Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Dimension.
Tafeln nur deswegen beybehalten, weil man der Ano-
malien auf eine bequeme Art Rechnung tragen konnte.
Daß man aber die Veränderung in der Schiefe der
Eccliptic ebenfalls der Zeit proportional machen, und
dadurch ihre Periode voraus bestimmen wollte, dazu
hatte man weniger Gründe. Es ist mit der Verän-
derung der Abweichung der Magnetnadel auf eine
ähnliche Art ergangen. Man setzte sie gehe gleich-
förmig von Osten gegen Westen, und man wollte
daraus die Zeit bestimmen, in welcher sie in dem
ganzen Cirkel herum kömmt, ungeachtet die genauere
Vergleichung aller Parisischen Observationen angiebt,
daß sie erst seit ungefähr 1580 anfienge, wiederum
nach Westen rückwärts zu kehren, und nun dermalen
allem Ansehen nach in wenigen Jahren ihr westliches
Maximum erreichen, und sodann wiederum ostwärts
zurücke kehren wird. Jch sage, allem Ansehen
nach,
wenn nämlich nicht Ursachen hinzukommen,
die sich seit A°. 1550, das ist seit dem man Observa-
tionen hat, nicht geäußert haben. Eine Verände-
rung, die der Zeit nach ein Maximum hat, ist der
Zeit schlechthin nicht proportional, sondern hat meh-
rere einander einschränkende Ursachen, die sie nicht
lassen größer werden, wenn sie auch der einen Ursache
nach größer werden könnte.

§. 736.

Jn Absicht auf ein solches Verfahren, ist nun für
sich klar, daß man es eigentlich vornimmt, wo die
wahren Verhältnisse nicht aus Gründen bestimmt
werden können, und in solchen Fällen ist es unter
gewissen Bedingungen allerdings zuläßig. Es muß
nämlich die angenommene Verhältniß von der Er-
fahrung wenigstens nicht merklich abweichen, und

man
Z 2

Die Dimenſion.
Tafeln nur deswegen beybehalten, weil man der Ano-
malien auf eine bequeme Art Rechnung tragen konnte.
Daß man aber die Veraͤnderung in der Schiefe der
Eccliptic ebenfalls der Zeit proportional machen, und
dadurch ihre Periode voraus beſtimmen wollte, dazu
hatte man weniger Gruͤnde. Es iſt mit der Veraͤn-
derung der Abweichung der Magnetnadel auf eine
aͤhnliche Art ergangen. Man ſetzte ſie gehe gleich-
foͤrmig von Oſten gegen Weſten, und man wollte
daraus die Zeit beſtimmen, in welcher ſie in dem
ganzen Cirkel herum koͤmmt, ungeachtet die genauere
Vergleichung aller Pariſiſchen Obſervationen angiebt,
daß ſie erſt ſeit ungefaͤhr 1580 anfienge, wiederum
nach Weſten ruͤckwaͤrts zu kehren, und nun dermalen
allem Anſehen nach in wenigen Jahren ihr weſtliches
Maximum erreichen, und ſodann wiederum oſtwaͤrts
zuruͤcke kehren wird. Jch ſage, allem Anſehen
nach,
wenn naͤmlich nicht Urſachen hinzukommen,
die ſich ſeit A°. 1550, das iſt ſeit dem man Obſerva-
tionen hat, nicht geaͤußert haben. Eine Veraͤnde-
rung, die der Zeit nach ein Maximum hat, iſt der
Zeit ſchlechthin nicht proportional, ſondern hat meh-
rere einander einſchraͤnkende Urſachen, die ſie nicht
laſſen groͤßer werden, wenn ſie auch der einen Urſache
nach groͤßer werden koͤnnte.

§. 736.

Jn Abſicht auf ein ſolches Verfahren, iſt nun fuͤr
ſich klar, daß man es eigentlich vornimmt, wo die
wahren Verhaͤltniſſe nicht aus Gruͤnden beſtimmt
werden koͤnnen, und in ſolchen Faͤllen iſt es unter
gewiſſen Bedingungen allerdings zulaͤßig. Es muß
naͤmlich die angenommene Verhaͤltniß von der Er-
fahrung wenigſtens nicht merklich abweichen, und

