Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Ausmeßbare.
sache Bedeutung vorzunehmen, besser bey der Sache
selbst anfängt, und die dadurch überhaupt vorgestell-
ten Dinge, nebst denen, die damit einige Verwandt-
schaft und Verbindung haben, zusammen nimmt,
um durch eine genauere Vergleichung derselben zu
sehen, wie vielerley man darinn zu unterscheiden hat,
und welchem Stücke etwann das Wort als eine
schickliche Benennung beygelegt werden könne? Der
Vortheil, den man davon hat, äußert sich da, wo
etwas ausgemessen werden soll, am offenbarsten, weil
man ohne ein solches Auseinanderlesen alles verschie-
denen und einfachen selten zu einer richtigen und evi-
denten Ausmessungsart gelanget.

§. 792.

Um nun aber die vorhin angeführten Fragen an
sich zu betrachten, so merken wir an, daß sie in eini-
ge Hauptclassen können getheilet werden. Die erste
dieser Classen wollen wir durch die Frage, welche?
anzeigen. Es ist zwar dieses Wort im Deutschen
vieldeutig, weil wir es durch quales eben sowohl als
durch quaenam übersetzen. Es können aber hier diese
beyden Bedeutungen vorkommen. Um dieses zu zei-
gen, bemerken wir, daß die Frage: welche? bey
dem Vorzählen der Theile vorkommen kann. Denn,
wo nicht von allen die Rede ist, da kann man fra-
gen, von welchen dann die Rede sey, und man
kann verlangen, daß man diese stückweise anzeige.
Sind sie nun der Art nach verschieden, so lassen sie
sich durch ihre Beschaffenheit und eigene Merkmale
kennbar machen, und da kann die Frage quales vor-
kommen. Hingegen kömmt quaenam vor, wenn man
gleichsam mit Fingern darauf deuten oder sie vorzei-
gen muß, oder sie durch dieses, jenes, das erste,

das

Das Ausmeßbare.
ſache Bedeutung vorzunehmen, beſſer bey der Sache
ſelbſt anfaͤngt, und die dadurch uͤberhaupt vorgeſtell-
ten Dinge, nebſt denen, die damit einige Verwandt-
ſchaft und Verbindung haben, zuſammen nimmt,
um durch eine genauere Vergleichung derſelben zu
ſehen, wie vielerley man darinn zu unterſcheiden hat,
und welchem Stuͤcke etwann das Wort als eine
ſchickliche Benennung beygelegt werden koͤnne? Der
Vortheil, den man davon hat, aͤußert ſich da, wo
etwas ausgemeſſen werden ſoll, am offenbarſten, weil
man ohne ein ſolches Auseinanderleſen alles verſchie-
denen und einfachen ſelten zu einer richtigen und evi-
denten Ausmeſſungsart gelanget.

§. 792.

Um nun aber die vorhin angefuͤhrten Fragen an
ſich zu betrachten, ſo merken wir an, daß ſie in eini-
ge Hauptclaſſen koͤnnen getheilet werden. Die erſte
dieſer Claſſen wollen wir durch die Frage, welche?
anzeigen. Es iſt zwar dieſes Wort im Deutſchen
vieldeutig, weil wir es durch quales eben ſowohl als
durch quaenam uͤberſetzen. Es koͤnnen aber hier dieſe
beyden Bedeutungen vorkommen. Um dieſes zu zei-
gen, bemerken wir, daß die Frage: welche? bey
dem Vorzaͤhlen der Theile vorkommen kann. Denn,
wo nicht von allen die Rede iſt, da kann man fra-
gen, von welchen dann die Rede ſey, und man
kann verlangen, daß man dieſe ſtuͤckweiſe anzeige.
Sind ſie nun der Art nach verſchieden, ſo laſſen ſie
ſich durch ihre Beſchaffenheit und eigene Merkmale
kennbar machen, und da kann die Frage quales vor-
kommen. Hingegen koͤmmt quaenam vor, wenn man
gleichſam mit Fingern darauf deuten oder ſie vorzei-
gen muß, oder ſie durch dieſes, jenes, das erſte,

