Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeichen und Bedeutungen.
vor, so nehmen wir die Sache so weit sie reichet, und
die Wirkung ist, wenigstens bis auf neue sich äu-
ßernde Umstände zu Ende, wenn die dadurch geän-
derte Sache so bleibt und zu bleiben fortfährt. So
endet sich etwann ein Ungewitter auf die Art, daß
noch Stoff da ist, daß es den folgenden Tag wieder
komme. Und so bleibt man auch nach einigen Er-
schütterungen eines Erdbebens ungewiß, ob nicht
noch einige Stöße kommen werden. So höret auch
etwann eine Krankheit mit der Besorgniß der Wie-
derkehr auf. Man sieht leicht, daß bey allem die-
sem besondere Zeichen oder Kennzeichen erfordert
werden, wenn man von der gänzlichen Endigung
sich voraus und völlig versichern will. Man hat sich
daher auch in vielen Fällen bemühet, Proben aus-
fündig zu machen, wodurch man sich davon versichern
kann, und solche Proben sind immer gewissermaßen
Zeichen, und wenn man den Grund davon nicht weiß,
schlechthin nur Zeichen von der Sache.

§. 666.

Da der Anfang und das Ende in solchen Ganzen,
deren Theile auf einander folgen, relativ ist; so kann
zwar ein solches Ganzes für sich betrachtet werden,
es ist aber dennoch nicht immer so sehr von allem
Vor- und Nachgehenden, und so auch nicht von allem,
was zugleich mit vorgeht, unabhängig, daß nicht
auch dabey Zeichen sollten können gedacht werden,
wodurch von dem einen auf das andere der Schluß
gemacht werden kann. Und da giebt es sehr viele
Wirkungen in dem Laufe der Natur, die nicht an-
ders, als nach bereits vorgegangenen andern Wir-
kungen erfolgen, und die hinwiederum, nach dem sie
in einer Sache oder an einem Orte vorbey sind, sich

in
T 2

Zeichen und Bedeutungen.
vor, ſo nehmen wir die Sache ſo weit ſie reichet, und
die Wirkung iſt, wenigſtens bis auf neue ſich aͤu-
ßernde Umſtaͤnde zu Ende, wenn die dadurch geaͤn-
derte Sache ſo bleibt und zu bleiben fortfaͤhrt. So
endet ſich etwann ein Ungewitter auf die Art, daß
noch Stoff da iſt, daß es den folgenden Tag wieder
komme. Und ſo bleibt man auch nach einigen Er-
ſchuͤtterungen eines Erdbebens ungewiß, ob nicht
noch einige Stoͤße kommen werden. So hoͤret auch
etwann eine Krankheit mit der Beſorgniß der Wie-
derkehr auf. Man ſieht leicht, daß bey allem die-
ſem beſondere Zeichen oder Kennzeichen erfordert
werden, wenn man von der gaͤnzlichen Endigung
ſich voraus und voͤllig verſichern will. Man hat ſich
daher auch in vielen Faͤllen bemuͤhet, Proben aus-
fuͤndig zu machen, wodurch man ſich davon verſichern
kann, und ſolche Proben ſind immer gewiſſermaßen
Zeichen, und wenn man den Grund davon nicht weiß,
ſchlechthin nur Zeichen von der Sache.

§. 666.

Da der Anfang und das Ende in ſolchen Ganzen,
deren Theile auf einander folgen, relativ iſt; ſo kann
zwar ein ſolches Ganzes fuͤr ſich betrachtet werden,
es iſt aber dennoch nicht immer ſo ſehr von allem
Vor- und Nachgehenden, und ſo auch nicht von allem,
was zugleich mit vorgeht, unabhaͤngig, daß nicht
auch dabey Zeichen ſollten koͤnnen gedacht werden,
wodurch von dem einen auf das andere der Schluß
gemacht werden kann. Und da giebt es ſehr viele
Wirkungen in dem Laufe der Natur, die nicht an-
ders, als nach bereits vorgegangenen andern Wir-
kungen erfolgen, und die hinwiederum, nach dem ſie
in einer Sache oder an einem Orte vorbey ſind, ſich

