Flächen bestünde anfieng, so kam erstlich die Frage von derjenigen Gestalt der Flächen und Körper vor, die unter allen am einfachsten wäre, und in welche sich jede Zusammengesetztere zertheilen ließe. Dieses fand man nun in Absicht auf die Flächen bey den gerade- linichten Triangeln, in Absicht auf die Körper aber bey triangulären Pyramiden, die nämlich aus vier von solchen triangulären Flächen zusammengesetzt sind, weil man sah, daß jede Fläche sich in solche Triangel, und jeder Körper sich in solche Pyramiden vertheilen ließe. Jn dieser Absicht konnte man sie als einfache Größen, und gleichsam als die Elemente jeder Flä- chen und körperlichen Räume ansehen.
§. 742.
Damit war aber noch nicht alles ausgerichtet. Denn solche Triangel und Pyramiden waren mehren- theils ungleich an Größe, und unähnlich an Gestalt, und so konnte man aus ihrer Anzahl auf die Größe des Raumes keinen Schluß machen. Man fienge daher an, Flächen und Körper aufzusuchen, die gleich und ähnlich wären, und sich an einander anlegen, und einen Raum dichte und genau ausfüllen konnten, und dazu waren in Absicht auf die Flächen die Qua- drate, in Absicht auf die Körper aber die Cubi oder würfliche Räume in allwegen die tauglichsten, weil sie auf das genaueste nach der Länge, Breite und Höhe an einander gelegt werden konnten. Damit war es nun nur darum zu thun, wie man die Triangel und Pyramiden mit diesen Quadraten und Cubis verglei- chen konnte. Und nach dem man dieses gefunden, so gebrauchte man die Triangel und Pyramiden, als die einfachsten Theile der Figuren und Körper, die Quadrate und Cubi aber, als die bequemsten Ein-
heiten,
XXV. Hauptſtuͤck.
Flaͤchen beſtuͤnde anfieng, ſo kam erſtlich die Frage von derjenigen Geſtalt der Flaͤchen und Koͤrper vor, die unter allen am einfachſten waͤre, und in welche ſich jede Zuſammengeſetztere zertheilen ließe. Dieſes fand man nun in Abſicht auf die Flaͤchen bey den gerade- linichten Triangeln, in Abſicht auf die Koͤrper aber bey triangulaͤren Pyramiden, die naͤmlich aus vier von ſolchen triangulaͤren Flaͤchen zuſammengeſetzt ſind, weil man ſah, daß jede Flaͤche ſich in ſolche Triangel, und jeder Koͤrper ſich in ſolche Pyramiden vertheilen ließe. Jn dieſer Abſicht konnte man ſie als einfache Groͤßen, und gleichſam als die Elemente jeder Flaͤ- chen und koͤrperlichen Raͤume anſehen.
§. 742.
Damit war aber noch nicht alles ausgerichtet. Denn ſolche Triangel und Pyramiden waren mehren- theils ungleich an Groͤße, und unaͤhnlich an Geſtalt, und ſo konnte man aus ihrer Anzahl auf die Groͤße des Raumes keinen Schluß machen. Man fienge daher an, Flaͤchen und Koͤrper aufzuſuchen, die gleich und aͤhnlich waͤren, und ſich an einander anlegen, und einen Raum dichte und genau ausfuͤllen konnten, und dazu waren in Abſicht auf die Flaͤchen die Qua- drate, in Abſicht auf die Koͤrper aber die Cubi oder wuͤrfliche Raͤume in allwegen die tauglichſten, weil ſie auf das genaueſte nach der Laͤnge, Breite und Hoͤhe an einander gelegt werden konnten. Damit war es nun nur darum zu thun, wie man die Triangel und Pyramiden mit dieſen Quadraten und Cubis verglei- chen konnte. Und nach dem man dieſes gefunden, ſo gebrauchte man die Triangel und Pyramiden, als die einfachſten Theile der Figuren und Koͤrper, die Quadrate und Cubi aber, als die bequemſten Ein-
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XXV. Hauptſtuͤck.
Flaͤchen beſtuͤnde anfieng, ſo kam erſtlich die Frage
von derjenigen Geſtalt der Flaͤchen und Koͤrper vor,
die unter allen am einfachſten waͤre, und in welche ſich
jede Zuſammengeſetztere zertheilen ließe. Dieſes fand
man nun in Abſicht auf die Flaͤchen bey den gerade-
linichten Triangeln, in Abſicht auf die Koͤrper aber
bey triangulaͤren Pyramiden, die naͤmlich aus vier
von ſolchen triangulaͤren Flaͤchen zuſammengeſetzt ſind,
weil man ſah, daß jede Flaͤche ſich in ſolche Triangel,
und jeder Koͤrper ſich in ſolche Pyramiden vertheilen
ließe. Jn dieſer Abſicht konnte man ſie als einfache
Groͤßen, und gleichſam als die Elemente jeder Flaͤ-
chen und koͤrperlichen Raͤume anſehen.
§. 742.
Damit war aber noch nicht alles ausgerichtet.
Denn ſolche Triangel und Pyramiden waren mehren-
theils ungleich an Groͤße, und unaͤhnlich an Geſtalt,
und ſo konnte man aus ihrer Anzahl auf die Groͤße
des Raumes keinen Schluß machen. Man fienge
daher an, Flaͤchen und Koͤrper aufzuſuchen, die gleich
und aͤhnlich waͤren, und ſich an einander anlegen,
und einen Raum dichte und genau ausfuͤllen konnten,
und dazu waren in Abſicht auf die Flaͤchen die Qua-
drate, in Abſicht auf die Koͤrper aber die Cubi oder
wuͤrfliche Raͤume in allwegen die tauglichſten, weil
ſie auf das genaueſte nach der Laͤnge, Breite und Hoͤhe
an einander gelegt werden konnten. Damit war es
nun nur darum zu thun, wie man die Triangel und
Pyramiden mit dieſen Quadraten und Cubis verglei-
chen konnte. Und nach dem man dieſes gefunden,
ſo gebrauchte man die Triangel und Pyramiden, als
die einfachſten Theile der Figuren und Koͤrper, die
Quadrate und Cubi aber, als die bequemſten Ein-
heiten,
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/372>, abgerufen am 21.02.2025.
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