das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0423" n="415"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Ausmeßbare.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ache Bedeutung vorzunehmen, be&#x017F;&#x017F;er bey der Sache<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t anfa&#x0364;ngt, und die dadurch u&#x0364;berhaupt vorge&#x017F;tell-<lb/>
ten Dinge, neb&#x017F;t denen, die damit einige Verwandt-<lb/>
&#x017F;chaft und Verbindung haben, zu&#x017F;ammen nimmt,<lb/>
um durch eine genauere Vergleichung der&#x017F;elben zu<lb/>
&#x017F;ehen, wie vielerley man darinn zu unter&#x017F;cheiden hat,<lb/>
und welchem Stu&#x0364;cke etwann das Wort als eine<lb/>
&#x017F;chickliche Benennung beygelegt werden ko&#x0364;nne? Der<lb/>
Vortheil, den man davon hat, a&#x0364;ußert &#x017F;ich da, wo<lb/>
etwas ausgeme&#x017F;&#x017F;en werden &#x017F;oll, am offenbar&#x017F;ten, weil<lb/>
man ohne ein &#x017F;olches Auseinanderle&#x017F;en alles ver&#x017F;chie-<lb/>
denen und einfachen &#x017F;elten zu einer richtigen und evi-<lb/>
denten Ausme&#x017F;&#x017F;ungsart gelanget.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 792.</head><lb/>
            <p>Um nun aber die vorhin angefu&#x0364;hrten Fragen an<lb/>
&#x017F;ich zu betrachten, &#x017F;o merken wir an, daß &#x017F;ie in eini-<lb/>
ge Hauptcla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen getheilet werden. Die er&#x017F;te<lb/>
die&#x017F;er Cla&#x017F;&#x017F;en wollen wir durch die Frage, <hi rendition="#fr">welche?</hi><lb/>
anzeigen. Es i&#x017F;t zwar die&#x017F;es Wort im Deut&#x017F;chen<lb/>
vieldeutig, weil wir es durch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">quales</hi></hi> eben &#x017F;owohl als<lb/>
durch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">quaenam</hi></hi> u&#x0364;ber&#x017F;etzen. Es ko&#x0364;nnen aber hier die&#x017F;e<lb/>
beyden Bedeutungen vorkommen. Um die&#x017F;es zu zei-<lb/>
gen, bemerken wir, daß die Frage: <hi rendition="#fr">welche?</hi> bey<lb/>
dem Vorza&#x0364;hlen der Theile vorkommen kann. Denn,<lb/>
wo nicht <hi rendition="#fr">von allen</hi> die Rede i&#x017F;t, da kann man fra-<lb/>
gen, <hi rendition="#fr">von welchen</hi> dann die Rede &#x017F;ey, und man<lb/>
kann verlangen, daß man die&#x017F;e &#x017F;tu&#x0364;ckwei&#x017F;e anzeige.<lb/>
Sind &#x017F;ie nun der Art nach ver&#x017F;chieden, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich durch ihre Be&#x017F;chaffenheit und eigene Merkmale<lb/>
kennbar machen, und da kann die Frage <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">quales</hi></hi> vor-<lb/>
kommen. Hingegen ko&#x0364;mmt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">quaenam</hi></hi> vor, wenn man<lb/>
gleich&#x017F;am mit Fingern darauf deuten oder &#x017F;ie vorzei-<lb/>
gen muß, oder &#x017F;ie durch <hi rendition="#fr">die&#x017F;es, jenes, das er&#x017F;te,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">das</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0423] Das Ausmeßbare. ſache Bedeutung vorzunehmen, beſſer bey der Sache ſelbſt anfaͤngt, und die dadurch uͤberhaupt vorgeſtell- ten Dinge, nebſt denen, die damit einige Verwandt- ſchaft und Verbindung haben, zuſammen nimmt, um durch eine genauere Vergleichung derſelben zu ſehen, wie vielerley man darinn zu unterſcheiden hat, und welchem Stuͤcke etwann das Wort als eine ſchickliche Benennung beygelegt werden koͤnne? Der Vortheil, den man davon hat, aͤußert ſich da, wo etwas ausgemeſſen werden ſoll, am offenbarſten, weil man ohne ein ſolches Auseinanderleſen alles verſchie- denen und einfachen ſelten zu einer richtigen und evi- denten Ausmeſſungsart gelanget. §. 792. Um nun aber die vorhin angefuͤhrten Fragen an ſich zu betrachten, ſo merken wir an, daß ſie in eini- ge Hauptclaſſen koͤnnen getheilet werden. Die erſte dieſer Claſſen wollen wir durch die Frage, welche? anzeigen. Es iſt zwar dieſes Wort im Deutſchen vieldeutig, weil wir es durch quales eben ſowohl als durch quaenam uͤberſetzen. Es koͤnnen aber hier dieſe beyden Bedeutungen vorkommen. Um dieſes zu zei- gen, bemerken wir, daß die Frage: welche? bey dem Vorzaͤhlen der Theile vorkommen kann. Denn, wo nicht von allen die Rede iſt, da kann man fra- gen, von welchen dann die Rede ſey, und man kann verlangen, daß man dieſe ſtuͤckweiſe anzeige. Sind ſie nun der Art nach verſchieden, ſo laſſen ſie ſich durch ihre Beſchaffenheit und eigene Merkmale kennbar machen, und da kann die Frage quales vor- kommen. Hingegen koͤmmt quaenam vor, wenn man gleichſam mit Fingern darauf deuten oder ſie vorzei- gen muß, oder ſie durch dieſes, jenes, das erſte, das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/423
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/423>, abgerufen am 03.12.2024.