in
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0299" n="291"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zeichen und Bedeutungen.</hi></fw><lb/>
vor, &#x017F;o nehmen wir die Sache &#x017F;o weit &#x017F;ie reichet, und<lb/>
die Wirkung i&#x017F;t, wenig&#x017F;tens bis auf neue &#x017F;ich a&#x0364;u-<lb/>
ßernde Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu Ende, wenn die dadurch gea&#x0364;n-<lb/>
derte Sache &#x017F;o bleibt und zu bleiben fortfa&#x0364;hrt. So<lb/>
endet &#x017F;ich etwann ein Ungewitter auf die Art, daß<lb/>
noch Stoff da i&#x017F;t, daß es den folgenden Tag wieder<lb/>
komme. Und &#x017F;o bleibt man auch nach einigen Er-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tterungen eines Erdbebens ungewiß, ob nicht<lb/>
noch einige Sto&#x0364;ße kommen werden. So ho&#x0364;ret auch<lb/>
etwann eine Krankheit mit der Be&#x017F;orgniß der Wie-<lb/>
derkehr auf. Man &#x017F;ieht leicht, daß bey allem die-<lb/>
&#x017F;em be&#x017F;ondere Zeichen oder Kennzeichen erfordert<lb/>
werden, wenn man von der ga&#x0364;nzlichen Endigung<lb/>
&#x017F;ich voraus und vo&#x0364;llig ver&#x017F;ichern will. Man hat &#x017F;ich<lb/>
daher auch in vielen Fa&#x0364;llen bemu&#x0364;het, <hi rendition="#fr">Proben</hi> aus-<lb/>
fu&#x0364;ndig zu machen, wodurch man &#x017F;ich davon ver&#x017F;ichern<lb/>
kann, und &#x017F;olche Proben &#x017F;ind immer gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen<lb/>
Zeichen, und wenn man den Grund davon nicht weiß,<lb/>
&#x017F;chlechthin nur Zeichen von der Sache.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 666.</head><lb/>
            <p>Da der Anfang und das Ende in &#x017F;olchen Ganzen,<lb/>
deren Theile auf einander folgen, relativ i&#x017F;t; &#x017F;o kann<lb/>
zwar ein &#x017F;olches Ganzes fu&#x0364;r &#x017F;ich betrachtet werden,<lb/>
es i&#x017F;t aber dennoch nicht immer &#x017F;o &#x017F;ehr von allem<lb/>
Vor- und Nachgehenden, und &#x017F;o auch nicht von allem,<lb/>
was zugleich mit vorgeht, unabha&#x0364;ngig, daß nicht<lb/>
auch dabey Zeichen &#x017F;ollten ko&#x0364;nnen gedacht werden,<lb/>
wodurch von dem einen auf das andere der Schluß<lb/>
gemacht werden kann. Und da giebt es &#x017F;ehr viele<lb/>
Wirkungen in dem Laufe der Natur, die nicht an-<lb/>
ders, als nach bereits vorgegangenen andern Wir-<lb/>
kungen erfolgen, und die hinwiederum, nach dem &#x017F;ie<lb/>
in einer Sache oder an einem Orte vorbey &#x017F;ind, &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0299] Zeichen und Bedeutungen. vor, ſo nehmen wir die Sache ſo weit ſie reichet, und die Wirkung iſt, wenigſtens bis auf neue ſich aͤu- ßernde Umſtaͤnde zu Ende, wenn die dadurch geaͤn- derte Sache ſo bleibt und zu bleiben fortfaͤhrt. So endet ſich etwann ein Ungewitter auf die Art, daß noch Stoff da iſt, daß es den folgenden Tag wieder komme. Und ſo bleibt man auch nach einigen Er- ſchuͤtterungen eines Erdbebens ungewiß, ob nicht noch einige Stoͤße kommen werden. So hoͤret auch etwann eine Krankheit mit der Beſorgniß der Wie- derkehr auf. Man ſieht leicht, daß bey allem die- ſem beſondere Zeichen oder Kennzeichen erfordert werden, wenn man von der gaͤnzlichen Endigung ſich voraus und voͤllig verſichern will. Man hat ſich daher auch in vielen Faͤllen bemuͤhet, Proben aus- fuͤndig zu machen, wodurch man ſich davon verſichern kann, und ſolche Proben ſind immer gewiſſermaßen Zeichen, und wenn man den Grund davon nicht weiß, ſchlechthin nur Zeichen von der Sache. §. 666. Da der Anfang und das Ende in ſolchen Ganzen, deren Theile auf einander folgen, relativ iſt; ſo kann zwar ein ſolches Ganzes fuͤr ſich betrachtet werden, es iſt aber dennoch nicht immer ſo ſehr von allem Vor- und Nachgehenden, und ſo auch nicht von allem, was zugleich mit vorgeht, unabhaͤngig, daß nicht auch dabey Zeichen ſollten koͤnnen gedacht werden, wodurch von dem einen auf das andere der Schluß gemacht werden kann. Und da giebt es ſehr viele Wirkungen in dem Laufe der Natur, die nicht an- ders, als nach bereits vorgegangenen andern Wir- kungen erfolgen, und die hinwiederum, nach dem ſie in einer Sache oder an einem Orte vorbey ſind, ſich in T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/299
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/299>, abgerufen am 21.12.2024.