man
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0363" n="355"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Dimen&#x017F;ion.</hi></fw><lb/>
Tafeln nur deswegen beybehalten, weil man der Ano-<lb/>
malien auf eine bequeme Art Rechnung tragen konnte.<lb/>
Daß man aber die Vera&#x0364;nderung in der Schiefe der<lb/>
Eccliptic ebenfalls der Zeit proportional machen, und<lb/>
dadurch ihre Periode voraus be&#x017F;timmen wollte, dazu<lb/>
hatte man weniger Gru&#x0364;nde. Es i&#x017F;t mit der Vera&#x0364;n-<lb/>
derung der Abweichung der Magnetnadel auf eine<lb/>
a&#x0364;hnliche Art ergangen. Man &#x017F;etzte &#x017F;ie gehe gleich-<lb/>
fo&#x0364;rmig von O&#x017F;ten gegen We&#x017F;ten, und man wollte<lb/>
daraus die Zeit be&#x017F;timmen, in welcher &#x017F;ie in dem<lb/>
ganzen Cirkel herum ko&#x0364;mmt, ungeachtet die genauere<lb/>
Vergleichung aller Pari&#x017F;i&#x017F;chen Ob&#x017F;ervationen angiebt,<lb/>
daß &#x017F;ie er&#x017F;t &#x017F;eit ungefa&#x0364;hr 1580 anfienge, wiederum<lb/>
nach We&#x017F;ten ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts zu kehren, und nun dermalen<lb/>
allem An&#x017F;ehen nach in wenigen Jahren ihr we&#x017F;tliches<lb/><hi rendition="#aq">Maximum</hi> erreichen, und &#x017F;odann wiederum o&#x017F;twa&#x0364;rts<lb/>
zuru&#x0364;cke kehren wird. Jch &#x017F;age, <hi rendition="#fr">allem An&#x017F;ehen<lb/>
nach,</hi> wenn na&#x0364;mlich nicht Ur&#x017F;achen hinzukommen,<lb/>
die &#x017F;ich &#x017F;eit A°. 1550, das i&#x017F;t &#x017F;eit dem man Ob&#x017F;erva-<lb/>
tionen hat, nicht gea&#x0364;ußert haben. Eine Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung, die der Zeit nach ein <hi rendition="#aq">Maximum</hi> hat, i&#x017F;t der<lb/>
Zeit &#x017F;chlechthin nicht proportional, &#x017F;ondern hat meh-<lb/>
rere einander ein&#x017F;chra&#x0364;nkende Ur&#x017F;achen, die &#x017F;ie nicht<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en gro&#x0364;ßer werden, wenn &#x017F;ie auch der einen Ur&#x017F;ache<lb/>
nach gro&#x0364;ßer werden ko&#x0364;nnte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 736.</head><lb/>
            <p>Jn Ab&#x017F;icht auf ein &#x017F;olches Verfahren, i&#x017F;t nun fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich klar, daß man es eigentlich vornimmt, wo die<lb/>
wahren Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e nicht aus Gru&#x0364;nden be&#x017F;timmt<lb/>
werden ko&#x0364;nnen, und in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen i&#x017F;t es unter<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Bedingungen allerdings zula&#x0364;ßig. Es muß<lb/>
na&#x0364;mlich die angenommene Verha&#x0364;ltniß von der Er-<lb/>
fahrung wenig&#x017F;tens nicht merklich abweichen, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0363] Die Dimenſion. Tafeln nur deswegen beybehalten, weil man der Ano- malien auf eine bequeme Art Rechnung tragen konnte. Daß man aber die Veraͤnderung in der Schiefe der Eccliptic ebenfalls der Zeit proportional machen, und dadurch ihre Periode voraus beſtimmen wollte, dazu hatte man weniger Gruͤnde. Es iſt mit der Veraͤn- derung der Abweichung der Magnetnadel auf eine aͤhnliche Art ergangen. Man ſetzte ſie gehe gleich- foͤrmig von Oſten gegen Weſten, und man wollte daraus die Zeit beſtimmen, in welcher ſie in dem ganzen Cirkel herum koͤmmt, ungeachtet die genauere Vergleichung aller Pariſiſchen Obſervationen angiebt, daß ſie erſt ſeit ungefaͤhr 1580 anfienge, wiederum nach Weſten ruͤckwaͤrts zu kehren, und nun dermalen allem Anſehen nach in wenigen Jahren ihr weſtliches Maximum erreichen, und ſodann wiederum oſtwaͤrts zuruͤcke kehren wird. Jch ſage, allem Anſehen nach, wenn naͤmlich nicht Urſachen hinzukommen, die ſich ſeit A°. 1550, das iſt ſeit dem man Obſerva- tionen hat, nicht geaͤußert haben. Eine Veraͤnde- rung, die der Zeit nach ein Maximum hat, iſt der Zeit ſchlechthin nicht proportional, ſondern hat meh- rere einander einſchraͤnkende Urſachen, die ſie nicht laſſen groͤßer werden, wenn ſie auch der einen Urſache nach groͤßer werden koͤnnte. §. 736. Jn Abſicht auf ein ſolches Verfahren, iſt nun fuͤr ſich klar, daß man es eigentlich vornimmt, wo die wahren Verhaͤltniſſe nicht aus Gruͤnden beſtimmt werden koͤnnen, und in ſolchen Faͤllen iſt es unter gewiſſen Bedingungen allerdings zulaͤßig. Es muß naͤmlich die angenommene Verhaͤltniß von der Er- fahrung wenigſtens nicht merklich abweichen, und man Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/363
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/363>, abgerufen am 30.12.2024.