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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Ausmeßbare.
Dauer und ihrer Größe bestimmt werden muß. Die
Fragen, wie ofte? wie häufig? fordern eine Ab-
zählung, erstere in Einheiten der Zeit, z. E. alle
Tage, dreymal des Jahres etc. die andere aber, so-
wohl in Einheiten der Ausdehnung, als der Dauer,
besonders aber der Ausdehnung, wo viel einzele
Dinge beysammen sind.

§. 796.

Sodann beziehen sich solche Fragen nicht immer
unmittelbar auf die Sätze, sondern mehrentheils auf
das, was an derselben größer oder kleiner, häufiger
oder seltener ist, und auf die Absicht, in welcher die-
selbe ausmeßbar ist, und von denen, wie wir bereits
oben (§. 717.) erinnert haben, entweder jede für sich
allein, oder höchstens nur so viel deren nothwendig
zusammen gehören, betrachtet werden. Wir merken
dieses hier an, weil man in vielen Fällen leicht ver-
leitet werden kann, einer Sache Grade und Größe
zuzuschreiben, wo eigentlich keine vorkommen, und
weil man etwann auch die Größe der Sache in einer
dieser Absichten, einer von den andern Absichten zu-
schreibt, wie z. E. wenn man die Existenz einer Sa-
che desto größer setzen will, je mehrere Theile sie hat,
oder je größern Raum sie einnimmt. Denn da ist
der Ausdruck, daß die Existenz größer sey, uneigent-
lich, weil man statt dessen sagen muß, daß die Sa-
che mit mehrern Theilen, oder, daß an der Sache
mehrere Theile existiren, daß sie einen größern Raum
einnehme etc. Jn der That kann man auch, wo von
der Anzahl der Theile, oder von dem Raume die
Rede ist, den die Sache einnimmt, den Ausdruck
der Existenz weglassen, weil davon eigentlich nicht
die Rede ist. Hingegen ist zwar mit dem Begriffe

der
D d 2

Das Ausmeßbare.
Dauer und ihrer Groͤße beſtimmt werden muß. Die
Fragen, wie ofte? wie haͤufig? fordern eine Ab-
zaͤhlung, erſtere in Einheiten der Zeit, z. E. alle
Tage, dreymal des Jahres ꝛc. die andere aber, ſo-
wohl in Einheiten der Ausdehnung, als der Dauer,
beſonders aber der Ausdehnung, wo viel einzele
Dinge beyſammen ſind.

§. 796.

Sodann beziehen ſich ſolche Fragen nicht immer
unmittelbar auf die Saͤtze, ſondern mehrentheils auf
das, was an derſelben groͤßer oder kleiner, haͤufiger
oder ſeltener iſt, und auf die Abſicht, in welcher die-
ſelbe ausmeßbar iſt, und von denen, wie wir bereits
oben (§. 717.) erinnert haben, entweder jede fuͤr ſich
allein, oder hoͤchſtens nur ſo viel deren nothwendig
zuſammen gehoͤren, betrachtet werden. Wir merken
dieſes hier an, weil man in vielen Faͤllen leicht ver-
leitet werden kann, einer Sache Grade und Groͤße
zuzuſchreiben, wo eigentlich keine vorkommen, und
weil man etwann auch die Groͤße der Sache in einer
dieſer Abſichten, einer von den andern Abſichten zu-
ſchreibt, wie z. E. wenn man die Exiſtenz einer Sa-
che deſto groͤßer ſetzen will, je mehrere Theile ſie hat,
oder je groͤßern Raum ſie einnimmt. Denn da iſt
der Ausdruck, daß die Exiſtenz groͤßer ſey, uneigent-
lich, weil man ſtatt deſſen ſagen muß, daß die Sa-
che mit mehrern Theilen, oder, daß an der Sache
mehrere Theile exiſtiren, daß ſie einen groͤßern Raum
einnehme ꝛc. Jn der That kann man auch, wo von
der Anzahl der Theile, oder von dem Raume die
Rede iſt, den die Sache einnimmt, den Ausdruck
der Exiſtenz weglaſſen, weil davon eigentlich nicht
die Rede iſt. Hingegen iſt zwar mit dem Begriffe

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[419/0427] Das Ausmeßbare. Dauer und ihrer Groͤße beſtimmt werden muß. Die Fragen, wie ofte? wie haͤufig? fordern eine Ab- zaͤhlung, erſtere in Einheiten der Zeit, z. E. alle Tage, dreymal des Jahres ꝛc. die andere aber, ſo- wohl in Einheiten der Ausdehnung, als der Dauer, beſonders aber der Ausdehnung, wo viel einzele Dinge beyſammen ſind. §. 796. Sodann beziehen ſich ſolche Fragen nicht immer unmittelbar auf die Saͤtze, ſondern mehrentheils auf das, was an derſelben groͤßer oder kleiner, haͤufiger oder ſeltener iſt, und auf die Abſicht, in welcher die- ſelbe ausmeßbar iſt, und von denen, wie wir bereits oben (§. 717.) erinnert haben, entweder jede fuͤr ſich allein, oder hoͤchſtens nur ſo viel deren nothwendig zuſammen gehoͤren, betrachtet werden. Wir merken dieſes hier an, weil man in vielen Faͤllen leicht ver- leitet werden kann, einer Sache Grade und Groͤße zuzuſchreiben, wo eigentlich keine vorkommen, und weil man etwann auch die Groͤße der Sache in einer dieſer Abſichten, einer von den andern Abſichten zu- ſchreibt, wie z. E. wenn man die Exiſtenz einer Sa- che deſto groͤßer ſetzen will, je mehrere Theile ſie hat, oder je groͤßern Raum ſie einnimmt. Denn da iſt der Ausdruck, daß die Exiſtenz groͤßer ſey, uneigent- lich, weil man ſtatt deſſen ſagen muß, daß die Sa- che mit mehrern Theilen, oder, daß an der Sache mehrere Theile exiſtiren, daß ſie einen groͤßern Raum einnehme ꝛc. Jn der That kann man auch, wo von der Anzahl der Theile, oder von dem Raume die Rede iſt, den die Sache einnimmt, den Ausdruck der Exiſtenz weglaſſen, weil davon eigentlich nicht die Rede iſt. Hingegen iſt zwar mit dem Begriffe der D d 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/427>, abgerufen am 21.12.2024.