaſſen, widrigenfalls aͤndert man die Be-<lb/> deutung, und wenn z. E. der Bruch <formula notation="TeX">\frac {1} {2}</formula> iſt, ſo nimmt<lb/> man zwey Jahre zuſammen, und anſtatt zu ſagen,<lb/> daß von einem gewiſſen Alter jedes Jahr<formula notation="TeX">\frac {1} {2}</formula> ſterbe,<lb/> ſaget man, daß von dieſem Alter in zweyen Jahren<lb/> einer ſterbe ꝛc. Man kann uͤbrigens zugleich aus<lb/> der hier gemachten Anmerkung ſehen, daß die Faͤlle,<lb/> wo man die Continuitaͤt mit dem Abzaͤhlen leicht ver-<lb/> menget mehrentheils diejenigen ſind, wo man ſie in<lb/> der That in Abſicht auf die Rechnung ohne merklichen<lb/> Fehler verwechſeln kann, und daß die Vermengung<lb/> wenigſtens in dieſer Abſicht nichts zu ſagen habe.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 806.</head><lb/> <p>Es fordert aber die Continuitaͤt nicht nur, daß die<lb/> Einheiten nicht untheilbar ſeyn, ſondern ſie muͤſſen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [431/0439]
Das Ausmeßbare.
heiten finden, es ſey nun, daß dieſe an ſich, oder we-
nigſtens in der vorhabenden Abſicht, als untheilbar
muͤſſen angeſehen werden. So lange nun ſolcher Ein-
heiten nur wenige in der Rechnung vorkommen, muß
man es bey der Abzaͤhlung bewenden laſſen, und den
Erfolg fuͤr jede Einheit fuͤr ſich betrachten. Jſt aber
die Anzahl ſo groß, daß eines mehr oder minder fuͤr
nichts zu achten, ſo kann man auch Bruͤche gelten
laſſen, und dadurch verfaͤllt man auf Continuitaͤten,
und laͤßt in der Anwendung der Rechnung, wo es
ſeyn muß, die Bruͤche weg, oder giebt ihnen eine
andere Bedeutung. Man ſtelle z. E. die Jahre des
Alters durch Abſciſſen, die Anzahl derer, die von
jedem Alter leben, durch Ordinaten vor, ſo wird die
krumme Linie, ſo man auf dieſe Art zieht, haͤufig
ſolche Ordinaten angeben, die außer einer ganzen
Zahl von Lebenden noch einen Bruch anzeigen. Jſt
nun die ganze Zahl ſehr groß, ſo kann man den
Bruch weglaſſen, widrigenfalls aͤndert man die Be-
deutung, und wenn z. E. der Bruch [FORMEL] iſt, ſo nimmt
man zwey Jahre zuſammen, und anſtatt zu ſagen,
daß von einem gewiſſen Alter jedes Jahr[FORMEL] ſterbe,
ſaget man, daß von dieſem Alter in zweyen Jahren
einer ſterbe ꝛc. Man kann uͤbrigens zugleich aus
der hier gemachten Anmerkung ſehen, daß die Faͤlle,
wo man die Continuitaͤt mit dem Abzaͤhlen leicht ver-
menget mehrentheils diejenigen ſind, wo man ſie in
der That in Abſicht auf die Rechnung ohne merklichen
Fehler verwechſeln kann, und daß die Vermengung
wenigſtens in dieſer Abſicht nichts zu ſagen habe.
§. 806.
Es fordert aber die Continuitaͤt nicht nur, daß die
Einheiten nicht untheilbar ſeyn, ſondern ſie muͤſſen
auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/439 |
| Zitationshilfe: | Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/439>, abgerufen am 30.12.2024. |
