Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
XXI. Hauptst. Zeichen u. Bedeutungen.
§. 678.

Ein Zeichen ist überhaupt ein Principium cogno-
scendi,
und bezieht sich auf ein denkendes Wesen,
welches sich die Verbindung zwischen dem Zeichen
und der dadurch bedeuteten Sache wenigstens über-
haupt vorstellet, um aus jenem auf diese zu schließen.
Es dienet demnach in so fern zur wissenschaftlichen Er-
kenntniß, als das Bewußtseyn dieser Verbindung
jedesmal ein Datum ersparet (§. 15.), und nach dem
ordentlichen Lauf der Dinge gehen die Zeichen der
wissenschaftlichen Erkenntniß unmittelbar vor. Ein
Volk, welches nach seiner ersten Dummheit anfängt,
auf Zeichen zu merken, und sie aufzusuchen, hat nur
noch einen Schritt mehr zu thun, um auf ihre Ver-
bindung zu merken, und durch diese Kenntniß die
trüglichen Zeichen von den zuverläßigen unterscheiden
zu lernen. Es kömmt auf den Einfall an, daß bey
zuverläßigen natürlichen Zeichen in der Sache selbst
etwas zum Grunde liege, welches man aufsuchen
müsse, und dazu haben in den neuern Zeiten Baco
und Cartesius den Weg gebähnet, und man kann
sagen, ersterer auf eine positive, letzterer auf eine
negative Art, (§. 6.).



Vierter
XXI. Hauptſt. Zeichen u. Bedeutungen.
§. 678.

Ein Zeichen iſt uͤberhaupt ein Principium cogno-
ſcendi,
und bezieht ſich auf ein denkendes Weſen,
welches ſich die Verbindung zwiſchen dem Zeichen
und der dadurch bedeuteten Sache wenigſtens uͤber-
haupt vorſtellet, um aus jenem auf dieſe zu ſchließen.
Es dienet demnach in ſo fern zur wiſſenſchaftlichen Er-
kenntniß, als das Bewußtſeyn dieſer Verbindung
jedesmal ein Datum erſparet (§. 15.), und nach dem
ordentlichen Lauf der Dinge gehen die Zeichen der
wiſſenſchaftlichen Erkenntniß unmittelbar vor. Ein
Volk, welches nach ſeiner erſten Dummheit anfaͤngt,
auf Zeichen zu merken, und ſie aufzuſuchen, hat nur
noch einen Schritt mehr zu thun, um auf ihre Ver-
bindung zu merken, und durch dieſe Kenntniß die
truͤglichen Zeichen von den zuverlaͤßigen unterſcheiden
zu lernen. Es koͤmmt auf den Einfall an, daß bey
zuverlaͤßigen natuͤrlichen Zeichen in der Sache ſelbſt
etwas zum Grunde liege, welches man aufſuchen
muͤſſe, und dazu haben in den neuern Zeiten Baco
und Carteſius den Weg gebaͤhnet, und man kann
ſagen, erſterer auf eine poſitive, letzterer auf eine
negative Art, (§. 6.).



Vierter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0308" n="300"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXI.</hi> Haupt&#x017F;t. Zeichen u. Bedeutungen.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 678.</head><lb/>
            <p>Ein Zeichen i&#x017F;t u&#x0364;berhaupt ein <hi rendition="#aq">Principium cogno-<lb/>
&#x017F;cendi,</hi> und bezieht &#x017F;ich auf ein denkendes We&#x017F;en,<lb/>
welches &#x017F;ich die Verbindung zwi&#x017F;chen dem Zeichen<lb/>
und der dadurch bedeuteten Sache wenig&#x017F;tens u&#x0364;ber-<lb/>
haupt vor&#x017F;tellet, um aus jenem auf die&#x017F;e zu &#x017F;chließen.<lb/>
Es dienet demnach in &#x017F;o fern zur wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Er-<lb/>
kenntniß, als das Bewußt&#x017F;eyn die&#x017F;er Verbindung<lb/>
jedesmal ein <hi rendition="#aq">Datum</hi> er&#x017F;paret (§. 15.), und nach dem<lb/>
ordentlichen Lauf der Dinge gehen die Zeichen der<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Erkenntniß unmittelbar vor. Ein<lb/>
Volk, welches nach &#x017F;einer er&#x017F;ten Dummheit anfa&#x0364;ngt,<lb/>
auf Zeichen zu merken, und &#x017F;ie aufzu&#x017F;uchen, hat nur<lb/>
noch einen Schritt mehr zu thun, um auf ihre Ver-<lb/>
bindung zu merken, und durch die&#x017F;e Kenntniß die<lb/>
tru&#x0364;glichen Zeichen von den zuverla&#x0364;ßigen unter&#x017F;cheiden<lb/>
zu lernen. Es ko&#x0364;mmt auf den Einfall an, daß bey<lb/>
zuverla&#x0364;ßigen natu&#x0364;rlichen Zeichen in der Sache &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
etwas zum Grunde liege, welches man auf&#x017F;uchen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und dazu haben in den neuern Zeiten <hi rendition="#fr">Baco</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Carte&#x017F;ius</hi> den Weg geba&#x0364;hnet, und man kann<lb/>
&#x017F;agen, er&#x017F;terer auf eine po&#x017F;itive, letzterer auf eine<lb/>
negative Art, (§. 6.).</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Vierter</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0308] XXI. Hauptſt. Zeichen u. Bedeutungen. §. 678. Ein Zeichen iſt uͤberhaupt ein Principium cogno- ſcendi, und bezieht ſich auf ein denkendes Weſen, welches ſich die Verbindung zwiſchen dem Zeichen und der dadurch bedeuteten Sache wenigſtens uͤber- haupt vorſtellet, um aus jenem auf dieſe zu ſchließen. Es dienet demnach in ſo fern zur wiſſenſchaftlichen Er- kenntniß, als das Bewußtſeyn dieſer Verbindung jedesmal ein Datum erſparet (§. 15.), und nach dem ordentlichen Lauf der Dinge gehen die Zeichen der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß unmittelbar vor. Ein Volk, welches nach ſeiner erſten Dummheit anfaͤngt, auf Zeichen zu merken, und ſie aufzuſuchen, hat nur noch einen Schritt mehr zu thun, um auf ihre Ver- bindung zu merken, und durch dieſe Kenntniß die truͤglichen Zeichen von den zuverlaͤßigen unterſcheiden zu lernen. Es koͤmmt auf den Einfall an, daß bey zuverlaͤßigen natuͤrlichen Zeichen in der Sache ſelbſt etwas zum Grunde liege, welches man aufſuchen muͤſſe, und dazu haben in den neuern Zeiten Baco und Carteſius den Weg gebaͤhnet, und man kann ſagen, erſterer auf eine poſitive, letzterer auf eine negative Art, (§. 6.). Vierter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/308
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/308>, abgerufen am 21.11.2024.